Mit Spargelmarmelade und Upcycling in den Frühling

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Die rosa Maiglöckchen schwammen gerade noch im Sonnenlicht und verschwanden Sekunden später unter Hagelkörnern. Auch die Kürbisse, Tomaten und Sukkulenten waren bei der Messe Natur und Garten vom launischen Wetter ebenso überrascht wie ihre Besitzer. Überraschend war auch einmal mehr, was sich beim genauen Hinschauen auf den Tischen der 40 Stände präsentierte.

Sonne und Schatten bei der Messe Natur und Garten auf der Ökologiestation.
Bunte Eindrücke von der Pflanzenbörse.

Denn wer den Wetterprognosen nicht glaubte und bei überwiegend blauem Himmel die kurzen Wetterkapriolen in Kauf nahm, der wurde reichlich belohnt. Mancher trug echte Raritäten von der Spargelmarmelade über Löwenzahnaufstrich, Fichtenlikör und Wildkräuterpesto bis zum Mispelgelee mit sich fort. Nicht selten gestapelt in Körben, die aus alten Schallplatten geformt waren, oder verborgen in Wandhalterungen für Frischkräuter aus alten Blechdosen. Auch das gab es auf der Messe: Viel kreative Inspiration.

Tolle Ideen hat die Upcycling-AG der Geschwister-Scholl-Gesamtschule.

Auf die hat sich die Upcycling-AG der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Dortmund seit einem Jahr spezialisiert. Warum eigentlich wegwerfen, dachte sich Lehrer Manuel Schneider und steckte damit ein gutes Dutzend Schülerinnen und Schüler an. Die sammelten aus dem eigenen oder befreundeten Haushalten, was sonst im Abfall gelandet werde. Alte Fahrradschläuche verwandelten sich im Werkraum in Körbe. Aus der längst ausgedienten Schlagerparade aus Vinyl wurde im Backofen eine stilsichere Chips-Schüssel. Alte Büchsen sich eignen kreativ verziert brillant als Stifthalter oder Kräutergarten. Parallel sollen die Ideen auch als Schülerfirma Gewinn einbringen. Auf der Bergkamener Natur- und Gartenmesse konnte jeder zahlen, was er wollte. „Wir müssen auch erst einmal Erfahrungen sammeln, wieviel unsere Ideen den Leuten wert sind“, schildert der Lehrer. Die Besucher waren von der Premiere begeistert, die übrigens eine weitere Lehrerin angestoßen hatte, die auf der Messe sonst ihre eigenen Pflanzen anbietet.

Von Gartenträumen und Bambusianern

Lecker und mal was ganz anderes: Spargelmarmelade von Brigitte Sprenger.

Vor dem Stand von Brigitte Sprenger stutzten die Flaneure zunächst. „Was ist das denn?“, fragte mancher laut und wiegte die Gläser mit der Spargelmarmelade nachdenklich in den Händen. „Ich fand das auch erst befremdlich“, sagt Brigitte Sprenger, „aber sie schmeckt ganz prima mit Schinken- oder Käse“. „Das kann ich nur bestätigen“, kommentiert eine Besucherin, die gerade ein Probierstück im Mund verschwinden ließ. „Richtig lecker!“ Einfach ausprobieren war hier das Motto. Das macht Brigitte Sprenger ständig, seit Jahrzehnten. Ihr großer Garten in Unna-Stockum bietet reichlich Möglichkeiten dazu, denn dort wächst fast alles, was sich in Marmelade, Kompott, Gelee oder Eingelegtes verwandeln lässt. Was fehlt, sammelt sie oder bekommt es geschenkt – wie Waldbeeren, Schlee oder Kräuter. „Früher musste man der Mutter immer beim Einmachen helfen und fand es langweilig – heute ist es großartig“, sagt sie und betrachtet die lange Reiche von Produkten auf ihrem Tisch.

Werner Burczyk und seine rosa Maiglöckchen.

Wo er die rosa Maiglöcken vor vielen Jahrzehnten aufgetrieben hat, weiß er nicht mehr. Es war in einem Katalog. Inzwischen vermehren sie sich im Garten von Werner Burczyk. Jedenfalls dort, wo noch Platz für etwas anderes ist. Denn eigentlich ist die Fläche im Dortmunder Süden ganz und gar mit Bambus zugewachsen – bis zu acht Meter hoch. 60 verschiedene Sorten lässt er hier gedeihen. Wie diese Passion angefangen hat, weiß er noch genau. „Ich bekam 1988 ein Buch über Gräser geschenkt – da war auch ein schwarzer Bambus erwähnt, den ich unbedingt finden wollte.“ Damit war es um ihn geschehen. Er trat in die Deutsche Bambusgesellschaft ein, eignete sich alles über Bambus an, was es zu wissen gibt. Längst ist er ein waschechter „Bambusianer“, der auf der Ökologiestation regelmäßig Fachvorträge hält.

Etwas verwirrt vorm Wetter waren auch die Bienen, die sich die Besucher bei einer Führung über den Bienenstand bei ihrem regen Treiben anschauen konnten. Blühende Schönheiten aus Tibet, frisch gegrilltes Fleisch von Neuland, seltene Gemüsesorten für den Garten, Informationen und Beratung samt frischem Reibekuchen vom DRK oder Kuchen von den Landfrauen: Es fehlte wie immer nichts auf der Messe. Dabei hatten einige Aussteller kurzfristig abgesagt – wegen des Wetters.