„Ich kann nicht mehr“, stöhnt ein Gladiator-Azubi und stützt die Arme auf den Knien auf, um zu verschnaufen. Sein Ausbilder zückt derweil das Schwert und setzt zum finalen Stoß an. In der Arena seinen Mann zu stehen, ist nicht so einfach wie gedacht. Aber Spaß macht es trotzdem. Erst recht, wenn sich danach die Profis mit Netzen und Dreizack packende Duelle liefern. Wie beim Römerfest im Römerpark.
Das Leben war vor knapp 2.000 Jahren vor und hinter den Mauerwänden des Römerlagers allerdings nicht immer so spannend. Exerziert wurde hier stundenlang, die Waffen mussten geputzt werden und es gab reichlich Langeweile in den friedlichen Zeiten, die nur Würfel und Essen vertreiben konnten. Gerochen hat es mit Sicherheit auch nicht gerade prickelnd, deshalb mussten wohlriechende Öle her. Und wenn es dann wirklich mal zum Kampf kam, waren die nicht eben vertrauenserweckenden Künste des Medicus gefragt. Der legte haarsträubende Instrumente bereit, um sich auch schon mal am offenen Gehirn oder am Auge meist wenig erfolgreich den Verletzungen zu widmen.
Für die meisten der unzähligen Besucher war es am Wochenende trotzdem faszinierend, einen Blick in das mögliche Alltagsleben eines römischen Lagers zu werfen. Da wurden Kettenhemden zusammengesetzt, filigrane Gürtelschnallen erstellt. Hier töpferte jemand, dort spannte ein Legionär die Armbrust und peilte das schon reichlich zerlöcherte Ziel an. Spielzeuge gab es, Lederutensilien für das Marschgepäck, Unmengen Waffen und auch Kostproben dessen, womit man sich seinerzeit jenseits von Chips und Schokolade die Mägen füllte.
Mit dem Griffel und Armbrust in eine andere Ära
Wer sich auf modernen Gummisohlen den Weg durch die Menge bahnte, der wurde im Stechschritt von einer halben Kohorte auf genagelten Ledersandalen überholt. Ein einer Ecke wurde der schlampige Legionär für falsche Reaktionen auf die Kommandos zusammengestaucht, in der anderen Ecke versuchten sich Mutige daran, mit einem Griffel lateinische Buchstaben ins Wachs zu schnitzen. Sich hier zu konzentrieren fiel allerdings schwer. Auf der einen Seite rauschten Streitwagen im Gleitflug vorüber. Auf der anderen standen die Soldaten für die Waffenschau Spalier.
Fast auf jedem Grashalm gab es etwas zu entdecken. Sei es der Blick in die Zelte der italienischen Legionäre, die eigens aus Rom angereist waren. Oder eine Fachsimpelei zwischen holländischen Statisten und jenen, die eigentlich als Seefahrer gegen die Feinde des römischen Reiches antreten. Legio XIX Chors III. Legio XXI Rapax, Amor Mortis, Classis August r Chors I Nervana hießen die Truppen, hinter denen 70 Akteure aus Köln, Moers, Xanten, Dresden oder Augsburg zwischen fast 50 Zelten steckten. Ein kunterbuntes Treiben, das auch die Organisatoren vom Stadtmuseum zeitweise überforderte. „Wir haben bei 1.000 aufgehört zu zählen“, schildert Mitarbeiter Thossa Büsing den Andrang am ersten Tag. Am Sonntag strömten noch mehr auf das Gelände.
Schließlich wächst auch das Römerfest stetig und zeigt immer mehr Attraktionen. Mancher Akteur ist dabei so engagiert, dass er schlicht das Trinken bei spätsommerlichen Temperaturen vergisst und kurzzeitig den Boden unter den Füßen verliert. Keiner der kleinen Besucher verließ jedenfalls das Gelände ohne ein Schwert, einen Schild oder andere Andenken an ein aufregendes Wochenende in längst vergangenen Zeiten.