Wenn sich am 30. Juli der Reisebus mit 20 Kindern und ihren Betreuern auf den Weg von Bergkamen in die Jugendherberge Gersfeld macht, steht eine besondere Reise an. Seit 25 Jahren führen nämlich die Ferienfreizeiten des Bergkamener Jugendamtes in die Rhön.
Als sich 1990 der damalige Jugendpfleger Udo Preising und Dietmar Schwarz, Mitarbeiter im Jugendzentrum „Café im Takt“, auf die Suche nach einer neuen Unterkunft für das städtische Ferienhilfswerk machten, hatten die beiden eigentlich eine bestimmte Jugendherberge in Bayern im Auge. Die Bilder im Prospekt versprachen eine idyllische Lage. Als Preising und Schwarz jedoch vor Ort waren, staunten sie nicht schlecht. „Die Herberge lag inmitten einer Hochhaussiedlung“, erinnert sich Schwarz. Auch die sonstigen Unterkünfte in der Umgebung gefielen nicht und so machten Preising und Schwarz sich auf den Heimweg. Nach Gersfeld führte sie eher der Zufall. „Wir haben im Herbergsführer geschaut, welche Häuser noch auf unserem Rückweg liegen – und da gehörte auch Gersfeld dazu“, so Schwarz. An der Herberge in der Rhön angekommen, trafen sie als erstes auf den damaligen Herbergsvater. Der renovierte gerade die Duschen, ließ aber das Werkzeug stehen, lud Preising und Schwarz auf einen Kaffee ein und zeigte den beiden das Haus. Schwarz: „Als wir wieder im Auto saßen, habe ich sofort gesagt: ‚Udo, da fahren wir hin‘“. So startete ein Jahr später die erste Gruppe aus Bergkamen Richtung Gersfeld.
Manches hat sich in den letzten 25 Jahren natürlich verändert. Den gedruckten Herbergsführer gibt es schon lange nicht mehr und über freies W-LAN und ausreichend Steckdosen für Handy-Ladegräte hat sich Anfang der 90er Jahre auch niemand Gedanken gemacht. Aber die Jugendherberge erfüllte schon damals genau die Voraussetzungen, welche im Grunde auch heute noch Gültigkeit haben.
Eine gemütliche Jugendherberge, in der der Holzboden nachts noch knarzt, ruhig gelegen mit Bolzplatz und Schwimmbad in unmittelbarer Nähe. Dazu mitten in der Röhn, die ideale Voraussetzungen für Ausflüge in die Umgebung bietet. Sei es die Wasserkuppe mit Sommerrodelbahn und mittlerweile auch einem Kletterwald, die Barockstadt Fulda, die größeren Spaßbäder in den umliegenden Städten oder die Hügel, Berge und Täler rund um Gersfeld. Diese wurden während so mancher Wanderung zwar von den Teilnehmern regelrecht verflucht, abends am Lagerfeuer waren sich aber dann doch alle einig, dass sich ein Ausflug in die Rhön immer lohnt.
Das ganz besondere „Extra“ in Gersfeld macht aber seit jeher das dortige Jugendherbergsteam aus. Insgesamt drei Herbergsleitungen hat das Haus in den letzten 25 Jahren erlebt – stets unterstützt von einem engagierten Mitarbeiterteam, das sich praktisch rund um die Uhr um die großen und kleinen Wünsche, Nöte und Sorgen der Bergkamener Gäste kümmert.
Knapp 900 Bergkamener Kinder, Jugendliche und Betreuer waren im letzten Vierteljahrhundert bei rund 40 Ferienfreizeiten, die seit dem Jahr 2011 gemeinsam mit dem Stadtjugendring Bergkamen durchgeführt werden, zu Gast in Gersfeld. In der Regel gab es zwei Freizeiten pro Jahr: eine für Kinder und eine für Jugendliche. So mancher Teilnehmer fährt schon, ganz wie Mama oder Papa, in der „2. Generation“ mit. Auch im Betreuerteam finden sich regelmäßig ehemalige Teilnehmer, welche die Freizeit dann mal aus einer anderen Perspektive erleben.
Die hohe Zufriedenheit mit der Jugendherberge Gersfeld zeigt sich unter anderem auch durch die hohe Zahl an „Wiederholungstätern“. So sind 80 % der Teilnehmer in diesem Jahr bereits bei vergangenen Freizeiten mitgefahren. Den nächsten 25 Jahren in der Röhn sollte also nichts im Wege stehen.
Die diesjährigen Ferienfreizeiten finden vom 30.07. bis 10.08. (Kinder) und 10.08. bis 21.08. (Jugendliche) statt. Beide Freizeiten sind ausgebucht.