„Sah Ihr Fahrrad so aus, als Sie es gekauft haben?“, fragt Sachin Kumar und schaut in verwundert aufgerissene Augen. Der Besitzer kann gerade nicht glauben, was dort glänzend und blitzblank aus der Fahrradwaschanlage kommt. Drei Minuten vorher war sein Rad noch schlammverkrustet, die Farbe nur vage zu erahnen. „Unfassbar“, sagt er und schlägt sich die Hand verzückt vor den Mund. Kein Wunder. Das Stadtradeln hat schließlich an manchen Drahteseln Spuren hinterlassen.
Immerhin ist ein neuer Bergkamener Rekord mit rund 105.000 gefahrenen Kilometern, 763 Radlern, 54 Teams und knapp 15 Tonnen CO2-Einsparung zustande gekommen. Mancher Radler hat in den drei Aktionswochen 1.000 Kilometer heruntergestrampelt – bei nicht immer vorbildlichem Fahrradwetter. Die meisten Teilnehmer hatten daher eine Radwäsche bitter nötig. Die gab es denn auch zum Abschluss des Stadtradelns am Samstag in der Marina.
Vor mediterraner Kulisse standen die Radbesitzer Schlange, damit Sachin Kumar sich ein paar Minuten lang ihrer Problemfälle annimmt. Viele Räder brauchten eine Vorwäsche mit dem Hochdruckreiniger. Danach verschwanden sie komplett in der selbstentwickelten Waschanlage des Kölners. Egal ob klassischer Drahtesel oder modernes E-Bike: Nur noch Sattel und Lenker schauten oben heraus, während eine Vollautomatik rotierende Bürsten am Rahmen entlangfahren ließ. 2015 begann Sachin Kumar mit seiner Entwicklungsarbeit. „Angefangen habe ich bei Null“, sagt er. Die Gewissheit, dass eine gründliche und effektive Wäsche ein meist mühsames Problem für jeden Radfahrer darstellt, trieb ihn an. Und Radfahrer gibt es inzwischen immer mehr. E-Bikes erleben mit der Corona-Pandemie einen nie dagewesenen Boom. 30.000 Euro kostet die Anlage, die inzwischen schon einen Nachfolger hat. Verschiedenen Typen von Waschanlagen gibt es. Sie stehen in 40 Städten in 40 Ländern.
Immer mehr Radler sehnen sich auch nach kühlen Erfrischungen und schattiger Erholung. Erst recht, seit es immer mehr Corona-Lockerungen gibt. Rainer Enste ist deshalb guter Dinge, dass es mit seinem neuen Lokal „Pier 47“ nach über drei Jahren Leerstand im ehemaligen Nauticus trotz Corona einen guten Anfang nehmen wird. Am Samstag öffnete er zum ersten Mal die Türen, obwohl im Hintergrund noch kräftig für die Eröffnung Ende Juni gearbeitet wird. Street Food wird hier bald serviert, „nichts Kompliziertes, aber doch Hochwertiges“ bei Bedarf auch mit selbstgelabelten Weinen – auch zum Mitnehmen. 50 Tonnen Sand werden im Außenbereich aufgetürmt und für Karibikfeeling sorgen. Die Idee konnte der Unternehmensberater für die Gastronomiebranche vor allem deshalb frei entwickeln, weil der Neueigentümer dabei kräftig unterstützte.
Wem für einen Ausflug in die Marina noch die Ausrüstung fehlt, der konnte sich am Samstag beim Stadtmarketing ebenfalls eindecken. Der komplette „Bergkamen“-Raddress war allerdings schon ausverkauft. Nicht weniger begehrt waren die Radtouren der Gästeführer, Radkarten, Ersatzschläuche, Thermobecher und andere Radfahrerutensilien. Das kostenlose Eis ließen sich die meisten ebenfalls nicht entgehen.