Neues Buch von Gerd Puls: westfälische Skizzen mit liebevollem Blick auf Bergkamen

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Blickwinkel, westfälische Skizzen heißt das neueste Buch des bekannten westfälischen Schriftstellers Gerd Puls. Darin versammelt er in knappen Prosaskizzen liebevoll nachdenkliche, manchmal humorvolle Erinnerungen an persönliche Ereignisse und Begegnungen, auch in Bergkamen.

„Auch wenn es sich um kleine, meist harmlose Dinge handelt, gibt es durchaus Überraschendes und auch Skurriles zu entdecken,“ merkt  der Autor an.

50 westfälische Orte sind es, in denen die 75 kurzen westfälischen Skizzen von Ahlen und Arnsberg bis Werne und Witten spielen. Natürlich sind auch die Städte und Orte des Kreises Unna vertreten, kein Wunder, hat Gerd Puls doch seit nunmehr 73 Jahren hier seinen Lebensmittelpunkt.

Seine Wege führten und führen ihn auch nach Bergkamen. In einem Text beschreibt er ihre Entwicklung von den kleinen Dörfern zur Stadt, getrieben von der Entwicklung der Bergbaus und der chemischen Industrie. Gerd Puls war aber auch Teil der Bergkamener Kultur. Unter anderem beteiligte sich der Träger des Bergkamener Literaturpreise in den 70er und 80er Jahren an den legendären Kneipenlesungen.

Bekennender Westfale

Von Heeren aus hat er seit über 50 Jahren seine Erzählungen und Gedichte bundesweit veröffentlicht und immer wieder „literarische Spaziergänge“ unternommen, wie er es nennt. Kreuz und quer durch Westfalen meist, und das über mehr als 50 Jahren.

„Ich fühle mich wohl in dieser Ecke“, betont Puls. „Dabei betrachte ich die Dinge um mich herum durchaus kritisch und versuche sie beim Namen zu nennen. Regionales steht dabei häufig im Vordergrund. Doch wenn ich einen Krimi schreibe, geht es darin natürlich zunächst um Täter und Motive und um die mögliche Aufklärung des Falles. Gleichzeitig sind aber örtliche Fixpunkte und regionale Beschreibungen wichtig für die Gestaltung und den Wiedererkennungswert, für die besondere Farbe der Geschichte sozusagen. Also lasse ich den Krimi meist dort spielen, wo ich mich auskenne und Orte genau schildern kann.“

Diese Vorgehensweise hält Gerd Puls in der Literatur generell für ziemlich wichtig. Dabei verweist er auf berühmte Kollegen wie Günter Grass, Heinrich Böll, Siegfried Lenz oder Walter Kempowski, deren Romane und Erzählungen stets enge regionale Bezüge aufweisen.

„Tatsächlich ist das neue Buch auch ein kleiner Jubiläumsband“, schmunzelt der frühere Kamener Schulleiter. „Obwohl mir das nicht so wichtig ist.“

Seit über 50 Jahren arbeitet der Heerener parallel literarisch und bildnerisch, veröffentlicht seitdem seine Texte und stellt seine Bilder aus. Neben ungezählten Beiträgen in fremden Büchern und Sammelbänden ist Blickwinkel sein 25stes eigenes Buch.

„Leben an sich ist immer erzählenswert“, findet Puls, „weil es vielfältig und bunt ist. Das versuche ich, in meinen Texten und Bildern auf unterschiedliche Art widerzuspiegeln, diesmal eben etwas persönlicher.“

Persönliches Erzählen

Dabei sind eigenes Erleben und genaues Beobachten stets Grundlage und Voraussetzung, wobei sich Puls bei der Ausgestaltung durchaus einige „dichterische Freiheiten“ erlaubt. Oft sind es Kleinigkeiten am Rande, Vergessenes und nur scheinbare Nebensächlichkeiten, die der Autor präzise schildert und an die er mit wenigen Worten liebevoll erinnert. Zurückliegende Episoden vor allem aus den Bereichen Kunst und Literatur, Dinge, die er für erinnernswert hält und mit denen er sich intensiv beschäftigt hat, aber auch andere, zurückliegende Erlebnisse beispielsweise aus dem Berufsleben.

„In meinem Alter halte ich es für legitim, sich auch einmal zurückzubesinnen und persönliche Ereignisse Revue passieren zu lassen“, findet Puls. „Auch kleinen Szenen, wie ich sie hier schildere, halte ich für prägend und wichtig im Leben eines Menschen. Insofern ist Blickwinkel auch ein Buch, das anknüpft an einige meiner früheren Prosabände wie Beste Aussicht, Westfälische Grüße oder etwa an meinen vorletzten Lyrikband Über der Stadt.“

Zurzeit schreibt er im Auftrag des Dortmunder Fritz Hüser Institutes für die Westfälische Literaturkommission in Münster und an einem längeren Essay über seinen verstorbenen Kollegen Josef Reding, für den der Kamener in der Kleinen Westfälischen Bibliothek bereits das Josef-Reding-Lesebuch zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen hat.

Im Frühjahr war Gerd Puls wieder häufiger unterwegs zu unterschiedlichen Lesungen, von denen einige coronabedingt aufgezeichnet wurden.

Vielfältige „bunte“ Arbeit als Autor und Maler

Im zweiten Halbjahr stehen mehrere Lesungen vor allem in Westfalen an, so Satirelesungen in Dortmund, oder zwei Lesungen zu Themen über Gärten, Natur, Umwelt und Klima im Dortmunder Westfalenpark. Anschließend geht es zu Krimilesungen nach Haltern, Datteln und an den Möhnesee. Am 6. August liest Puls beim Weinfest des Fördervereins des Kamener Museums. Eine etwas ungewöhnliche Krimi-Friedhofslesung auf dem Unnaer Westfriedhof, gefördert vom Westfälischen Literaturbüro, steht im September auf dem Programm, und ebenfalls in Unna schließt eine urige westfälische Weihnachtslesung das laufende Jahr ab.

„Über jede Lesung freue ich mich“, betont der Kamener Autor. „Es ist eine andere Art der Herangehensweise und eine ganz besondere Auseinandersetzung mit einem Text. Lesungen machen viel Spaß, das Vortragen trainiert und zeigt allein durch besondere Betonung mitunter Aspekte und Blickwinkel auf, die beim stillen Lesen des Buches vielleicht weniger zum Tragen kommen. Dann möchte ich auch gern wieder zu meiner eigentlichen Arbeit finden und Zeit und Muße haben zum Schreiben und Zeichnen. Im Augenblick beschäftige ich mich mit großformatigen Portraits und freien Landschaftsbildern. Literatur und Malen im Wechsel, an Ideen mangelt es nicht!“