„Müllentsorgung in Bergwerksstollen“: Bergbaubetroffene fordern Risiko-Gutachten

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Die Einlagerungen von Filterstäuben und Asche aus der Müllverbrennung in den 90er Jahren des vorherigen Jahrhunderts im Schacht Grillo IV in Overberge und anderen Schächten im Ruhrgebiet erregt weiterhin die Gemüter. Der Landesverbandes der Bergbaubetroffenen NRW (LVBB) fordert jetzt eine erneute Risikoabschätzung.

„Wir fordern daher, dass Sie in Abstimmung mit dem Umweltministerium in NRW unabhängige Wissenschaftler mit der Erstellung eines umfassenden Risiko-Gutachtens für alle im Betrieb befindlichen und auch bereits stillgelegten Schachtanlagen im Ruhrgebiet beauftragen“, heißt es in einem Schreiben des LVBB an den Arnsberg Regierungspräsidenten Gerd Bollermann.

Der Aktionskreis „Wohnen und Leben Bergkamen e.V.“ ist Mitglied im LVBB und durch den Vorsitzenden Karlheinz Röcher als Beisitzer im Vorstand vertreten.

Wir dokumentieren den Brief des LVBB im Wortlaut:

Betr.:  „Müllentsorgung in Bergwerksstollen

Sehr geehrter Herr Dr. Bollermann,

mit großer Sorge haben wir den Bericht des SPIEGEL „Gefährliche Altlast“ vom 15.07.2013 zur Kenntnis genommen. Aus einer ersten Stellungnahme Ihres Hauses – durch Herrn Nörthen -geht hervor, dass Ihre Behörde keinerlei Gefahrenpotential durch den gelagerten Sondermüll in den RAG-Schächten erkennen kann und außerdem zur Gefahrenabwendung regelmäßig Wasserproben nehmen lässt.

Aufgrund des bereits stattfindenden Grubenwasseranstiegs entsteht allerdings eine neue Situation, deren Risiken zweifelsfrei geklärt werden müssen. Im Zusammenhang mit der Diskussion um das „Fracking“ wird auch immer wieder die Gefahr von Erdspalten und damit verbundenen Wegungen erwähnt, durch die Gifte aus tiefem Untergrund über Grundwasserleiter an die Erdoberfläche transportiert werden können – unabhängig von einem unmittelbarem Kontakt mit dem weiter unten anfallenden Grubenwasser.

Wir fordern daher, dass Sie in Abstimmung mit dem Umweltministerium in NRW unabhängige Wissenschaftler mit der Erstellung eines umfassenden Risiko-Gutachtens für alle im Betrieb befindlichen und auch bereits stillgelegten Schachtanlagen im Ruhrgebiet beauftragen. Soweit uns bekannt ist, wurde u.a. auch über den Luftschacht des Bergwerks Lippe in Dorsten-Altendorf-Ulfkotte jahrzehntelang sog. Wertstoff oder auch Müll unter Tage verbracht. In diesem Zusammenhang wurde uns auch berichtet, dass in den letzten Tagen, kurz vor Veröffentlichung des Spiegelberichtes, pikanterweise Silos, die als Zwischenlager für die Verbringung solcher „Wertstoffe“ in  Altendorf-Ufkotte genutzt wurden, demontiert worden sind.

Wir bitten deshalb um einen detaillierten Nachweis, welche Stoffe in welche Bergwerke einschließlich entsprechender Beprobungen verbracht wurden.

Schließlich bitten wir um Akteneinsicht zu den entsprechenden Vorgängen.“