Simone Fleck: Mit High-Heels am Rollator ins neue Jahr

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Wüster Klingeltonterror, Gebiss-Suche, Alzheimer-App und High-Heels am Rollator: Wie kann ein Start ins neue Jahr besser gelingen? Simone Fleck hatte jedenfalls beim Neujahrsempfang im Ratssaal die besten Tipps für die überalternde Gesellschaft zur Hand. Wegezoll für das nächste Bayern-Gastspiel war dabei nur ein Vorschlag, der auf begeistertes Echo auch beim noch rüstigen Teil des Publikums stieß.

Mittendrin: Simone Fleck nimmt kein Blatt vor den Mund.
Mittendrin: Simone Fleck nimmt kein Blatt vor den Mund.

Ganz begeistert war die Kabarettistin schon beim „Einmarsch“ durch die Schar der geladenen Gäste vom bestechenden „Einheitsgrau“ der Männer. Auch die synchrone Übersetzung ihrer Bühnenleistung an die Gäste aus den Partnerstädten hat Simone Fleck wohl bei keinem Auftritt erlebt. Dass kurz nach einem kleinen Exkurs über Handymanie allerorten unter dem Motto „ich bin’s“ ein Handy im Ratssaal laut auf sich aufmerksam machte, unterstrich nur die Aktualität ihrer Beobachtungen.

Das Alter auf die Schippe nehmen: Die Alterspyramide einmal anders mit Simone Fleck.
Das Alter auf die Schippe nehmen: Die Alterspyramide einmal anders mit Simone Fleck.

Leben im Alter ist jedenfalls nicht leicht – Alzheimer-App hin oder her. Da braucht es schon unerschrockene Helfer unter den geladenen Gästen, um das entfleuchte Gebiss aus den Vorhängen des Ratssaales zu fischen. Umso nachhaltiger wirkte die Pointe mit dem taschenlampenerleuchteten Gebiss als nächtlicher Schreck für ältliche Kneipengänger im Gebüsch. Da machen die Aussichten auf das Alter doch Freude! Von der „Gesichtsguillotine unisex“ einmal abgesehen – dafür brauchte auch der Bürgermeister der französischen Partnerstadt keine Übersetzung.

Sparmaßnahmen im Heim durch die Abgabe eingebauter Ersatzteile nach dem Tod, Rückenschule, „Fazebuck“-Terror oder am Ausschnitt hängen gebliebenes Gebiss nach dem Rentner-Date: Der Ritt, den Simone Fleck auf die Neujahrs-Bühne legte, hatte es in sich. Philosophierte sie gerade noch über hypnotische Wahlplakate, die auch 2014 wieder auf uns warten, warnte sie im nächsten Atemzug schon wieder vor diplomierten Wäschefetischistinnen in Person von Fachverkäuferinnen für mitdenkende Unterbekleidung, die den Schweiß in unbestimmte Regionen leiten.

Die Kabarettistin in Aktion
Die Kabarettistin in Aktion.

Ob man Herrn Pofalla wirklich lieber an der Wursttheke statt im Bahnvorstand sehen will, sei dahingestellt. Dann vielleicht doch lieber „Backen ohne Rezept für Alzheimerkranke“, kriegsähnlicher Musik-Beschuss durch prädemente Jugendliche im Bus oder Alterstätowierungen in erschlaffter Haut Marke „Frida o“, die sich nach engagierter Falten-Entzerrung als „Frieden schaffen ohne Waffen“ entpuppt.

Das auch den Bergkamenern ans Herz gelegte Blockheizkraftwerk der anderen Art, zusammengesetzt aus einem Dutzend hitzewallender Frauen, wird wohl nicht die erfolgversprechendste Sparaktion 2014. Die Alternative des auf die Brust tätowierten Godesberger Programms wird manchen dagegen vielleicht schon eher beschäftigen.

Ein heiterer Einstieg ins neue Jahr ist mit Simone Fleck jedenfalls mehr als gelungen.