von Andreas Milk
Erst hat er den Blitzer-Mann vom Kreis Unna nur genervt. Dann hat er ihn auch noch beleidigt. Drum saß Marco H. (24, Namen geändert) jetzt als Angeklagter im Kamener Amtsgericht. Tatort: Bergkamen, Goekenheide. Tatzeit: 12. April, früher Nachmittag. Ratloses Fazit des Richters beim Verkünden des Urteils: „Keine Ahnung, was Sie geritten hat.“ H.s Verhalten sei schlicht verwunderlich.
An jenem Apriltag hatte Thomas E. (36), Verwaltungsfachangestellter des Kreises, in seinem Dienstfahrzeug schon eine gute Stunde ohne besondere Vorkommnisse die Tempomessung an der Goekenheide beaufsichtigt. Gegen 16 Uhr hielt Marco H. hinter ihm an. Er stieg aus, warf im Vorbeigehen durchs Fenster einen Blick auf Thomas E. und bezog Position vor der Messanlage. Und zwar so, dass die nicht mehr messen konnte. „Er stand da, rauchte und daddelte am Handy“, erinnert sich Thomas E.
E. rief die Polizei an, um einen Platzverweis gegen Marco H. zu erwirken. H. ging noch vor dem Eintreffen der Beamten zurück zu seinem Auto. Als Thomas E. ihm mit einer Anzeige drohte, soll H. erwidert haben, auf diese Anzeige könne E. „sich einen wichsen“. Auf E.s Frage, ob er da eben von H. als „Wichser“ beleidigt worden sei, bestätigte Marco H. seinen Ausspruch. Dann fuhr er weg.
So stand es in der Anzeige, so wiederholte es Kreismitarbeiter Thomas E. vor dem Richter – und der beschuldigte Marco H. schwieg, verfolgte das Geschehen im Gerichtssaal zeitweise mit breitem Lächeln. Zu einer Geldstrafe von 600 Euro (20 Tagessätze à 30 Euro) verurteilte der Richter ihn schließlich. Dazu kommt ein Fahrverbot von einem Monat.
Marco H. – bisher ohne Vorstrafe, ohne Eintrag in Flensburg und am 12. April nicht einmal selbst in die Radarkontrolle gerauscht – hat eine Woche Zeit, Berufung einzulegen. Sein Führerschein, so erklärte er zum Schluss, sei ihm kürzlich gestohlen worden.