Sie fauchen, röhren, brüllen, tuckern, knattern, wummern oder schnurren. Manche nehmen die Pylonen geschmeidig wie eine Katze, andere schieben sich fast gewaltsam durch die Hindernisse, einige wenige sind wie die Elefanten im Porzellanladen. Mit Oldtimern unterwegs zu sein, ist eben etwas ganz Spezielles. Da kultivieren Kupplungen ihr Eigenleben. Und die Kühlerfigur glänzt besonders schön vor der Marinakulisse beim 12. ADAC Oldtimer Classic.
Deshalb haben die Organisatoren vom MSC Bork sich auch diese besondere Kulisse für den Start ihrer Rallye ausgesucht. „Das Ambiente hier ist wunderschön – ein bisschen Nizza, ein Hauch von Cannes, ein klein wenig Monaco“, schildert Christoph Davids. Da machen sich das Pferd auf der Motohaube, das polierte Ebenholz im Cockpit oder die gewienerte Radkappe besonders gut. Von der Corvette über den Porsche 911 bis zum Morgan, Opel Blitz oder himmelblauen Käfer konnten am Samstag zunächst alle in der Sonne glänzen, die ein H-Kennzeichen und damit alle Qualifikationen für einen waschechten Oldtimer trugen – 30 Lebensjahre und Originalbauteile inklusive.
Dann allerdings wurde es ernst, während sich die ersten Gewitterwolken auftürmten. Binnen 25 Sekunden mussten die Hindernisse punktgenau bewältigt werden, die hinter der Lichtschranke auf dem Hafenplatz aufgebaut waren. Anschließend machten sich alle 120 Zwei-, Drei- und Vierräder in 5 Oldtimerklassen auf den Weg. Auch bei der 120 km langen Fahrt durch das Münsterland galt es, Aufgaben zu bewältigen. Beispielsweise müssen Objekte erkannt werden.
Nur ein Oldtimer-Motor machte schlapp
Eine Herausforderung, bei der für die meisten das Mitmachen und das Erlebnis zählt. Wie für den Besitzer des Opel Baujahr 1931 aus Lippstadt, der gerade einmal sieben Kilometer schaffte und mit einem technischen Defekt liegen blieb. Das älteste Fahrzeug, eine NSU 601 TS Baujahr 1930, schaffte den Weg von Haltern nach Bergkamen mit Links. Zu schaffen machte aber fast allen die Rekordhitze. „Die Motoren haben fast alle noch Luftkühlung, da haben sie heute viel zu tun“, weiß Thomas Albrecht von der Oldtimer Remise auf Gut Keinemann. Er war Mitorganisator der Veranstaltung und hatte seine Freude an Kuriositäten wie einem gänzenden Simpson-Motorrad aus der DDR, einer liebevoll restaurierten Zündapp, einem besonders seltenen Exemplar aus Österreich oder einem knallroten Triumph. „Richtig schwierig wird für Oldtimer-Fans inzwischen die Ersatzteilbeschaffung“, beschreibt er. Immer häufiger ist Handarbeit gefragt, weil die Teile rar werden und die Technik längst mehrere Quantensprünge bewältigt hat.
Auch als die Fahrzeuge die Marina längst verlassen hatten prägte das besondere Flair noch lange die inzwischen wolkenverhangene Hafenlandschaft. Es gab eine kleine Fahrzeugausstellung. Vor dem glänzenden Dodge oder der Motohaube des Ford Mustang machten sich die Petticoats besonders gut. Die waren jetzt den Rest des Tages gefragt, denn nun hatten Rock’n Roll und Rockabilly das Sagen. Jeder, der im Stil der Zeit mit Haartolle, Koteletten, Pferdeschwanz und Pünktchenrock auflief, erhielt einen Gutschein für einen Cocktail. Echte Rock’n Roll-Profis aus Dortmund machten mit ebenso akrobatischen wie luftig-schwungvollen Einlagen Lust auf mehr. So tanzte sich manche/r regelrecht vor der Bühne in Extase, wo ein Rock’n Roll-Klassiker nach dem anderen Stimmung machte.
Die Oldtimer waren nach 5 Jahren schon zum zweiten Mal in der Marina. Für den Rock’n Roll war es eine Premiere. „Wir sind zufrieden“, resümiert Carsten Quabeck, der selbst mit einem geliehenen Oldtimer aufgelaufen war. „Die Veranstaltung ist ein Teil der Marina-Belebung und hat wie man heute sehen kann viele Menschen den ganzen Tag über angelockt.“ Auch wenn es zwischendurch immer mal wieder durchaus stattliche Wolkenbrüche inklusive Gewitter und Hagel gab.