Die Schilde und Schwerter sind am spannendsten. Und die rasselnden Rüstungen. Die glänzenden Helme mit den langen Federn müssen unbedingt mal angefasst werden. Richtig unheimlich ist dagegen die Wildschweinklaue, die auf einem Stück Leder befestigt ist. Und die komischen Kräuter in den Gefäßen sehen auch dubios aus. Nicht nur der Nachwuchs ging am Wochenende mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen durch den Römerparkt. Mit wenigen Schritten konnte hier jeder fast die komplette Bergkamener Geschichte durchqueren.
Denn im wenige Meter entfernten Stadtmuseum finden sich bereits Funde aus der Steinzeit. Als die Bergkamener noch mit Fell um die Lenden durch die Landschaft zogen, waren sie vor allem auf der Jagd nach Essbarem. Oder sie suchten Material dafür. Denn irgendwie mussten Wildschwein und Co. ja schließlich erlegt werden, damit etwas auf den Tisch kam. Der wiederum musste auch erstmal hergestellt werden mit Beilen, Hobeln und anderen Werkzeugen. Immerhin gab es noch Muße, Steine mit schicken Mustern zu verzieren. Sogar Steinbildhauer gab es in der Steinzeit.
Schon etwas filigraner ging es in der Bronzezeit zu. Hübsch geschmückt mit Fibeln und Gürtelschnallen waren die Bergkamener unterwegs. Die Kelten brachten Farben ins Spiel: Wie aus Schaffell Wolle entsteht, das wiederum zu Garn wird und nicht nur mithilfe von Zwiebelschalen und Walnüssen Farbe annimmt, bevor es mit viel Fingerfertigkeit zu Kleidung, Decken, Wandbehängen wird – auch das konnten die Besucher am Wochenende entdecken.
Große Zeitreise mit wenigen Schritten
Es war Saisoneröffnung am Wochenende im Römerpark und alle Vorfahren waren gekommen. Auch die Germanen durften nicht fehlen, vor allem mit Handwerkskunst. Da wurde gehämmert, geschnitzt, gesägt und genäht. „Sowas habe ich noch nie gesehen“, sagt eine Besucherin fasziniert. Sie beobachtet, wie sich die Nadel bedächtig durch das gegerbte Leder arbeitet. „Das ist ein Beutel, der komplett aus einem Stück entsteht, ohne genäht zu werden.“ Die Fäden, die hier gerade im Material verschwinden, sind nur zur Zierde gedacht. „Es war gar nicht so leicht, das Leder dafür zu finden“, sagt der Handwerker. „Zwei Jahre habe ich dafür gebraucht.“ Hier in Bergkamen hat er Käufer dafür gefunden.
Die Römer rüsten sich derweil. Die Kettenhemden sind schon angezogen. Jetzt ist der Schuppenpanzer dran. Die Helme, Schilde, Lanzen und Schwerter kommen zuletzt. Schwerstarbeit ist es, sich für das Exerzieren zu rüsten. Das auch noch mit einer Ausrüstung, die von den Soldaten komplett selbst bezahlt werden musste. Der Militärdienst dauerte damals ewig und konnte in die entlegendsten Ecken des Reiches führen. Wie nach Oberaden, wo ständig Angriffe von feindlichen Stämmen drohten und langweiliger Wachdienst auf der Mauer des Römerlagers anstand.
Vieles davon können die Besucher jetzt wieder bis in den Herbst hinein an jedem Wochenende mit allen Sinnen im Römerpark erleben. Die Saison ist eröffnet!