Weiter in Freiheit – aber der Scirocco ist futsch

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von Andreas Milk
Der VW Scirocco des Bergkameners Karel D. (Name geändert) gehört jetzt dem Staat. Denn der Wagen war – juristisch gesprochen – Tatwerkzeug. D. fuhr damit durch die Gegend, obwohl er keinen Führerschein besaß. Acht Fälle sind dokumentiert: einmal wurde D. geblitzt, die übrigen sieben Male geschah die „Schwarzfahrt“ jeweils unter den Augen von Menschen aus der Nachbarschaft. Sie informierten die Polizei. Und noch wegen eines weiteren Delikts stand D. jetzt vor dem Kamener Amtsrichter: Er soll im April 2019 seine damalige Freundin im Streit an den Haaren gezogen und sie getreten haben – allerdings nur mit Socken an den Füßen, nicht mit Schuhen.

Das mit den Haaren stimme, das mit dem Treten nicht, erklärte er. Und weil die junge Frau selbst es nicht für nötig gehalten hatte, zum Gerichtstermin zu kommen, entschied der Vorsitzende: Das Verfahren wird in dieser Sache eingestellt, fertig. Zurück also zu den illegalen Autofahrten: Auch die gab der Angeklagte zu.

Das Urteil: Neun Monate Haft – ausgesetzt auf Bewährung. Das schien milde angesichts einer Reihe von Vorstrafen; der Staatsanwalt hatte eine Freiheitsstrafe ohne Bewährungschance beantragt. Der Richter wertete aber als positiv, dass D. „reinen Tisch“ gemacht habe. Auch ein Drogenproblem scheine der 32-Jährige in den Griff zu kriegen. Seine frühere Alles-egal-Haltung habe er abgelegt. Kurz: Die Chancen stünden gut, dass Karel D. in die Spur kommt.

Neben dem eingezogenen Scirocco – der wohl versteigert werden dürfte – hat das Land in Zusammenhang mit dem Verfahren weitere Einnahmen: Gegen die fehlende (Ex-) Freundin sowie zwei weitere geladene, aber abwesende Zeugen wurden Ordnungsgelder von jeweils 300 Euro verhängt. Ersatzweise droht ein Kurzaufenthalt in der Zelle.