Gute Chancen für Jugendliche mit Schulabschluss, neue Herausforderungen für Ausbildungsbetriebe

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(v.l.): Arbeitsagenturchef Thomas Helm, Landrat Mario Löhr, JobcenterLeiter Uwe Ringelsiep und Martin Wiggermann als Vorsitzender der Trägerversammlung Jobcenter reflektieren den Ausbildungsmarkt 2022/2023 im Kreis Unna mit guten Chancen für Auszubildende. [Foto: Kreis Unna]
Der Ausbildungsmarkt und seine Bilanz für den Kreis standen im Mittelpunkt eines Pressegesprächs bei Landrat Mario Löhr mit den Leitern der Agentur für Arbeit Hamm und des Jobcenters Kreis Unna. Die Chancen für Jugendliche auf eine Ausbildung haben sich verbessert. Zwar sind die Bewerberzahlen rückläufig, doch das Ausbildungsangebot ist auf dem hohen Niveau der Vorjahre geblieben. Die
Entwicklung zu Gunsten der Bewerber hat sich damit fortgesetzt Für Arbeitgeber wird es zunehmend schwerer, Nachwuchskräfte zu finden und offene Stellen zu besetzen. Doch bis zum Jahresende ist noch viel in Bewegung.

Der Chef der Agentur für Arbeit Hamm, Thomas Helm, zieht eine gemischte Bilanz für den Ausbildungsmarkt. „Die ausgezeichnete Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist unverändert, während es bei den interessierten Jugendlichen einen Rückgang gegeben hat, den
man nicht mit der Demografie erklären kann, sondern mit dem generell nachlassenden Interesse an der dualen Ausbildung. Dadurch erleben die, die sich gemeldet haben, so gute Chancen wie noch nie. Und das ist auch noch bis zum Jahresende so, denn es tut sich noch
viel und nachträgliche Einstiege ins bereits laufende erste Ausbildungsjahr sind durchaus möglich.“

Insgesamt meldeten die Betriebe und Ausbildungsträger im Kreis zwischen Oktober 2022 und September 2023 der Agentur für Arbeit 2.426 Berufsausbildungsstellen. Das sind genau zwei Ausbildungsstellen (0,1 Prozent) mehr als vor einem Jahr und sogar 85 mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019. Der Großteil entfiel auf betriebliche Ausbildungsstellen. Mit 2.318 war ein Plus von 19 (0,8 Prozent) zu verzeichnen, gegenüber 2019 von 112 Stellen. Dem gegenüber standen 2.376 gemeldete Bewerber für Berufsausbildungsstellen, 100 weniger als im Vorjahr (-4,0 Prozent), aber schon 486 weniger als noch vor der Pandemie. Zum Ende des Berichtsjahres am 30. September waren 206 Ausbildungsstellen unbesetzt, 30 mehr als im Vorjahresvergleich, aber 46 mehr als im Jahr 2019. Dagegen waren 100 Jugendliche Ende September noch unversorgt und damit 75 weniger als vor einem Jahr (-42,9 Prozent). Der Vergleich mit 2019 ergibt aktuell acht unversorgte Jugendliche mehr.

Von den 2.376 Bewerbern sind 1.078 in Berufsausbildung eingemündet, 191 haben Arbeit aufgenommen, 341 gehen weiter zur Schule, 54 haben ein Studium aufgenommen, einer ein Praktikum, 31 haben Wehr-, Zivil- oder Freiwilligendienste angetreten und 56 sind in
Bildungsmaßnahmen gegangen. Weitere 305 haben keinen Verbleib mitgeteilt, aber auch keine aktive Hilfe bei der Ausbildungssuche mehr nachgefragt.

Im Laufe des Ausbildungsjahres standen im Kreis Unna für jeden Bewerber statistisch 1,02 Stellen zur Verfügung. Dies ist ein Plus gegenüber der Relation von 0,98 aus dem letzten und 0,92 aus dem vorletzten Jahr. Im Landesschnitt beträgt die Relation 1,04.
„Die unbesetzten Stellen und unversorgten Bewerber Ende September sind überwiegend auf die Passungsprobleme zurückzuführen. Angebot und Nachfrage sind nicht deckungsgleich“, so Helm weiter. „Für alle Partner gilt, dass die Attraktivität der dualen Ausbildung gesteigert und für die Jugendlichen sichtbar werden muss. Für Ausbildungsbetriebe ist es deshalb eine gute Entscheidung, proaktiv auf die jungen Menschen auch in der Schule zuzugehen, verschiedene Formen von Praktika anzubieten und sich auf Ausbildungsmessen oder
ähnlichen Veranstaltungen zu präsentieren. Die Jugendlichen erhalten dabei mehr als nur Einblicke in die Arbeitswelt und erleben, dass sie willkommen sind.“ Denn insgesamt verstärkt sich der Druck auf die Unternehmen bei der Suche nach den Nachwuchskräften. Sie haben heute eine kleinere Auswahl an ausbildungswilligen jungen Menschen als noch vor wenigen Jahren und werden perspektivisch noch mehr investieren müssen, um ihre Stellen zu besetzen.

„Für die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt“, so Helm abschließend. „Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die frei geworden sind. Allen interessierten Jugendlichen bieten wir in der Beratung individuelle Lösungen!“

Trotz der Disparitäten sieht der Agenturleiter eher positiv in die Zukunft: „Auch im Vergleich mit anderen Regionen zeigt sich, dass das gemeinsame Engagement aller Akteure auf dem Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren im Kreis Unna in die richtige Richtung ging. Projekte wie die Landratsinitiative zur Stärkung der dualen Ausbildung sind beispielhaft im Interesse der Fachkräftesicherung.“