Zum zweiten Mal ist er beim Stadtradeln dabei. In seiner Radgruppe hat er den 7. Platz belegt mit 504 km. Jeden Tag steigt Horst Steinhoff auf sein E-Bike, das er vor sechs Jahren in einem großen Discounter erstanden hat – auch ohne Stadtradel-Aktion. „Jeden Morgen geht es zum Schwimmen nach Werne und am Wochenende auch nach Lünen“, erzählt er. Mit 81 Jahren hat er damit lässig deutlich jüngere Mitradler weit hinter sich gelassen.
Sein Fahrrad glänzt jedenfalls wieder wie neu, als es aus der Rad-Waschanlage kommt. Dafür ist er wie viele andere am Samstag eigens in die Marina gestrampelt. Dort musste er erst einmal Schlange stehen, denn der Andrang war enorm. Schließlich gibt es einen derartigen kostenlosen Service nicht alle Tage. „Es ist ein kleines Dankeschön für alle, die mitgemacht haben“, sagt Karsten Quabeck. Immerhin haben in diesem Jahr wieder noch mehr Bergkamener als noch im Vorjahr die Fortbewegung mit eigener Muskelkraft zugunsten einer Klimaverbesserung entdeckt. Ein neuer Kilometer-Rekord ist auch zu erwarten.
699 Radler haben in diesem Jahr drei Wochen lang alles gegeben, was ihre Räder und die hiesigen Radwege hergeben. Aktuell sind 126.500 km zusammengekommen – es werden wohl noch mehr werden, denn es darf noch 2 Wochen lang nachgemeldet werden. Eine ganze Menge CO2, die eingespart werden konnte. Auch das Bergkamener Gymnasium hat sich mit einem eigenen Team formiert. Hier fuhr eine 5. Klasse ganz weit an die Spitze – auf ungewöhnliche Weise. Der Sport wurde für 3 Wochen kurzerhand mit dem Rad absolviert. Statt auf zwei Beinen ging es dabei sogar mit dem Rad ins Sportstadion – eine Runde nach der anderen.
Mitmachen zählt: Dabeisein ist alles
Für andere zählten eher die Idee und das Motto „Hauptsache dabei sein“. 83 km hat ein Teilnehmer mit äußerst sportlichem Emblem auf dem Trikot geradelt. „Ich bin ehrlich gesagt eher für das Laufen, aber die Aktion hat einen guten Zweck und Mitmachen zählt“, sagt er augenzwinkernd. Bei anderen hat das Knie überraschend nicht mitgemacht. Andere hatten vor den doch recht häufigen und gewaltigen Unwettern verständlichen Respekt.
Die meisten Fahrräder hatten dann auch die schnelle und automatische Wäsche bitter nötig. Entsprechend groß war die Nachfrage zum Abschluss des Stadtradelns. Zudem hatte die Stadt Bergkamen noch einige andere Attraktionen in die Marina geholt. Ein Glücksrad, bei dem es nette Accessoires für das Rad oder Karten mit Radrouten zu gewinnen gab. Ein Fahrrad-Händler stand mit den neuesten E-Bike-Modellen und fachkundiger Beratung bereit. Vor allem gab es hier aber schnelle Hilfe für die Behebung des falschen Reifendrucks, klappernde Ketten oder den falsch eingestellten Sattel. Nebenan lockte noch ein mobiler Eiswagen mit handgemachten Leckereien passend zum sonnigen Wetter.
Einige erwarteten beim Anblick des Hafenfest-Maskottchen vielleicht sogar eine Art Mini-Hafenfest. Sie pilgerten jedenfalls in ganze Gruppen in die Marina und nahmen wenigstens ein Selfie mit dem flauschigen Otter mit nach Hause.