„Lost Place“ Grimberg 1/2: Trio mit Flex und Radio

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von Andreas Milk
Ist es eigentlich möglich, jemanden so richtig zu bestehlen, ohne dass der Bestohlene eine Chance hat, das überhaupt mitzukriegen? Und womöglich ohne dass es ihn interessiert? Die Rede ist von der RAG. Tatort war am 19. April vorigen Jahres ihr altes Zechengelände Grimberg 1/2 an der Rathenaustraße, durchaus ein paar Fußballfelder groß. Drei Männer waren im Kamener Amtsgericht des gemeinschaftlichen Diebstahls im besonders schweren Fall angeklagt. Am Ende blieb nicht viel davon übrig.

Das Trio soll an dem besagten Nachmittag in Bergkamen Kupferstücke zum Abtransport vorbereitet haben. Ein Anwohner rief die Polizei. Das tat er, wie er jetzt dem Gericht schilderte, wohl schätzungsweise schon zum 20. Mal. Denn das eingezäunte Gelände ist beliebt bei Angehörigen einer Szene, die sich zu „Lost Places“ – verlassenen, verlorenen Orten – hingezogen fühlt. Die Beamten rückten also an, vernahmen Flexgeräusche, stießen auf zwei Verdächtige. Die beiden erklärten, bloß zum Chillen da zu sein. Der dritte Mann lief den Polizisten etwas später auch noch über den Weg. Ein Polizist im Zeugenstand sprach jetzt von „Katakomben“, schwer zugänglichen Ecken, Musik, die aus einem Radio tönte, und einem Stromgenerator für Flex und Radio. Unrat habe herumgelegen – wohl auch von früheren Besuchern.

Letztlich bleibt nach dem Prozess offen, wer da genau was am 19. April 2024 auf dem Zechengelände angestellt oder eingesteckt hat. Die Verfahren gegen alle drei Angeklagten wurden eingestellt. Einer von ihnen „sitzt“ eh schon wegen einer anderen Tat. Ein anderer der drei angeklagten Männer allerdings bekam bei dem Termin jetzt eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 10 Euro wegen fahrlässiger Körperverletzung: Er hatte im Streit mit einer Frau auf der Bergkamener Hochstraße seine Kontrahentin mit einem Messer am Bein erwischt – unbeabsichtigt, wie die Frau selbst bestätigte. Dass sie seinerzeit bei der Polizei von einem Angriff gesprochen hatte, begründete sie nun damit, sie sei „auf Drogen“ gewesen. Derzeit verbüßt sie eine Haftstrafe. Für den Gerichtstermin hatte sie Ausgang bekommen.

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