Weitere Stolpersteine erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der Nordbergstadt

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Eheleute Krull .Bildnachweis Kreisarchiv Unna

Der Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine wird am 23. Juni weitere Gedenksteine verlegen, die an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der Nordbergstadt erinnern. In diesem Jahr findet die Verlegung ausschließlich im Stadtteil Mitte statt. Erstmals wird der Künstler Gunter Demnig nicht anwesend sein. Der Arbeitskreis hat die Erlaubnis erhalten, die Stolpersteine selbst verlegen zu dürfen. Dabei werden die Mitarbeiter des Stadtmuseums und des städtischen Bauhofs behilflich sein.

Ehrenamtliche Mitglieder des Arbeitskreises haben sich in den zurückliegenden Monaten auf Spurensuche begeben, in den Archiven geforscht und die KZ-Gedenkstätten angeschrieben, um Verfolgungsschicksale zu dokumentieren. Sieben Personen, die ihren Wohnsitz in der Altgemeinde Bergkamen hatten und Opfer der NS-Verfolgung wurden, sollen einen Stolperstein erhalten:

Heinrich Krull war Mitglied der KPD. Er wurde von März bis Juli 1933 im KZ Schönhausen inhaftiert und misshandelt. Seine Ehefrau Alma wurde 1941 im Dortmunder Dudenstift zwangssterilisiert. An das Ehepaar sollen künftig zwei Stolpersteine an der Von-Stegmann-Straße 11 erinnern.

Johann Heuser war Gewerkschafter und Betriebsratsvorsitzender der Zeche Grimberg. Im Juni 1933 befand er sich für eine Woche im KZ Schönhausen in „Schutzhaft“. Er wurde so schwer gefoltert, dass er nach der Haft seinen Beruf als Bergmann nicht mehr ausüben konnte. Nach Krieg und Diktatur schloss er sich der SPD an, wurde Bürgermeister der Gemeinde Bergkamen und Amtsbürgermeister des Amtes Pelkum. Da seine historisch korrekte Wohnanschrift durch Umgestaltung der Straßenführung und Neubebauung nicht mehr existiert, wird der Stolperstein an der Kreuzung Keplerstr./Johann-Heuser-Straße verlegt.

Willy Großpietsch wurde im Alter von 25 Jahren im KZ Mauthausen ermordet. Er verweigerte die Arbeit, um das NS-System nicht zu unterstützen und wurde deshalb im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu Reich“ als „Asozialer“ verfolgt. Zunächst wurde er in das KZ Sachsenhausen deportiert und dann nach Mauthausen verlegt, wo er ums Leben kam. An der Von-Stegmann-Straße 4 soll der Stolperstein an sein Schicksal erinnern.

Auch Hermann Völkel wurde als „Asozialer“ stigmatisiert, weil er obdachlos war. Wohnungslosigkeit, Arbeitsscheu und Bettelei waren damals noch Straftaten, die mit dem Reichsstrafgesetzbuch geahndet wurden. Über das Schicksal von Völkel ist wenig bekannt. Er wurde in der Altgemeinde Bergkamen geboren und am 6. November 1942 im KZ Gusen ermordet. Er wurde nur 34 Jahre alt. Weil Hermann Völkel als Obdachloser keinen festen Wohnsitz hatte, wird der Stolperstein für ihn vor dem Bergkamener Rathaus verlegt.

Bruno Borowiak war Mitglied der KPD und wurde deshalb in sog. Schutzhaft genommen. Er wurde in das KZ nach Dachau verschleppt, wo er am 9. März 1942 im Alter von 33 Jahren ermordet wurde. Der Stolperstein für ihn wird an der Von-Stegmann-Straße 8 verlegt.

Elfriede Freitag wurde 1907 in Weddinghofen geboren und wohnte in der Gemeinde Bergkamen. Sie muss körperlich oder geistig beeinträchtigt gewesen sein und wurde so zu einem Opfer der NS-Euthanasie. Ab November 1937 befand sie sich in der Heilanstalt in Warstein. Von dort wurde sie im Juli 1941 in die Heilanstalt nach Weilmünster verlegt, wo sie am 29. Oktober 1943 ermordet wurde. An Elfriede Freitag soll künftig ein Stolperstein an der Hansemannstraße 26 erinnern.

Angehörige bzw. Nachfahren der Opfer können sich für weitere Informationen an Manuel Izdebski vom Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine wenden, Tel. 0176-85422825.

Der Arbeitskreis bittet außerdem um Spenden, um die Stolpersteine finanzieren zu können. Ein Gedenkstein kostet 120 Euro. Wer das Erinnerungsprojekt unterstützen möchte, kann eine Spende an den Förderverein des Stadtmuseums Bergkamen leisten, IBAN: DE29 4105 1845 0017 0136 40, Sparkasse Bergkamen-Bönen. Verwendungszweck: Stolpersteine

www.stolpersteine-bergkamen.de

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