Erst sind es nur ein paar, die zaghaft den Treffpunkt betraten. Sie posieren erstmal für ein Gruppenfoto mit witzigen Requisiten. Dabei tauen die meisten schon etwas auf. Für den Tanzworkshop ist es vielleicht noch etwas zu früh. Zunächst mal im Games-Raum schauen, was sich über den Beamer machen lässt oder mit der Virtual-Reality-Brille. Als sich die ersten an die Pen&Paper-Rollenspiele trauen und schon ein paar Wünsche an die Pinnwand geheftet haben, füllen sich die Räume nach und nach. Der JA TAG! wird so langsam das, was er sein soll: Ein Tag von Jugendlichen für Jugendliche.
„Wenn wir 50 bis 100 Jugendliche erreichen, ist das ein toller Erfolg“, sagt Arne Vogt vom Bergkamener Kinder- und Jugendbüro. Ein Erfolg ist der Tag eigentlich schon jetzt. Es gibt ihn, ganz allein Dank der Initiative der Bergkamener Jugendlichen. Die hatten die Idee und trugen sie an die Mitarbeiter der Jugendarbeit heran. „Wir wünschen uns, dass die Jugendlichen eine Möglichkeit haben, ihre eigenen Ideen, Vorstellungen und Wünsche auszudrücken“, erläutert Merve Korkmaz. Die 15-Jährigen gehören zum Team der rund 15 Jugendlichen, die sich für diesen Tag stark machen und engagieren. Sie laufen mit blauen T-Shirts geschäftig umher und schauen, dass die organisatorischen Voraussetzungen für jede Aktion und jedes Angebot passen.
„Es gibt viele von uns, die etwas verändern wollen – aber nicht richtig wissen, wie“, sagt sie. Deshalb soll dieser Tag eine niederschwellige Möglichkeit sein, genau das zu tun. Hier gibt es auf jeden Fall den Raum, die eigene Meinung zu äußern und Gleichgesinnte zu finden, die die eigenen Interessen vertreten. In drei Planungsrunden haben die Jugendlichen mit der Hilfe des Kinder- und Jugendbüros vor 6 Monaten mit der Vorbereitung auf diesen Tag begonnen. Viele Ideen wurden dabei gesammelt. „So viele, dass einige nicht umgesetzt werden konnten“. Was am Ende der Realität war, konnte sich am Samstag mehr als sehen lassen.
Vom Kino bis zum Club: Wunschliste ist groß
Es gab einen großen Stadtplan und viele Stellwände, wo die Wünsche sogar direkt verortet werden konnten. Wo fehlen zusätzliche Möglichkeiten, sich zu treffen? Eine Bar oder einen Club wünschen sich viele. Ganz oben auf der Wunschliste steht auch ein Kino, allen Streamingdiensten zum Trotz. Auch die Politik war da: Bündnis 90/Die Grünen und die SPD luden zum Quiz und zur Zukunftsgestaltung ein. Hier waren die Hemmschwellen allerdings noch etwas zu groß. Leichter war es, sich erst einmal mit Henna-Tattoos zu schicken oder selbstgemachten Armbändern aufzuwärmen. Ein Völkerballturnier wartete in der Turnhaller auf Teilnehmer. Drei Schulen hatten Stände mit Leckereien bestückt, deren Einnahmen für die Abschlussfeiern bestimmt waren.
Viele tolle Möglichkeiten auch, sich auszudrücken, in andere Rollen zu schlüpfen, Meinung zu formulieren oder einfach nur einen Nachmittag lang mit viel Kreativität etwa am Plattenteller Spaß zu haben. Das funktionierte noch nicht sofort auf Anhieb, hat sich aber dank vielfältiger Werbung auf jeden Fall herumgesprochen. Es wird bestimmt nicht bei dieser Premiere bleiben, denn es war nicht zu übersehen, dass das Interesse groß ist. Einige junge Bergkamener schlichen neugierig um den Treffpunkt herum und brauchten oft nur eine direkte Einladung und eine aufgehaltene Tür, um sich über die Schwelle zu trauen. In Gruppen strömten sie am späteren Nachmittag deutlich selbstbewusster hierher und probierten sich gutgelaunt an den vielen Angeboten. Es gibt auch eindeutig Potenzial für mehr.