Zweisprachigkeit als Chance – Interesse am Rucksack-Programm wächst weiter

image_pdfimage_print

Viele Kinder wachsen zweisprachig auf: Sie sprechen innerhalb der Familie eine andere Sprache als außerhalb. Die Sprachbildungsprogramme „Rucksack KiTa“ und „Rucksack Schule“ fördern diese Sprachfähigkeiten – mit wachsendem Interesse bei Eltern und Einrichtungen, wie ein Blick in die Statistik zeigt.

Das Programm „Rucksack KiTa“ wird bei Eltern und Einrichtungen gut angenommen. Foto: Dennis Treu – Kreis Unna
Das Programm „Rucksack KiTa“ wird bei Eltern und Einrichtungen gut angenommen. Foto: Dennis Treu – Kreis Unna

Allein in den vergangenen drei Jahren haben 736 Mütter und Kinder an „Rucksack KiTa“ teilgenommen, bei „Rucksack Schule“ sind die Teilnehmerzahlen von 224 im Jahr 2010 auf  444 im Jahr 2013 angestiegen. In Bergkamen sind die Kitas Villa Kunterbunt und St. Elisabeth Bergkamen-Mitte und die Gerhart-Hauptmann-Schule an dem Programm beteiligt.

Sprachliche Bildung beginnt in der Familie und wird ergänzt und fortgeführt in Kindergärten und Schulen. Wer mehrsprachig aufwächst, kann dieses Potenzial im späteren Leben häufig gewinnbringend in Freizeit und Beruf einsetzen.

Das hat das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Unna (KI) bereits 2002 erkannt und mit „Rucksack für Kindertagesstätten (KiTas)“ ein Sprachförder- und Elternbildungsprogramm aufgelegt, das inzwischen fester Bestandteil der Sprachförderung ist. Seit 2007 haben auch Grundschulen ihr eigenes „Rucksack“-Programm.

Zusammenarbeit mit Eltern ist wichtig

Die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrum an der Schulestraße in Weddinghofen, Marina Raupach
Die Leiterin des Kommunalen Integrationszentrum an der Schulestraße in Weddinghofen, Marina Raupach

Wichtiger Baustein für den Erfolg ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. „Wir beziehen sie als Experten für die Erziehung ihrer Kinder und das Erlernen der Herkunftssprache ein“, erläutert KI-Leiterin Marina Raupach. „Mit dieser Erziehungspartnerschaft überwinden wir Hemmschwellen.“ Auf diese Weise gelinge es häufig, die Rucksack-Eltern auch über die Sprachförderung hinaus in die Elternarbeit an den Schulen und Kindergärten einzubinden.

2013 wurde das Programm „Rucksack KiTa“ in 13 Kindertagesstätten aus fünf Kommunen im Kreisgebiet  mit insgesamt 229 Kindern und Müttern in türkischen, russischen und sprachheterogenen Gruppen umgesetzt. Mit „Rucksack Schule“ erreichte das KI im vergangenen Jahr 444 Kinder und Mütter in neun Grundschulen aus sechs Städten und Gemeinden im Kreis – das waren 25 Klassen mit Schülern aus türkisch- und russischstämmigen Familien.

Inzwischen gibt es bereits fünf Grundschulen im Kreis, in denen das Rucksack-Programm in allen vier Jahrgängen etabliert ist. „Im Idealfall erreichen wir die Familien mit unserer Kinder-Elternbildung also über nahezu fünf Jahre“, erläutert Anne Nikbin, Stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums: „Zunächst neun Monate lang in der KiTa und anschließend in der Schule.“
Tabelle: Eine Übersicht über die Gruppen und Teilnehmerzahlen 2013 in den einzelnen Kommunen ist der Pressemeldung beigefügt.

Hintergrund:
Die Rucksack-Programme unterstützen Familien mit Migrationshintergrund darin, sowohl die Herkunftssprache als auch die deutsche Sprache von der Aussprache bis zur Grammatik richtig zu lernen.

Bei „Rucksack KiTa“ sind Eltern und Erzieher/innen Partner für die sprachliche Entwicklung der Kinder. In einer Müttergruppe erfahren die Eltern von der qualifizierten Elternbegleiterin, wie sie die Sprachbildung ihrer Kinder zu Hause unterstützen können. Parallel dazu findet in der Kindertageseinrichtung die Deutschförderung statt. Nebenbei tauschen sich die Mütter über Erziehungsthemen aus. Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Unna (KI) bereitet die zweisprachigen Elternbegleiterinnen auf ihre Aufgabe vor, qualifiziert sie regelmäßig und steht ihnen und den Einrichtungen fachlich zur Seite.

Den Klassenunterricht mit der Muttersprache zu verzahnen – das ist das Ziel von „Rucksack Schule“. Als Partner in der Förderung der Kinder treten die Eltern auf: Sie treffen sich wöchentlich für zwei Stunden und lernen mit Unterstützung einer qualifizierten zweisprachigen Elternbegleiterin die Unterrichtsinhalte der Kinder kennen.  Auf diese Weise können die Eltern ihre Kinder zu Hause in der Muttersprache fördern – und zwar mit den Inhalten des schulischen Unterrichts. Ein Team aus Lehrkräften, Elternbegleiterin und Kommunalem Integrationszentrum koordiniert und begleitet den Prozess.