Finissage der Jubiläums-Wegmarke 25 lädt zum Träumen ein

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Dieter Treeck in Aktion – unter anderem mit literarischen Träumen, die nicht altern.

Ein berühmter Literat in einem Kaffeehaus zu sein ist nicht leicht. Nicht nur der miserable Kaffee muss mit mitgebrachtem Nescafé gestreckt werden. Auch mit Wirtschaftsprüfern sieht man sich am Vierertisch mit Licht zum Arbeiten konfrontiert. Zumindest dann, wenn Umsatz und Trinkgeld nicht stimmen. Dann helfen auch alle Bronzetafeln nicht mehr. Dann hat der Schutzpatron der Kaffeehausliteraten nur noch ein schallendes Lachen übrig, wenn der Literat ruinös wird.

Bildende Kunstträume, die zum Teil zum ersten Mal zu sehen waren.

Der Abschluss der „Wegmarke 25“ zum Jubiläum der Kunstwerkstatt sohle 1 war am Sonntag vor allem literarisch – und launig. Es war der große Auftritt von Dieter Treeck, der sich mit seinem umfangreichen Schaffen kaum entscheiden konnte, was er den Gästen in den neuen Räumen des Stadtmuseums kredenzen sollte. „Meine Träume altern nicht“ hieß eines der Bücher, die er unter dem Arm hatte. Dazu ein großer Stapel ausgedruckter Kurzgeschichten. Wer nicht ganz so pünktlich war, der hörte schon von weitem, was hier vor sich ging. Regelmäßige Lachsalven drangen durch die Türen nach draußen.

Nach der Ausstellung ist vor der nächsten Ausstellung: Die Werke werden von den Künstlern nach Hause gebracht.

Denn der Autor und Ideengeber der Kunstwerkstatt nahm sich und sein Genre mit großer Lust selbst auf die Schippe. Etwa wenn sein Stammcaféhaus wegen Konkurs dicht machte und er als herrenloser Literat einige Mühe hatte, mit den neurotisch doppelnamigen Kollegen unter einem neuen Caféhausdach unterzukommen. Zumal sich selbst die Bedienung als Literatin entpuppte. Fröhlich ging es fast eine gute Dreiviertelstunde lang augenzwinkernd durch den ganz normalen Wahnsinn, der allzu oft bittere Wahrheiten in sich trug. Dafür gab es Applaus, eine Zugabe und eine kleine Signierstunde für die glühenden Anhänger.

Eine besondere Wegmarke geht zu Ende

Ein Balken mit jahrhundertlanger Geschichte hat sich in ein Kunstwerk verwandelt. Ein persönlicher Traum, der zurück ins Atelier geht.

Das passte blendend zur 25. Wegmarke, die gleich mehrere Inhalte transportierte. Zum einen das Spiel mit der 25 und der Jubiläumszahl. Dann die Ereignisse, die ein Vierteljahrhundert begleiteten. Und es wurden Dinge gezeigt, „die den Künstlern besonders am Herzen liegen“, so Peter Wiesemann bei der Einführung zur Finnisage. Etwa die Holzbildhauerei, die aus einem 400 Jahre alten Holzbalken von einem Bauernhof entstand. Er verwandelte sich in einem Menschen, der die Spuren von 400 Jahren, Wind und Wetter und Generationen in sich trug. Oder die Fledermaus in Nahaufnahme, die von einer glühenden Naturschützerin in Szene gesetzt wird. Eben „Träume“, die nicht altern.

Vorbereitungen für den Abbau der Werke. Die Künstler packten alle selbst mit an.

Ebenfalls bemerkenswert war das mehr als rege angenommene Angebot der Führungen durch die Ausstellung. „Wir wollen mit unserer Kunst die Öffentlichkeit erreichen und das geht nur auf diese Weise“, so Wiesemann. Ihn freute es, dass insbesondere die Führung für Schülerinnen und Schüler auf ein großes Echo stieß. Mit den Gymnasiasten entstand ein reger Austausch mit bohrenden Fragen, analytischen Auseinandersetzungen und großer Kunstbegeisterung. „Genau darum geht es, das Interesse an der Kunst auch bei der jüngeren Generation zu wecken und sie ermuntern, das fortzusetzen, was hier entstanden ist.“

Auf dem Weg nach Hause ist auch dieses Kunstwerk, dass gleich mehrere Facetten der Wegmarke-Themen vereint.

Was in vielen Wochen, Monaten und teilweise sogar Jahren geschaffen wurde, verschwand in in wenigen Minuten nach Abschluss der Finissage aus den Ausstellungsräumen. Darunter auch Werke, die hier zum ersten Mal überhaupt zu sehen waren. Collagen, Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen: Die Künstler griffen beherzt an die Wand oder auf das Podest, nahmen ihre Kunst unter den Arm und brachten sie wieder dorthin, wo sie entstanden war. Bis zur nächsten Wegmarke und neuen alterslosen Träumen.

1 Kommentar

  1. Toll gemacht, Frau Burgemeister!!!
    Eine intensive Wertschätzung der Mitglieder der Kunstwerkstatt und natürlich der entstandenen Arbeiten.

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