Aktionskreis bringt Energiegenossenschaft auf den Weg – mit Windrädern auf der Halde?

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Museumsleiter Mark Schrader konnte mit der vom Aktionskreis Wohnen und Leben geplanten Veranstaltung in „seinem“ Haus aus mehreren Gründen zufrieden sein: Es war zum einen die erste dieser Art im neu errichten modernen Anbau des Stadtmuseums und zum anderen war sie mit insgesamt knapp 50 Personen auf eine sehr gute Resonanz gestossen. Das Thema „Energieerzeugung mit Erneuerbaren Energien im regionalen Umfeld“ hat offensichtlich den „Nerv“ vieler getroffen. Der Aktionskreis hatte mit vier Infoständen in Bergkamen-Mitte, Rünthe und Werne seit Mitte August auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht. Darüber hinaus ist eine Unterschriftenkampagne zur Gründung einer Energiegenossenschaft im Raum „Bergkamen-Werne-Kamen-Bönen-Lünen“ gestartet worden. Bislang liegen 64 Unterstützer-Unterschriften vor. Gesammelt werden soll bis Ende des Jahres.
Der Vorssitznde des Aktionskreises Karlheinz Röcher zeigte sich in Anbetracht der guten Resonanz hoch erfreut. Vom politischen Spektrum in Bergkamen fiel auf, dass sich kein SPD’ler bzw. kein Mitarbeiter aus der Bergkamener Stadtverwaltung in die Veranstaltung „verirrte“ hatte. „Irritierend in Anbetracht der großen Energieprobleme in Verbindung mit der Klimakrise, die doch nach einem breiten Bürgerbündnis mit Bürgerbeteiligung verlangt“, so Röcher.
In zwei Fachvorträgen wurde das Thema „Erneuerbare Energien auf den Halden des Ruhrgebietes mit Bürgerbeteiligung (Genossenschaft)“ vorgestellt. Zunächst Christine Radke vom RVR aus Essen mit der Vorstellung der aktuellen Haldenuntersuchung zur Nutzung Erneuerbarer Energien und im weiteren Christoph Gottwald vom Genossenschaftsverband aus Münster. Zu beiden Vorträgen ergaben sich diverse Nachfragen und interessante Einwürfe. Insbesondere wurde die vom RVR aufgemachte Zeitschiene mit der Überwindung von „Raumwiderständen“ zwischen 5-15 Jahren bei Windkraftprojekten auf den Halden sehr kritisch gesehen. Es tauchte auch die Frage auf, warum die Kommunen diese Prozesse bislang durch ihr Planungsrecht so hinauszögern können. Als Einwurf wurde die sich entwickelnde neue Gesetzeslage in diesem Bereich genannt, um schneller zur Umsetzung von solchen Projekten in der Praxis zu kommen. Nachgefragt wurde auch, wie denn der RVR das weitere Procedere mit den Kommunen plant. Eine befriedigende Anwort konnte die RVR-Referentin nicht geben. „Es bleibt der Eindruck, dass der RVR als Behörde immer noch ein „Tanker“ ist, der in Anbetracht der Lage aber sehr schnell „flott“ gemacht werden müsste“, meint Röcher. Da gebe es dann die „Brücke“ zur Gründung einer Energie-Genossenschaft, die über das Bürgerengagement mehr Beschleunigung in diesen Vorgängen bewirken könnte, wenn denn die Politik ihre Ankündigungen ernst meine. Abwarten werde nichts bringen.
Der Vortrag zur Gründung einer (Energie)-Genossenschaft war an diesem Abend quasi ein Aufbruchsignal für den Aktionskreis, diese Idee auch hier vor Ort in Angriff zu nehmen. In „7 Schritten zur Gründung einer Genossenschaft“ transportiere Christoph Gottwald die gut nachvollziehbaren Schritte. Neben einem großen Einstiegsprojekt, sei es Flächen-PV oder Windräder, bedarf es vorher der Findung eines motivierten und kompetenten Vorstandes/Aufsichtsrates. Andiskutiert wurde hier auch die Problematik der ehrenamtlichen Tätigkeit der Vorstände. Gottwald empfahl jedenfalls, zumindest einen 450-EUR-Job für die Vorstände anzustreben. Fazit: die Sache wird einfacher, wenn der Bürgermeister einer Stadt oder die Stadtwerke die Genossenschaftsgründung unterstützen würden. In Bergkamen ist da aktuell noch viel Luft nach oben.
Eigentlich wollte Karlheinz Röcher pünktlich um 21.00 Uhr „den Sack zumachen“. Das gelang dann aber erst gegen 21.15 Uhr.
Der Aktionskreis plant, seine Veranstaltungsreihe (23.03.2022, 30.03.2022, 07.09.2022) am 17. Oktober ab 18.00 Uhr in der Ökostation in Bergkamen-Heil fortzusetzen mit einem Vortrag des I.Beigeordneten der Stadt Coesfeld zum „Bürger-Windpark-Coesfeld“. Im zweiten Teil der Veranstaltung soll dann die am 07.09. begonnene Diskussion „Wie weiter bei uns vor Ort mit der Energiewende?“ fortgesetzt werden. Alle BürgerInnen sind dazu herzlich eingeladen.
Der Aktionskreis nutzte das Treffen im Stadtmuseum, nach zweijähriger Zwangspaus eine Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen durchzuführen. Das Ergebnis: 1. Vorsitzender Karlheinz Röcher und Kassierin Sabine Bieder wurden in ihren Ämtern bestätigt. Hinzu kommen jetzt
sieben Beisitzer:innen: Wolfgang Dahlmann, Thomas Eder, Susanne Götz, Michael Kaiser, Volker Marufke, Jochen Nadolski-Voigt und Rainer Schmidt.