Das Feuer prasselt verführerisch. Und auch der Glühwein verströmt weithin lockende Düfte. Da macht es nichts, wenn man kurz vorher noch im Matsch auf dem Parkplatz fast stecken geblieben ist. Und dass eine Regenjacke am Wochenende besser war, wenn man den Weihnachtsmarkt in Rünthe besuchen wollte. Die Buden und Stände in den Scheunen auf Gut Keinemann sind für viele längst das schönste Weihnachtsmarktensemble. Nicht nur in der Region.
„Die Leute kommen aus Dortmund, Münster, Warendorf, Coesfeld, Recklinghausen“, freut sich Organisator Thomas Albrecht vom Verein der Oldtimer Remise. „Es hat sich längst überregional herumgesprochen, dass wir hier viel zu bieten haben.“ Sogar aus Rosenheim kommt ein Stammgast. Er fährt 2 Mustangs und ist über diese Leidenschaft dem Verein verbunden. Mit einem seiner fahrenden Raritäten kommt „Mustang Michael“ immer am Weihnachtsmarktsamstag hoch an die Lippe, um hier mitzufeiern und die besondere Atmosphäre zu genießen.
Mit 35 Ständen und beleuchteten Gutsgebäuden ist es hier auch in jedem Jahr besonders gemütlich. Und alles, was angeboten wird, ist Handgemachtes aus der Region. Wie die aus Zeitungspapier geflochtenen Taschen, Körbe, Kartons, Boxen, Vasen und Schalen von Anita Neukirchen. Sie hat diese ungewöhnliche Art der Kreativität aus der Not heraus entdeckt. „Ich war krank und musste mich einfach beschäftigen“, erzählt sie. Ihre Tochter brauchte Hilfe bei dem Versuch, aus den fest gerollten Zeitungsseiten praktische Objekte zu flechten. „Das Tolle ist: Das Flechten funktioniert genauso so, wie es seit Jahrtausenden mit Weidenzweigen gemacht wird“, erläutert die Hammerin. Wer in den immer wieder heftigen Regengüssen Angst hatte, dass es die Zeitungstaschen nicht durch die Nässe schaffen, hatte sich geirrt. „Das macht ihnen gar nichts aus – und die Tragfähigkeit ist bis zu 14 kg schon sehr stattlich.“
Kohleloren und Schwippbögen im Weihnachtsflair
Peter Hübner ist mit seinem Bergbaudevotionalien nach einer kleinen Pause auch wieder dabei. Er war Aufsichtshauer im Abbaustreb auf dem Bergwerk Ost und hat vieles in einer stattlichen privaten Sammlung gesichert, das sonst vielleicht verschwunden wäre. Dicke Kohlebrocken beispielswiese, in die ein Kumpel kleine Bergbauszenen verewigt hat. Filterdosen, die jetzt als Spardosen fungieren. Ein Arbeitsanzug hängt an seiner Hütte, Signalglocken sind in Weihnachtsglocken umfunktioniert und die alten Grubenlampen eignen sich auch für hübsche Weihnachtsstimmung mit den Bergbausymbolen im Hintergrund.
Sämtliche Fördertürme der Region sind in einem benachbarten Stand in Schwippbögen mit Heimat-Feeling übertragen. Kleine Mini-Kohleloren eignen sich als ganz individuelle Weihnachtsgeschenke am Stand gegenüber. Der Bergbau hinterlässt hier überall seine Spuren. Es gibt aber auch die Klassiker mit aus allem erdenklichen Papier gefalteten Engeln, kunstvollen Schaukelpferden in mittelalterlichen Varianten geschnitzt, Postkarten, Weihnachtskugeln, Schmuck, Seife und, und, und… Mittendrin hängen geräucherte Forellen, werden Messer geschärft, gibt es Kuchen, Glühwein, Suppen. Zum ersten Mal ist auch das Hafencafé mit Folienkartoffeln und Erbsensuppe dabei.
Überhaupt: „Wir haben diesmal vier neue Stände und können uns generell vor Anfragen nicht retten“, meint Thomas Albrecht. Manche Angebote sind aber auch schwer zu bekommen: „Wenn jemand Lust hat, Reibekuchen anzubieten: Wir nehmen ihn/sie mit offenen Armen und suchen händeringend“, meint er. Der Andrang ist auch in diesem Jahr immens: „So groß wie nie“, freut sich Albrecht. Das hat der Weihnachtsmarkt auch verdient, denn auch hier engagieren sich vor allem Ehrenamtler, damit die Besucher drei Tage lang etwas geboten bekommen. „Wir haben 45 Mitglieder und davon geben viele Wochen vorher und nachher alles“, sagt Thomas Albrecht. „Vor allem unsere Jugendabteilung hat sich sehr engagiert, zentnerweise Holzhackschnitzel verteilt und mitgeholfen, einen Lichtmast für den Parkplatz einzurichten“, sagt er.
Zwei zusätzliche Buden, auch aus einer alten Coca-Cola-Bude, die als Materiallager etwas im Abseits stand. Zusätzlich gab es eine 500 Euro Spende für den Kinderchor des Kinderheims Erziehungshilfe Werne, die jährlich Eröffnungslieder singen. Die Glühweinparty am Samstag war ein weiterer Höhepunkt.