Ihr Vater wurde im Hellmig-Krankenhaus geboren, ihre Mutter machte dort einst ein Schülerpraktikum und ihre Großtante arbeitet in der Kamener Klinik. Kein Wunder also, dass auch Tochter Ayza Sahin hier das Licht der Welt erblickte. Oder eigentlich doch ein Wunder: Denn im Hellmig-Krankenhaus gibt es seit zehn Jahren keine Geburtsstation mehr und genau genommen kam die Kleine auch nicht in der Klinik, sondern ein paar Straßen entfernt zur Welt – in einem Auto.
Eigentlich sollte Ayza in Unna geboren werden und ihre Eltern waren am 10. Februar auch bereits auf dem Weg in die dortige Geburtsklinik, als auf einmal alles ganz schnell ging: „Als wir merkten, dass wir es nicht mehr bis nach Unna schaffen, bin ich in Richtung Hellmig-Krankenhaus abgebogen, aber auch der Weg dorthin war zu weit“, erinnert sich Önder Sahin an den wohl aufregendsten Tag in seinem Leben. Wenige hundert Meter vom Kamener Krankenhaus entfernt kam seine Tochter im Auto zur Welt – und der Vater fuhr anschließend rasend schnell weiter zur Klinik.
„Ich stand gerade vor der Notaufnahme, als ein Wagen hielt und jemand laut um Hilfe rief“, erinnert sich Schwester Sonja Grenz. Sie erkannte die Lage blitzschnell und alarmierte sofort ihre Kolleginnen und Kollegen. Die kamen denn auch gleich mit einem warmen Bett, um Mutter und Kind an diesem außergewöhnlich kalten Tag in Empfang zu nehmen.
In der Notaufnahme lief dann alles wie am Schnürchen: Facharzt Felix Wulf nabelte das Kind ab, die ehemalige Kinderkrankenschwester Anna Huber nahm sich der kleinen Ayza an und die frühere Hebamme Claudia Stammer versorgte die Mutter. „Weil wir hier bis vor zehn Jahren selbst eine Geburtsklinik hatten, war das Know-How noch vorhanden, erklärt Oberarzt Wulf, der selbst zwar kein Gynäkologe ist, aber bereits drei Geburten miterlebt hatte, bevor er in Kamen vor der Notsituation stand: „Ich habe schon einmal auf einer Rettungswagenfahrt eine Geburt begleitet und war natürlich auch bei meinen beiden Kindern dabei“.
Sehr erfahren und darum ebenfalls ruhig verhielt sich Mutter Gülsüm Sahin: “ Ayza ist bereits mein drittes Kind, also wusste ich, was zu tun war und habe im richtigen Moment kräftig gepresst“. Natürlich hätte sie ihre Kleine lieber in einem Kreißsaal als im Auto zur Welt gebracht. „Aber hier im Hellmig-Krankenhaus habe ich mich anschließend sofort sicher und gut aufgehoben gefühlt“. Zum Dank kamen die Eheleute mit Kind jetzt noch einmal zurück in die Klinik – um sich bei allen zu bedanken und Glückwünsche entgegen zu nehmen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir einen Beitrag zum glücklichen Ende leisten konnten und hier im Haus wieder einmal ein neu geborenes Baby hatten“, fasst Krankenhausleiter Julian Löhe zusammen, was das ganze Team denkt. Zur Erinnerung an den aufregenden Geburtstag überreichte er den Eltern einen Blumenstrauß und einen BVB-Baby-Schlafsack. Eine ganz besondere Erinnerung ist natürlich auch der Eintrag in die Geburtsurkunde: Denn der Geburtsort Kamen ist inzwischen eine echte Rarität und wird nur noch nach Hausgeburten vergeben oder eben an Kinder wie Ayza, die es ganz besonders eilig haben, auf diese Welt zu kommen.