Aggressivität gegenüber dem Ordnungsdienst nimmt zu

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Die einen mögen sie, andere hassen sie: Die Rede ist hier von den beiden Mitarbeitern des Bergkamener Ordnungsdienstes. Wohin das Sympathie-Pendel schlägt hängt davon ab, ob die Bürgerinnen und Bürger sie als Helfer und Ansprechpartner sehen, oder als Vollstrecker von Gesetz und Ordnung. Zu den letzteren gehören sicherlich die Verkehrsteilnehmer, die vom Ordnungsdienst ein Knöllchen verpasst kriegen, aber auch Hundebesitzer, die ihre Lieblinge in Siedlungsbereichen unangeleint herumlaufen lassen.

MassnahmenÜber 12.000 Mal wurden die beiden Ordnungsdienstmitarbeiter im vergangenen Jahr aktiv. Das geht aus dem Bericht hervor, den die Leiterin des Bergkamener Bürgerbüros/Ordnungsamt Patricia Höchst dem Sozialausschuss vorgelegt hat. Gegenüber dem Jahr 2010 bedeutet das eine Verdoppelung der Maßnahmen.

Etwa 25 Prozent beziehen sich auf die Überwachung des ruhenden Verkehrs. Dabei sei dies lediglich ein Nebenprodukt ihrer Arbeit, so Patricia Höchst. Es gebe ja noch die „richtige“ Verkehrsüberwachung. „Wenn aber die beiden bei einer Kontrollfahrt einen Verstoß sehen, werden sie natürlich aktiv.“ Der Anstieg hier sei vor allem auf den Einsatz eines iPhones und der damit verbundenen Registrierungstechnik zurückzuführen. Besonders rigoros schreite man bei Falschparkern auf Behindertenparkplätzen ein wie etwa vor dem Ärztehaus.

Als ein Einsatzschwerpunkt hat sich inzwischen das Schulzentrum herauskristallisiert. Dort achtet der Ordnungsdienst außerhalb des Schulgeländes auf die Einhaltung des Rauchverbots für Jugendliche. Hierbei geht es nicht nur um Prävention. Wenn möglich versuchen die Ordnungskräfte herauszubekommen, welcher Kiosk oder welches Geschäft die Glimmstängel an die Kids verkauft hat.

Dass der Ordnungsdienst gut zu tun hat, hängt aber auch mit einer ganz anderen Entwicklung zusammen. Wegen ihrer uniformähnlichen Kleidung seien sie für die Bürgerinnen und Bürger gut zu erkennen und würden immer mehr als Repräsentanten der Stadt angesehen. Deshalb würden sie zunehmend mit Fragen und Anliegen konfrontiert, die mit ihren eigentlichen Aufgaben wenig zu tun haben. So wurden die Ordnungsamtsmitarbeiter zum Beispiel auf der Straße von einer Seniorin angesprochen. Sie bat die Ordnungsdienstmitarbeiter, sie bis zum nächsten Geldautomaten und zurück zu begleiten.

Zugenommen hat aber auch das aggressive Verhalten mancher Zeitgenossen gegenüber dem Ordnungsdienst. Wörtlich heißt es dazu in dem Bericht: „Während in den Vorjahren lediglich zwei schwerwiegende Fälle pro Jahr dokumentiert wurden, gab es im abgelaufenen Jahr insgesamt 13 Zwischenfälle zu verzeichnen. Überdies wurde eine Vielzahl belangloser Beschimpfungen und Verunglimpfungen nicht verfolgt oder angezeigt. Tendenziell kann eine schwindende Respektlosigkeit gegenüber dem Ordnungsdienst und ein gestiegenes Aggressionspotential beobachtet werden. Zur Herstellung der Abwehrbereitschaft wurden die beiden Mitarbeiter deshalb mit einer persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet (u. a. Abwehrspray, Einsatzhandschuhe) und von der Polizei in einem Konflikt- und Deeskalationstraining unterrichtet. Tätliche Übergriffe konnten so bisher vermieden werden. Dennoch decken sich die Erfahrungen über zunehmend aggressiveren Verhaltens mit den allgemeinen Feststellungen der Polizei und anderer Einsatzkräfte, die bereits seit mehreren Jahren eine Zunahme der Gewalt und der Respektlosigkeit beklagen.“