„Oh!“, riefen einige. „Ah!“, entfuhr es anderen. Sie vergaßen den Regen und stürmten ungebremst an die Absperrungen auf dem Hafenplatz in der Marina. Hier rollte gerade ein Oldtimer nach dem anderen in die Boxen vor grauer Hafenkulisse. Mancher musste erst einmal hektisch mit dem nächsten Regenguss das Verdeck seines offenen Gefährts herunterklappen. Da spielte die Aufgabe, die es hier beim 17. ADAC Oldtimer Classic zu lösen galt, kurzfristig keine Rolle mehr.
Bergkamen war nur ein Gastspiel auf der rund 100 km langen Tour mit 23 Stationen und verschiedenen Aufgaben. Ausrichter war der MSC Bork. 100 Teilnehmer waren dem Ruf gefolgt, auch wenn das Wetter nicht gerade einladend und oldtimerfreundlich war. Motorräder und Automobile starteten in jeweils einer Minute Abstand in verschiedenen Klassen an der Startlinie in Waltrop. Über Lünen, Selm und Heil ging es wieder zurück. Nach einem guten Frühstück, versteht sich. Und mit einer Mittagspause auf dem Hof Keinemann in Rünthe.
Ralf Bilke und Karin Luicke bereiteten den Hafenplatz für die Ankömmlinge vor und hielten die Aufgabenzettel bereit. Die hatten es in sich: Gleich mehrere Fotos von Fahrzeug-Cockpits waren abgebildet. Die Teilnehmer mussten möglichst viele davon fehlerfrei dem richtigen Fahrzeug zuordnen. „Das könnte ich selbst auf Anhieb nicht“, sagt Ralf Bilke und lacht. Aber darauf kommt es am Ende auch nicht an, sondern auf den Spaß am betagten Gefährt und auf die Freude an der gemeinsamen Ausfahrt.
„Damit haben wir früher Bier ausgefahren!“, ruft ein Zuschauer verzückt, als ein DKW um die Kurve kommt. Das mintfarbene Fahrzeug ist außer Konkurrenz und zieht dennoch gleich eine Traube von Schaulustigen magisch an. Kurz darauf dröhnt die Erde. Ein knallroter Renault Alpine rollt auf den Hafenplatz. Es ist ein optisch und akkustisch begeisterndes Schaulaufen. Austin Healey, Triumph TR3A, MG Baujahr 1948, DKW oder die meterlange Citroen 11 CV Limousine mit 56 PS und 1900 ccm: Mit offenen Mündern ist mancher umgehend schockverliebt. Oder erzählt von den eigenen Erlebnissen mit dem einen oder anderen Gefährt.
Den Käfer in den verschiedensten Ausführungen haben viele noch leibhaftig erlebt. Aber auch 6,5 PS konnten immense Begeisterung auslösen – auf 2 Rädern als Gritzner-Kayser 150F, Baujahr 1953. Wie ein VW Bulli mit 30 PS 1959 den Einsatzort als Feuerwehrwagen erreichte, darf der Fantasie überlassen werden. Vom Goggomobil über die Isetta bis zum Porsche und Dodge reichten die liebevoll gepflegten Stars. Es gab eine Klasse für Motorräder und 5 für Automobile: bis 1955, bis 1965, bis 1975, bis 1985 und bis 1991.
Auch Bergkamener waren dabei mit einer Honda CB 400 Baujahr 1982, mit einem Willys-Overland Baujahr 1943, einem Mercedes W 123 280CE Baujahr 1983 und einem Mercedes 190 E Baujahr 1988. Sogar aus Bremen kamen Anmeldungen. Die Schirmherrschaft hatte übrigens Ina Scharrenbach, NRW Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung.