„Vorhänge aus Edelstahlringen“, mit dieser Entwurfsidee hat das Planungsbüro Mecke Palme (Berlin) den internationalen Architektur-Wettbewerb für die Fassadengestaltung des neuen Grubenwasserhebewerks auf dem Gelände der Wasserstadt Aden gewonnen – und damit die sieben weiteren eingereichten Beiträge hinter sich gelassen. Die gestrige Sitzung der Jury aus Fachleuten und Lokalpolitikern bildete nach rund sechs Monaten Bearbeitungszeit den Abschluss des Wettbewerbs. Mit den Büros Sterling Presser Architects+Engineers (Berlin) und Halfmann Architekten (Köln) kürte das Preisgericht zudem zwei weitere Preisträger.
Die Aufgabe für die Architekten hatte es in sich: Das Grubenwasserhebewerk, welches über dem Schacht der ehemaligen Zeche Haus Aden entstehen soll, ist ein schlichtes, aber markantes Funktionsbauwerk gedacht. Mit seiner Lage inmitten der Wasserstadt Aden sowie der direkten Nähe zur Halde Großes Holz, die im Jahr 2027 Teil der Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) wird, werden hohe Qualitätsanforderungen an Städtebau und Baukultur verbunden. Als rund 30 m hohe Landmarke wird das neue Grubenwasserhebewerk zudem weithin sichtbar.
Der besondere Charakter des Bauwerks hatte die Stadt Bergkamen dazu bewogen – mit Unterstützung der Ruhrkohle AG als künftiger Betreiberin des Grubenwasserhebewerks – einen internationalen Architektur-Wettbewerb für die Gestaltung der Gebäudefassade auszuloben. „Ich freue mich sehr über die qualitativ durchweg hochwertigen Einsendungen und war begeistert von der spannenden Diskussion in der Jury“, kommentiert Bürgermeister Bernd Schäfer die Entscheidung des Preisgerichts, mit der die Realisierung des Hebewerks einen weiteren Schritt näher rückt. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sieht in dem Neubau ein „Nationales Projekt des Städtebau“ und fördert das Projekt mit rund 1,4 Mio. Euro.
So schwierig die Aufgabe auch zu lösen war, am Ende hat das Planungsbüro Mecke Palme die Jury zu einem einstimmigen Urteil bewogen und mit seinem feinsinnigen Ansatz voll überzeugt. Dabei umhüllen vier Vorhänge aus Edelstahlgewebe den Turm des Hebewerks und verleihen ihm dadurch eine konkave Form. Die „fließende“ Fassade erinnert an eine Wasseroberfläche, die das Funktionsbauwerk sanft umspielt und in Kombination mit der Durchlässigkeit des Materials den Eindruck eines lebendigen Bauwerks erzeugt, das auch ohne weitere technische Hilfsmittel in der Lage ist Emotionen zu wecken.
Auch das zurückhaltende Lichtkonzept überzeugte die Jury. Während der Wintermonate erleuchtet der Turm in einem leichten Rotton ausgeleuchtet, im Sommer dagegen in hellem Blau. Die Prozesse der Energiegewinnung, die zum Heizen und Kühlen der Gebäude der Wasserstadt dienen, werden auf diese Weise nach außen hin sichtbar. Der Siegerentwurf sieht zudem eine Aussichtsplattform inklusive digitalem Informationsangebot vor, welches über die computergestützte dreidimensionale Wahrnehmung Wirklichkeit – sogenannte augmented reality – die Funktionsweise der Grubenwasserhebung erläutert. Die Seilscheiben des ehemaligen Schachtgerüsts Haus Aden erwachen in diesem Rahmen zu neuem Leben.
Am Ende der Sitzung sind sich alle Beteiligten einig: Alle drei Preisträger entwickeln mit ihren Entwürfen eine einzigartige Architektursprache, die das neue Grubenwasserhebewerk in den Rang einer Landmarke erhebt und der Stadt Bergkamen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal mit nationaler Aufmerksamkeit verschafft. Alle Entwurfsarbeiten – die der drei Sieger und die weiteren fünf Wettbewerbsbeiträge – können auf der städtischen Homepage unter www.bergkamen.de/grubenwasserhebewerk eingesehen werden. Die Stadt Bergkamen wird nun die weitere Detailplanung beauftragen. Der Bau des neuen Hebewerks beginnt voraussichtlich im kommenden Jahr.