Stolpersteine erinnern an das Schicksal von drei behinderten Kindern in Bergkamen: Spender gesucht

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Patientenakten von „Heilanstalten“ für Bergkamener Kinder. Foto: Manuel Izdebski

Am 25. Januar nächsten Jahres werden weitere Stolpersteine in Bergkamen verlegt, die an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung erinnern. Bei der neuerlichen Veranstaltung wird die NS-Euthanasie in den Fokus gerückt, darunter das Schicksal von drei behinderten Kindern aus Bergkamen. Drei alte Patientenakten aus den damaligen Heilanstalten in Aplerbeck und Marsberg belegen ihre Tötung.

In Rünthe wird ein Stolperstein vor dem Haus in der Schlägelstraße 36 für die sechs Monate alte Christa Vertcheval verlegt, die in der sogenannten Kinderfachabteilung der Heilanstalt Aplerbeck ermordet wurde. Das kleine Mädchen war mehrfach körperbehindert und wurde von der NS-Ideologie als „lebensunwert“ betrachtet. Nur wenige Meter weiter soll künftig vor dem Haus in der Taubenstraße 4 (damals noch Barbarastraße) ein Stolperstein an Willi Domick erinnern. Der körperbehinderte Junge war 13 Jahre alt, als er in der Heilanstalt Marsberg im Sauerland umgebracht wurde. In Bergkamen-Mitte wird in der Stresemannstraße 2 (damals Franz-Seldte-Straße) ein Gedenkstein für die 14-jährige Hilda Malcherek verlegt, die u.a. an Epilepsie litt.  Sie wurde ebenfalls in der Kinderfachabteilung der Heilanstalt Marsberg getötet. „Das sind Bergkamens vergessene Kinder“, erklärt Manuel Izdebski vom Arbeitskreis Stolpersteine und macht darauf aufmerksam, dass die Kinder-Euthanasie nach der NS-Diktatur für Jahrzehnte ein großes Tabu blieb. „Die systematische Forschung zum Schicksal dieser Kinder fing in Westfalen erst gegen Ende der 1980er Jahre an“, erläutert er.

In Weddinghofen wird ein Stolperstein dem 57 Jahre alten Wilhelm Mork gewidmet, der im August 1941 in der Heilanstalt Hadamar ermordet wurde. Manuel Izdebski: „Hadamar war in Wirklichkeit eine Tötungsanstalt, wo tausende Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung zumeist vergast wurden.“ Dort fand auch Ella Schmidt, die in Oberaden wohnte, den Tod. „Ihr Mädchenname war Heuer. Wir wissen, dass sie erst 40 Jahre alt war, als die Nazis sie im August 1941 töteten“, so Izdebski. In Oberaden wird ein Stolperstein an sie erinnern. Beide Opfer kamen im Rahmen der berüchtigten „Aktion T4“ ums Leben, die zentral organisiert die massenhafte Tötung behinderter Menschen bezweckte. Im Ortsteil Heil wird ein Gedenkstein für Heinrich Dionysius verlegt, der als Mitglied der KPD politisch verfolgt wurde. Von März 1933 bis April 1935 war er in den Konzentrationslagern Schönhausen und Börgermoor inhaftiert und überlebte mit Glück.

Nachfahren oder sonstige Familienangehörige der NS-Opfer können sich gerne an Manuel Izdebski vom Arbeitskreis Stolpersteine wenden. „Bei den Kindern haben wir durch die alten Patientenakten eine gute Quellenlage, aber für die anderen Personen sind die Informationen dürftig. Vielleicht können uns Angehörige noch mehr berichten“, erklärt Izdebski, der unter der Rufnummer 0176-85422825 erreichbar ist. Der Arbeitskreis bittet außerdem um Spenden für die Finanzierung der Stolpersteine. Weil das Projekt in Kooperation mit dem Bergkamener Stadtmuseum durchgeführt wird, hat sich der Förderverein des Museums bereiterklärt, die Spendenaktion abzuwickeln. Ein Stolperstein kostet 120 Euro.

Förderverein Stadtmuseum Bergkamen

IBAN DE 29 4105 1845 0017 0136 40

Sparkasse Bergkamen-Bönen

Verwendungszweck: Stolpersteine