Blumenbörse mit spärlicher Blütenpracht aber viel guter Laune

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Blumen gab es auch auf der Blumenbörse. Es wird aber immer schwieriger, Anbieter zu finden.

„Sind die etwa tot?“, fragt ein Junge besorgt beim Blick in den Brutkasten. „Keine Sorge, die Küken sind gerade erst geschlüpft und sehr erschöpft“, beruhigt ihn die Fachfrau vom Rassegeflügelzuchtverein. „Ein Glück“, sagt der Junge und beobachtet lächelnd, wie sich gerade noch flach auf den Heizstäben ausgestreckte Küken aufrappeln, schütteln und die klitschnassen Flügel spreizen. Punktgenau schlüpft auf der Blumenbörse ein Küken nach dem anderen. Der Brutkasten ist das unangefochtene Highlight.

Ebenfalls beliebt: Die Versteigerung von Fundsachen.

Am anderen Ende der Fußgängerzone notieren sich die Passanten Nummern unter ihren Regenschirmen. 29 Fahrräder stehen hier aufgereiht. Darunter ein echter Hingucker, ein prächtiger langgezogener „Schopper“ mit riesigem Sattel und gebogenem Lenker. Besonders viel Aufmerksamkeit zieht auch der E-Scooter auf sich. „Der funktioniert“, versichert die Expertin vom Ordnungsamt. Sogar eine Drohne ist bei den Fundstücken, die versteigert werden. Und ein Rollator. Fünf Smartphones aller Marken stehen auch noch zur Auswahl. Verloren, niemals abgeholt, irgendwo für immer abgestellt: Heute finden fast alles einen neuen Besitzer.

Blumen gab es vor allem als Dekoration oder Schmuck.

Schon lange vor der offiziellen Eröffnung trugen Besucher die ersten Blumenschnäppchen nach Hause. Obwohl sich dicke Regenwolken bei schon wieder frischen Temperaturen immer wieder entleerten, war der Zulauf stetig und rege. „Eigentlich sind wir zufrieden“, sagt Karsten Quabeck vom Stadtmarketing. „Es ist nur schade, dass das Wetter nicht richtig mitspielt und auch hinsichtlich des Standangebots mehr ginge.“ Es wird immer schwieriger, die eigentlich namensgebenden Blumen in die Fußgängerzone zu bekommen. „Die Blumenanbieter haben selbst am Sonntag geöffnet und inzwischen mehr als große Personalprobleme“, so Quabeck. So kommen die Anbieter auch diesmal überwiegend aus schon weiter entfernten Nachbarstädten.

Guter Zulauf und bunte Vielfalt

Lecker: Erdbeeren gewannen gab es diesmal in allen Varianten fast mehr als Spargel.

„Das war es dann schon mit den Blumen“, sagt deshalb auch eine Besucherin leicht enttäuscht nach den ersten Metern auf dem Nordberg. Die Blumenstände lassen sich fast an einer Hand abzählen. Blumen verstecken sich auf der restlichen Fläche in der Dekoration, in Geschenkartikeln oder im Gartenschmuck. Dafür ziehen andere umso mehr mit: Das Kaufhaus Schnückel beteiligt sich im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags mit einer besonderen Aktion und hat Maskottchen vom BVB und Schalke organisiert. Das Restaurant der Schützenheide kocht frische Spargelgerichte. Die Eisdiele öffnet extra ihre Türen. Das Café hat sogar einen eigenen Stand, auf dem sich die Tische vor duftendem Erdbeerkuchen nur so biegen.

Ist eine Attraktion: Die Europakarte zum Klettern.

Die mobilen Bands sorgen für gute Stimmung, auch wenn es gelegentlich mal richtig nass wird von oben. Delegationen der Partnerstädte geben ihr Bestes, auch wenn die Polen kurzfristig abgesagt haben. Aus Hettstedt ist sogar ein Gesangsduo mitgekommen. Klettern auf einer riesigen Europafläche kann man hier ebenso. Ansonsten gibt es viele Bastel- und Kreativangebote für Kinder. Und Erdbeeren neben den Spargelstangen, die normalerweise um diese Zeit noch nicht so weit sind. Ein Hauch von Klimawandel ist auch auf der Blumenbörse spürbar.

Ob die Blumenbörse im nächsten Jahr noch so heißt, wird sich zeigen. Mancher Besucher hat angesichts des auffälligen Blumenmangels schon eine Umbenennung angeregt. Das Konzept funktionierte am Sonntag jedenfalls auch ohne Blumen: Die Besucher kamen und belebten den Nordberg.

1 Kommentar

  1. Blumenbörse ist wirklich ein unpassender Name geworden. Frühlingsfest wäre wenn überhaupt passender. Schade das es die wirkliche Blumenbörse nicht mehr gibt, sie war ein Genuss für Augen und Nase

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