SPD Rünthe wandert durch Rünthe-Süd und gedenkt Opfern der NS-Zeit

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Während der Wanderung wurden die Stolpersteine geputzt.

Am 27. Januar veranstaltete der SPD Ortsverein Bergkamen-Rünthe seine traditionelle Neujahrswanderung für Mitglieder und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Das Datum wurde in diesem Jahr nicht ohne Grund gewählt: Der 27. Januar ist der Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus.

„Auch in Rünthe gab es viele Menschen, die in Konzentrationslager gesperrt wurden und Opfer der wirren Euthanasie der Nazis wurden“, weiß der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Alexander Höll zu berichten.

Dieser führte die Mitglieder zu den drei Stolpersteinen in Rünthe-Süd und gab einen Einblick in die Schicksale der Menschen hinter den Steinen.

So liegen in Rünthe-Süd zwei Steine für durch die Nazis ermordete Kinder. Christa Vertchewal etwa wurde kein Jahr alt. Die Familie mütterlicherseits galt als erblich belastet. Die Mutter von Christa wurde nach der Geburt zwangssterilisiert und Christa selber vier Monate später in das Konzentrationslager Aplerbeck deportiert. Mit ca. sieben Monaten wurde sie durch die Nazis ermordet.

Ein weiteres Euthanasie-Opfer ist Willi Domick. Dieser kam noch vor der Machtergreifung der Nazis als uneheliches Kind zur Welt.  Willis Beine waren vollständig gelähmt. Sein Vater diente später an der Front, während die Mutter schon lange tot gewesen ist. Als der Vater an der Front fiel, wurde Willi durch einen Arzt untersucht und unter Amtsvormundschaft in das Krankenhaus in Werne eingewiesen. Er starb mit 13 Jahren in der Heilanstalt Marsberg.

Ein weiterer Stolperstein in Rünthe-Süd wurde für den letzten Bürgermeister der Altgemeinde Rünthe August Kühler verlegt. Der während der NS-Zeit als politischer Staatsfeind eingestufte Kühler durchlief unterschiedliche Standorte während seiner 14 monatigen Haft. Dazu gehörten u.a. das Gerichtsgefängnis Hamm, das Zentralgefängnis Wittich/Mosel und das Konzentrationslager Schönhausen in Bergkamen. Nach dem Krieg und dem Verbot der KPD wurde er Mitglied der SPD und Teil des Gemeinderates. Nach dem Tod des „Bürgermeisters von Format“ Paul Prinzler, wie Kühler ihn nannte, wurde er sein Nachfolger und vollendete Prinzlers Lebenswerk – die Gründung der Stadt Bergkamen. Er starb 1972 in Rünthe-Süd.

Die Teilnehmenden nutzten nach den informativen Vorträgen des Jungpolitikers die Möglichkeit und reinigten gemeinsam die Stolpersteine.

Nach der Wanderung konnten sich die Teilnehmenden auf eine warme Suppe und nette Gespräche mit den drei Rünther SPD-Ratsfrauen und der Landtagsabgeordneten Silvia Gosewinkel freuen.

Der Ortsverein bedankt sich für die rege Teilnahme von Jung und Alt und verweist auf die Verlegung einiger neuer Stolpersteine in Rünthe am 30. Januar ab 12:30 Uhr in der Kanalstraße und weiterer umliegenden Standorte.