Schießkunst mit dem Blasrohr: Nur mit dem Atem einen Volltreffer landen

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Einmal kurz konzentrieren und mit einem gezielten Luftstoß den Pfeil ins Gelbe treffen? Ganz so einfach wie bei den Indios ist es in der Overberger Sporthalle dann doch nicht. Manche Geschosse landen deutlich neben dem Ziel und durchaus auch auf der Scheibe nebenan. Dabei müssen sich die Schützen noch nicht einmal durch dichten Urwald an ihr Ziel heranpirschen wie in den Ländern, wo die Blasrohre beheimatet sind.

Mit dem Blasrohr das Ziel avisieren: Auch „echte“ Sportschützen versuchen sich am Blasrohr.
Zielen, Luftholen und „Abfeuern“: Es ist gar nicht so leicht, mit dem Atem das Ziel zu treffen.

Wozu die Schießgruppe Overberge einlädt, ist vielmehr Trendsport pur. In Bayern und Österreich hat das Blasrohrschießen neuerdings schon fast Kultstatus erreicht. Warum also nicht auch hier, fragte sich Dieter Homa als Vorsitzender der Overberge. Er holte das, was in Lateinamerika seit Jahrtausenden zum Lebensunterhalt dient, vor einem Jahr als Abwechslung auf das Sommerfest. „Ich hatte im Internet davon gelesen“, erzählt er. Die Premiere „war ein Mordsgaudi mit Riesenandrang.“ Inzwischen haben sich kleine Sportgruppen mit Schwerpunkt Blasrohrschießen auch in Nachbargemeinden gegründet. Höchste Zeit also, die erste Stadtmeisterschaft auszuloben.

Nach ein paar Übungsdurchgängen kann sich das Trefferbild durchaus sehen lassen.

Der erste Pfeil verliert auf dem Weg aus dem Rohr zum Ziel dramatisch an Schwung und folgt der Erdanziehung mit einem lauten Klatsch auf den Hallenboden. Der zweite Versuch erreicht schon die große Styroporplatte, auf der drei Zielscheiben auf Treffer warten. Allerdings bleibt er im großen weißen Bereich drumherhum stecken, der nicht mit Punkten belohnt wird. Der dritte Pfeil trifft die Scheibe mitten drin – und genauso geht es auch weiter. „Das ist toll“, ändert sich die Stimmung der frischgebackenen Blasrohrschützin dramatisch in Richtung Euphorie. „Das macht richtig Spaß!“ Inzwischen haben auch die beiden Kinder die Blasrohre entdeckt und sogar der Ehemann gönnt sich eine Runde nach der anderen. „Wir überlegen tatsächlich, ob wir uns nicht auch eine Ausrüstung anschaffen“, schildert die Familie, die eigentlich nur kurz mal vorbeischauen wollte, weil der Nachbar davon erzählt hatte.

Von 4 bis 91 Jahren werden echte Schützenträume wahr

Kontrolle der Zielscheiben.

Der jüngste Schütze zählte am Samstag gerade einmal vier Jahre. Der älteste 91. Letzteren zog die Erinnerung an eigene Blasrohrversuche als Kind magisch in die Overberger Sporthalle. Gut 50 Neugierige probierten sich allein am ersten Tag der 1. Stadtmeisterschaften im Blasrohrschießen und zielten in fünf Durchgängen auf drei verschiedene Ziele, die mit Punkten wie beim Dart bestückt waren. In den drei Gruppen bis 18, bis 30 Jahre und älter hatten alle durchweg Spaß. Nicht umsonst gibt es inzwischen auch beim westfälischen Verband einen Referenten allein für das Blasrohrschießen. „Ganz nebenbei soll der Sport auch gut für alle sein, die Probleme mit den Atemwegen haben“, schildert Dieter Homa. „Und auch bei Kindern mit ADHS kann es helfen, denn hier ist auch Konzentration gefragt.

Andrang am „Schießstand“.

Konzentration steht auch nebenan hoch im Kurs bei dem, was das eigentliche „Tagesgeschäft“ der Schießgruppe ausmacht. Dort werden die Stadtmeisterschaften im Kleinkaliber ausgetragen. Hier freuen sich die Schützen übrigens über Zuwachs, der beim Training immer donnerstags ab 17 Uhr stets willkommen ist. Wer sich auch im Blasrohrschießen probieren will: Am heutigen Sonntag gibt es in der Overberger Sporthalle noch von 10 bis 14 Uhr Gelegenheit dazu.