In einem Brief an Bürgermeister Bernd Schäfer regt der Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine an, bei künftigen Straßenwidmungen an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu denken, die wir bisher im Rahmen unseres Erinnerungsprojektes mit einem Stolperstein bedacht haben. „Wir halten solche Widmungen für eine sinnvolle Ergänzung der Erinnerungskultur und für eine würdige
Anerkennung der Opfer“, regt der Arbeitskreis an.
Für die verfolgten Juden in Bergkamen gibt es zwei konkrete Vorschläge machen: „Mit einer „Hertzstraße“ soll an die jüdische Familie Hertz erinnert werden, deren Textilgeschäft am Nordberg 1938 arisiert wurde. Die Eheleute Hertz flüchteten mit ihren beiden Töchtern, die 1911 und 1922 in Bergkamen geboren wurden, in die USA und entkamen so dem Holocaust. Die „Max-Herrmann-Straße“ soll an den gleichnamigen Juden erinnern, der mit der aus Overberge stammenden Alma Wendel verheiratet war und in der Altgemeinde ein Frisörgeschäft betrieb. Nach mehrwöchiger Internierung im KZ Sachsenhausen wurde Max Herrmann zur Zwangsarbeit in Köln verpflichtet. Einen Bombenangriff nutzte er zur Flucht und lebte bis zum Ende der NS-Herrschaft in einem Kellerversteck bei seiner Schwägerin in Werne-Stockum.“
Besonders erinnerungswürdig sind dem Arbeitskreis auch die Bergkamener Kinder, die Opfer der NSEuthanasie („Krankenmorde“) wurden und in den sog. Kinderfachabteilungen der Heilanstalten von Marsberg und Aplerbeck einen grausamen Tod fanden. Konkret schlägt der Arbeitskreis Straßenwidmungen für den 12-jährigen Willi Domick, die 13-jährige Hilda Malcherek und die sechs Monate alte Christa Vertcheval vor.
„Weil sich die Stadt Bergkamen grundlegende Gedanken zu ihrer Erinnerungskultur machen will, halten wir Straßenwidmungen für ein wichtiges und konzeptionelles Instrument des offiziellen Gedenkens. Bei den von uns vorgeschlagenen Personen ist deren Verfolgungsgeschichte durch die Forschungsarbeit im Stolperstein-Projekt ausreichend belegt und dokumentiert“, betont der Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine.