Wenn es „kracht“ auf den Autobahnen A 1 oder A 2 um Kamen und Bergkamen, was leider häufig geschieht, rollt der umgeleitete Verkehr unter anderem über die „Landstraße“ Lünener Straße in Kamen. Im Schneckentempo, denn die Straße ist auch ohne Autobahnunfall viel befahren. Um die Anwohner wenigstens in der Nacht vor Lärm zu schützen, will die Stadtverwaltung ein nächtliches Fahrverbot für Lkw und Tempo 30 durchsetzen. Sie folgt damit einem einstimmig beschlossenen Antrag von SPD und CDU.
Allerdings stößt die Stadt mit diesem Vorhaben auf erheblichen Widerstand: Sowohl der Landesbetrieb Straßen.NRW und die Bezirksregierung Arnsberg als auch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) betonen die überregionale Bedeutung der Strecke und lehnen die Einführung von Tempo 30 und Nachtfahrverbot für Lkw ab.
Großer Widerstand von übergeordneten Behörden
Das sind mächtige „Gegner“, aber die Stadtverwaltung will die Segel noch nicht streichen. Wie Beigeordneter Reiner Brüggemann im Planungs- und Straßenverkehrsausschuss erklärte, werde die Stadt in Kürze Vertreter des NRW-Verkehrsministeriums, des Autobahnamtes, des Landesbetriebs, der Bezirksregierung, des Kreises Unna und der Stadt Bergkamen zu einem Gespräch nach Kamen einladen. (Über die Ergebnisse wird frühestens im April berichtet.)
Folgende Themen sollen in der Runde diskutiert werden:
- Umsetzung des Beschlusses
- Die grundsätzliche Lkw-Führung auf A1 und A2
- Verkehrslenkende Beschilderung oder sonstige verkehrslenkende Maßnahmen auf den Autobahnen
- Navigationsführung zur klaren Trennung der Von-Bodelschwingh-Straße in der Nähe der Stadtgrenze Bergkamen und der nahen Ernst-von-Bodelschwingh-Straße in Bergkamen
- Die durch den SPD-Ortsverein Kamen-Mitte angeregte Harmonisierung der Ampelanlagen Ostfeld/Auffahrt A2/Abfahrt A2/Lünener Straße, Langer Kamp, Buckenstraße
- Die Streckenführung der Lkw aus Dortmund über die Lortzingstraße und den Langen Kamp zur Lünener Straße
Fachbereiche müssen Expertise noch bewerten
Zur Frage der formalen Umsetzung des Lkw-Nachtfachverbots und der Tempodrosselung auf der Lünener Straße habe sich die Stadt, kündigte Brüggemann an, „die externe Beratung durch ein renommiertes Büro gesichert“. Die Expertise liege vor, müsse aber von den Fachbereichen noch abschließend bewertet werden.
In der Ausschusssitzung machte Beigeordneter Büggemann den Politikern wenig Mut: „Wir sind nach Ersterkenntnissen aus den bisherigen mündlichen und schriftlichen Stellungnahmen in der Sorge, ob die Positionen umfänglich oder auch nur in Teilen umgesetzt werden können.“ So gehe die Rechtsexpertise auch der Frage nach, welche realistischen Durchsetzungsmöglichkeiten der Stadt als anordnende Verkehrsbehörde mit Bezug auf die Lünener Straße bei nachdrücklichem Widerstand der anderen behördlichen Beteiligten verblieben.