Neues Dienstfahrzeug für Notfallseelsorger

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Der Mercedes Sprinter ist nach 15 Jahre Warten endlich eine Dauerlösung für die Notfallseelsorge im Kreis Unna. Fotos: Tobias Kestin
Der Mercedes Sprinter ist nach 15 Jahre Warten endlich eine Dauerlösung für die Notfallseelsorge im Kreis Unna. Fotos: Tobias Kestin

Notfallseelsorge ist wie ein Pflaster. Sie kann ganz schnell für Linderung des Seelenschmerzes sorgen, auch wenn der Schmerz noch sehr lange anhalten wird.

Um den Notfallseelsorgern im Kreis Unna beste Arbeitsmöglichkeit zu geben, bekommen die rund 30 Seelsorger, die bis auf eine Ausnahme ehrenamtlich tätig sind, nun ein neues mobiles „Büro“: Einen Mercedes Sprinter, der am Dienstagabend offiziell übergeben und eingeweiht wurde.

Das weiße Auto mit lila Aufdruck ist endlich das, wodrauf die Notfallseelsorger über 15 Jahre gewartet haben: Mehr als eine Übergangslösung. Letztens hatte Willi Wohlfeil noch einen Zeitungsartikel von 1998 in der Hand: Die damaligen Notfallseelsorger Werner Wiegelt und Ralf Radix freuten sich über das erste Einsatzfahrzeug: Ein alter VW T2-Bulli von 1973, den die Feuerwehr ausgemustert hatte. Dafür hatte es Blaulicht. „Und nur 48 Stunden später wusste ganz NRW, dass der Kreis Unna endlich eine Notfallseelsorge hat“, erinnert Kreisbrandmeister Ulrich Peuckmann.

Vom Feuerwehrbulli zum Polizei-Vito

Ob Blaulicht hin oder her – „der Wagen war nur eine Übergangslösung“, sagt Willi Wohlfeil. Die zweite Übergangslösung kam 2006. Die Polizei Baden-Württemberg verkaufte der Notfallseelsorge einen ausgemusterten Mercedes Vito. Der ar von der Ausstattung noch ganz ordentlich. Und so fuhr das Team jedes Jahr rund 15 000 Kilometer zu den Einsätzen, half nach Suiziden an Schulen oder zu Unglücksfällen im häuslichen Raum

Aber es wurde immer schwerer: Der Vito hat an einigen Stellen Rost angesetzt und eine rote Umwelt-Plakette störte immer mehr bei der Arbeit. „Wir konnten zwar auf die Autobahn, aber nicht mehr mit Angehörigen nach Dortmund ins Krankenhaus“, erzählt Willi Wohlfeil.

Viel Raum für Gespräche und Betreuung

Das ist nun Geschichte: Der bequeme Mercedes Sprinter bietet genügend Platz, Platz den die Seelsorge braucht. „Immer wieder wurde ich gefragt, wofür wir den Platz brauchen. Reicht nicht ein Fiat 500, um den Seelsorger zum Einsatz zu bringen“, erzählt Wohlfeil.

Aber der Wagen ist nicht nur ein Transporter. Der Sprinter ist ein mobiler Gesprächsraum. „Für Menschen, deren Welt gerade zerbrochen ist, die nicht wissen, wo sie bleiben können, die sich hilflos und alleingelassen fühlen, die nicht begreifen können, nicht begreifen wollen, was passiert ist“, sagt Wohlfeil.

Viele Sponsoren machen Kauf möglich

Willi Wohlfeil (3.v.r.) freut sich mit Gönnern über den neuen Sprinter für die Notfallseelsorge Kreis Unna.
Willi Wohlfeil (3.v.r.) freut sich mit Gönnern über den neuen Sprinter für die Notfallseelsorge Kreis Unna.

Dass die Notfallseelsorge im Kreis Unna erstmals eine Dauerlösung gefunden hat, haben zahlreiche Sponsoren möglich gemacht: Die evangelischen und katholischen Gemeinden haben in Kollekten Geld gesammelt, das Bestattungshaus Tomaszewski (Bergkamen) hat seinen Teil dazu beigetragen, ebenso wie die Lions, das RWE-Gersteinkraftwerk, die Bürgerstiftung aus Unna und des Bauvereins Lünen und die Sparkasse UnnaKamen als größter Einzelsponsor. „Und nicht zu vergessen die vielen Menschen, die nen Fünfer oder Zweier gegeben haben. Und einige haben mehrere Fünfer gegeben“, freut sich Willi Wohlfeil.

Und auch das Mercedes-Benz-Center an der Max-Planck-Straße um Verkaufsleiter Jörg Flocken bekam Dank. „Ganz besonders Ingo Gerhards, der uns das Auto verkauft hat“, dankte Wohlfeil. „Mit diesem Auto fahren wir unter einem guten Stern“, bewies der einzige hauptamtliche Notfallseelsorger des Kreises auch Markenkenntnis. Der Sprinter mit 95 kw / 129 PS tankt Diesel, hat eine Rückfahrkamera, fünf Sitzplätze und erfüllt jetzt schon die Euro-6-Norm. „Ohne Signalanlage, aber doch erkennbar“, sagt Wohlfeil. Die lilane Beschriftung übernah, die Firma sb-Medien aus Bönen.

Notfallseelsorge ist ein Ehrenamt

Die Notfallseelsorger Wolfgang Hövekenmeier (2.v.r.) und Pfarrer Willi Wohlfeil an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Tobias Kestin
Die Notfallseelsorger Wolfgang Hövekenmeier (2.v.r.) und Pfarrer Willi Wohlfeil an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Tobias Kestin

Was nicht viele wissen: Nicht nur Pastoren bieten die Erste Hilfe für die Seele an. „Im Team sind auch Ingenieure, Studenten, Lehrer, Hausfrauen, Rentner und mehr“, sagt Pfarrer Wohlfeil.

Sie alle haben sich bewusst dazu entschieden, Teil der Notfallseelsorge zu werden. Denn ein einfaches Ehrenamt ist ihre Aufgabe nicht. „Immer wenn es eine Katastrophe gibt, sind wir da“, sagt Wohlfeil. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen einer Katastrophe auf der Autobahn mit vielen Toten und der persönlichen Katastrophe, wenn ein Familienmitglied oder Arbeitskollege unvermittelt stirbt.

Wenn die Rettungsdienste ihren Einsatz beendet haben, treten Notfallseelsorger auf den Plan. „Wir sind da, um da zu sein, um zu begleiten und auszuhalten“, beschreibt es Pfarrer Wohlfeil.

Sie können zuhören, aber auch mit schweigen. „Und manchmal geht es nur um banale Dinge, wie ein Telefonbuch zu bringen, um den Bestatter anzurufen“, sagt Irmgard Paul. „Denn nach dem Tod eines Angehörigen sind die Leute oft leer.“

Kaffee kochen ist ein gutes Zeichen

Dann ist es die Aufgabe der Notfallseelsorger, zu helfen, bis die Trauernden oder Geschockten wieder am Leben teilhaben. „Für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn jemand einen Kaffee kocht“, sagt Wohlfeil. Das sei oft der Schritt, um emotional wieder ins Leben zu kommen, auch wenn die Trauer natürlich viel länger anhält. Denn die Notfallseelsorge ist das Pflaster, dass die erste Not lindert.