Vom Schönheitswahn und Doubledoubeln auf der Theaterbühne

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Was tun, wenn samstagmorgens das Telefon klingelt, kurze Zeit später ein Textbuch auf dem Tisch liegt und noch acht Stunden Zeit sind, um eine nicht unwichtige Rolle in einem Theaterstück zu lernen? Einfach loslegen. Mit ganz viel Spaß an der Sache. Mit diesem Motto hat der Literaturkurs Q1 des Gymnasiums am Wochenende Herzen im Flug gewonnen – und locker den Fußball ausgestochen.

Ein starkes Ensemble erntete am Wochenende viel Applaus auf der Bühne des PZ.
Ein starkes Ensemble erntete am Wochenende viel Applaus auf der Bühne des PZ.

Wenn aus dem Notfall echter Theaterspaß wird

Angenehmer Einsatz: Baris Böhmer hat als Regisseur auf der Bühne mit hübschen Starletts zu tun.
Angenehmer Einsatz: Baris Böhmer hat als Regisseur auf der Bühne mit hübschen Starletts zu tun.

Es war ein echter Notfall. Seit Ostern proben die Schüler des 11. Jahrgangs eifrig die flotte Komödie, die sich um eine alternde Schauspielerin, überspitzten Schönheitswahn und reichlich Verwicklungen auf der Bühne des Pädagogischen Zentrum entfalten sollte. Die beiden Aufführungen am Wochenende waren der Abschluss für ein aufregendes Schuljahr, in dem viele der Akteure zum ersten Mal überhaupt auf der Bühne standen. Am Samstag dann die Hiobsbotschaft: Ein Mitspieler fiel kurzfristig aus. Was tun? Baris Böhmer hat schon viel Erfahrung auf der Bühne gesammelt – mit vier Theaterstücken, zwei großen Rollen und zuletzt im Theater-Projektkurs. Obwohl er das Abitur längst in der Tasche hat, klingelte bei ihm zuerst das Telefon. Er zögerte keine Sekunde.

„Theaterspielen macht einfach Spaß – und das hier war ja schließlich eine gute Sache“, sagt er – noch immer schick herausgeputzt im Anzug und mit dem mondänen Schal einer Regisseur-Legende. Genau diese Rolle eignete er sich in wenigen Stunden an. Text lernen ist für ihn kein Problem. Die Rolle des Ulrich Rammsche lebt außerdem von heiteren Dialogen, die sich ganz natürlich ergeben. „Bisher ist alles gut gelaufen“, meint Baris Böhmer erleichtert in der Pause. Bis auf einen winzigen Hänger geht es so auch weiter. Er bekommt einen besonders großen Applaus nach vielen, vielen Vorhängen. Und den besonderen Dank von Lehrer Peter Manteufel.

Viel Herzblut und Spaß an der Sache

Theater1
Hahn im Korb: Als Visagist hat Mann alle Hände voll zu tun.

Viel Herzblut haben die Schüler in das Stück „ein Double zum Geburtstag“ investiert. Was eigentlich Schulnoten bedeutet und auf dem regulären Unterrichtsplan steht, macht vor allem eines: richtig viel Spaß. Die Bühnenbilder werden in eigenen Workshops selbst entwickelt, ebenso die Maske oder die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die einzelnen Szenen erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler mit engagierten Diskussionen selbst. Für einige steht fest: In der Q2-Phase des 12. Jahrgang machen sie mit dem Projektkurs Theater weiter und kultivieren ihre frisch entdeckte Leidenschaft für die Theaterbühne.

Theater2
Butler haben es nicht leicht – nicht nur mit der Wohnungseinrichtung.

Denn hier haben sich einige Talente entfaltet beim heiteren Reigen um den 50. Geburtstag der ehemals berühmten Schauspielerin Marlene Rieber (Paulina Brock), die aus jeder neuen Falte einen Notfall macht und nur noch mit Hilfe des ebenso muskelbepackten wie frauenumschwärmten französelnden Visagisten Jaques (Pascal Gansen) den Alltag der ewigen 39-Jährigen erträgt. Dummerweise erinnern sich ihr Agent und eine Talkshow an ihr wahres Alter und initiieren eine Geburtstagsshow. Um die Mär von der ewigen Schönheit nicht zu zerstören, muss das zum Verwechseln ähnliche Hausmädchen Elena Kutscher (Rebecca Lindner) einspringen und Butler Alfred (Florian Becker) einige heikle Situationen entschärfen.

Der Plan scheint aufzugehen, selbst als angebliche Verwandtschaft und eine Horde Journalisten auf dem Plan stehen. Dann mischt sich allerdings die Liebe ein und es geht drunter und drüber. Die falsche Schauspielerin soll „entfernt“ werden, Journalisten wittern einen Mordkomplett und die Regisseur-Legende macht Verlobungsanträge. Die feschen Starletts stellen sich ebenfalls als älter als gedacht heraus und der Schauspiel-Star muss sein Double doublen, damit die Damen nicht zu alt aussehn. Am Ende wird natürlich alles gut, auch wenn alle mit Handschellen aneinander gefesselt sind und in der Talkshow alles aufklären müssen. Das Publikum ist begeistert und fordert das Ensemble gleich mehrfach lautstark zurück vor den Vorhang. Ein voller Erfolg. Und für manchen vielleicht der Beginn einer ganz neuen Theaterleidenschaft.