Unfälle mit Schwerverletzten: Autobahnpolizei gibt wichtige Hinweise für Verhalten bei Pannen und Unfällen

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Die Autobahn ist sein Revier: Der Erste Polizeihauptkommissar Manfred Blunk gibt wichtige Hinweise für das richtige Verhalten bei Pannen oder Unfällen auf Autobahnen. Foto: PP Dortmund

Schwere Verkehrsunfälle nach technischen Pannen auf den Autobahnen 1 und 2 sind Anlass für das Polizeipräsidium Dortmund, um auf besondere Risiken auf Schnellstraßen hinzuweisen. „Wir von der Autobahnpolizei haben viele Bilder im Kopf, wenn es um Pannen oder Unfallstellen geht. Mal sind diese Situationen gut organisiert – mal herrscht aber auch Chaos, von dem Gefahren für Leib und Leben ausgeht“, berichtet der Erste Polizeihauptkommissar Manfred Blunk. Die Autobahnen sind seit 25 Jahren das Revier des 60-Jährigen, der die Autobahnpolizei -Wache in Kamen leitet.

Bei zwei Pannen erlitten Transporter-Fahrer im Juli 2022 auf der A1 und auf der A2 sehr schwere Verletzungen, weil sie sich bei Zusammenstößen auf dem Seitenstreifen aufhielten und nicht sicher geschützt hinter der stählernen Schutzplanke standen. Bei einem dieser Fälle wechselte am 21.7.2022 ein Fahrer auf der A2 bei Dortmund-Mengede auf dem Seitenstreifen einen Reifen – ein vorbeifahrender Lkw erfasste den Mann am Rücken und am Arm, was zu schweren Verletzungen führte.

„Dieses Beispiel zeigt: Die Autobahn ist keine Montageplatz. Also: Erst so weit nach rechts wie eben möglich, dann absichern – und anschließend Hilfe holen“, sagt Manfred Blunk.

Hier weitere lebenswichtige Hinweise für das sichere Verhalten bei einer Panne oder nach einem Unfall auf der Autobahn. Grundsätzlich gilt: Verbandskasten, Warndreieck, Warnwesten, Pannensets, Abschleppöse, Werkzeuge etc. müssen immer griffbereit sein. Bei der Bekleidung auch immer an die witterungsbedingten Einflüsse denken (z.B. Regenbekleidung).

Panne:

1. Wenn die nächste Ausfahrt oder ein Rastplatz nicht mehr zu erreichen sind: Warnblinklicht und Licht einschalten, das Fahrzeug auf dem Seitenstreifen weit rechts anhalten und vergewissern, ob das Aussteigen ohne Gefahr möglich ist.

2. Ruhe bewahren, Warnweste anziehen. Alle Insassen verlassen bestenfalls an der vom Verkehr abgewandten Seite das Auto und stellen sich hinter die Schutzplanke, oder in den angrenzenden Bereich. Alle tragen Warnwesten, um auf Distanz gut sichtbar zu sein.

3. Hinter der Schutzplanke etwa 100 Meter (das ist die Strecke zwischen zwei Leitpfosten) zurückgehen und auf dem Seitenstreifen ein Warndreieck aufstellen (bei Kurven oder Kuppen: noch weiter zurück). Hinter der Schutzplanke zurückgehen und im sicheren Bereich warten – aber nicht im oder am Fahrzeug.

4. Es besteht keine Gefahr für nachfolgenden Verkehr: eine Werkstatt oder einen Abschleppdienst informieren. Niemals auf dem Seitenstreifen einen Reifenwechsel oder andere Reparaturarbeiten vornehmen.

5. Vom Pannenfahrzeug geht eine Gefahr für den nachfolgenden Verkehr aus, weil es auf dem Seitenstreifen oder z. B. in einem Tunnel steht: Vor allen anderen Anrufen den Polizei-Notruf 110 wählen.

5. Weitere Entscheidungen hängen davon ab, wie das Pannenfahrzeug abgesichert ist und wie der Verkehr vorbeifließt. Für Sicherheit sorgt die Autobahnpolizei. Niemals selbst in den Verkehr eingreifen oder die Fahrbahn betreten.

Unfall:

1. Sie selbst sind beteiligt und handlungsfähig oder ein Ersthelfer: Vor dem Aussteigen den nachfolgenden Verkehr beobachten, Warnblinklicht einschalten, Warnweste anziehen und – wenn keine Gefahr vorhanden – Unfallstelle absichern.

2. Notruf absetzen, Standort nennen, Lage beschreiben, Fragen beantworten. Der nachfolgende Verkehr hat die Unfallstelle erkannt (Verkehr fließt langsam, Staubildung): Erste Hilfe leisten, wenn das ohne Gefahr möglich ist.

3. Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr sind eingetroffen: Die Erste Hilfe erst unterbrechen, wenn die Profis übernehmen. Und: Die Polizei benötigt Personalien und Zeugenaussagen.

„Auf Autobahnen bestehen besondere Gefahren. Ersthelfer können nur dann helfen, wenn sie sich selbst nicht in Lebensgefahr bringen“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar Manfred Blunk. Sein dringender Appell: „Nichts zu tun ist falsch – und Erste Hilfe beginnt nicht erst am Verbandskasten, sondern schon beim Bilden der Rettungsgasse und beim Absetzen des Notrufs, damit die Profis schnell den Einsatzort erreichen können.“

Und hier noch ein wichtiger Hinweis: Nach einem schweren Verkehrsunfall auf der A1 bei Schwerte waren zufällig sofort zwei gut ausgebildete Ersthelfer zur Stelle (ein Notfallsanitäter und ein Mann der Freiwilligen Feuerwehr Holzwickede). Sie konnten bei einem lebensgefährlich verletzten Unfallopfer z. B. sofort Zugänge legen, was nur den wenigsten Ersthelfer möglich ist und ihnen auch nicht abverlangt wird.

Die Dortmunder Polizei bittet alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen. Das gibt Handlungssicherheit, kann Leben retten und hilft, in hektischen Momenten die notwendige Ruhe zu bewahren. Dazu Manfred Blunk: „Auch wenn Sie hoffentlich nie in die Situation auf der Autobahn kommen: Mit aufgefrischten Erste-Hilfe-Kenntnissen können Sie in der eigenen Familie und am Arbeitsplatz Leben retten.“