Mit Luke Mockridge und knallharter Stand-up Comedy in die neue LOL-Runde

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Voll und ganz in seinem Element: Luke Mockridge war der Überraschungs-Auftritt beim ersten LOL-Event der neuen Saison.

Wenn das keine Überraschung war. Da sprang plötzlich Luke Mockridge über die Bühne – ganz und gar unangekündigt. Der Inbegriff der Stand-up Comedy höchstpersönlich als Ersatz für die Absage und den Krankheitsausfall zweier Kolleginnen dort, wo er selbst einmal angefangen hatte. Spitze Begeisterungsschreie, verdutztes Raunen, tosender Applaus: Der Auftakt für die neue LOL-Saison im studio theater hatte am Freitag einen echten Knaller. Rotzfrech, böse und knallhart wie eh und je.

„Bumillo“ ließ es bayerisch-gelassen angehen.

Dabei lieferten zunächst die Bergkamener die beste Selbstironie. Da ging es schnurstracks mit Moderator Lukas Wandke zum Saufen zu Claudia in den Partykeller, zum harten Bürojob auf das Chemiegelände und an die fragwürdigen „Rünther“ unter dem T-Shirt von Marina. Fast schon mitleiderregend schienen die Erlebnisse, die „Bumillo“ alias Christian Bumeder als bayerischer Hausmann mit Stahlkappen-Hausschuhen, süddeutscher Spitznamen-Kultur und Sisyphos-Hausmann-Rap im Gedenken an das gar nicht so lang zurückliegende Hausfrauen-Bild der historischen Werbung als erster auf der Bühne präsentierte.

Anschauliche Interpretation der weiblichen Raststätten-Problematik von Patricia Lürmann.

Etwas zünftiger übernahm Patricia Lürmann als „dicke Lesbe“ auf der Lava vor dem Raststätten-Klohäuschen mit Schüsselyoga und Dosenchampignons das Ruder. Hasserfüllt ging sie dem Kochbücher-Extremismus auf den Grund – mit interessanten Analogien zwischen Grillkultur und Salafismus inklusive Vegetarier-Outing. Luke Mockridge jedoch schöpfte aus dem Vollem. Den Anfang machte der bekannte Geschwister-Komplex, um dann nahtlos sämtliche Aliens zu entlarven, die im weltlichen Wahnsinn untergetaucht sind. Da bekamen die Liegeradfahrer auf fahrbaren Gynäkologenstühlen ebenso ihr Fett weg wie Zehenschuh-Träger, sämtliche Sarahs und Philipps und Jannicks der Erde und natürlich Heidi Klum bei der Übernahme der Weltherrschaft.

Blick in die eigene Selbstgerechtigkeit

Luke Mockridge beherrscht auch den Bühnentanz.

LOL ist junge Comedy und eine Bühne vor allem für alle, die noch keinen Star-Status haben. Das bedeutet in der Regel: Herzhaft hemmungslos wird hier vom Leder gezogen, ohne jede Scheuklappe. Ein Versprechen, das auch am Freitag von den drei Hauptakteuren eingehalten wurde. In der zweiten Hälfte ging es in umgekehrter Reihenfolge zur Sache. Und Luke Mockridge zog hier alle Register. Frischen Wind forderte er für den schlaffen deutschen Sport: Mit Nacktelfmetern und Entertainment-Frischkur „wie bei den Paralympics“. Dafür erntete er empörten Protest, den er sofort mit dem Spiegelblick in die eigene Selbstgerechtigkeit wieder zurückspielte. „Ein kleinwüchsiger Kollege hat den Gag geschrieben und fand ihn super.“ Damit war der Weg frei zu dem, worauf mancher vielleicht gewartet hatte: Gerade erst sei er raus aus dem „Shitstorm“ und seiner größten Sorge, nach dem Online-Hate der letzten Jahre und Monate im Dschungelcamp zu landen. Sogar sein Bruder sei aus der Fahrschule geflogen, weil er den gleichen Namen habe: Das sorgte für partielle Totenstille im Saal. Seine Verwunderung über „Frauen, die Autofahren lehren“ holten die Lacher zurück, auch wenn sie manchen im Halse stecken blieben.

Lukas Wandke hatte als Moderator seine eigenen Comedy-Qualitäten.

Krasse Selbstironie holte auch Patricia Lürmann mit „eineinhalb Händen“ und absurden Ärzte-Erlebnissen hervor, die mit dauerrotierenden Rollstühlen und „Kackstuhl“-Irrwegen endeten. Im Vergleich zum geordneten gesellschaftlichen Hühner-Gefüge im eigenen Garten blieb da nur eine Schlussfolgerung: „Der Idiot ist zurück – und wird gewählt“. Das „Meinen-Dürfen“ führt zur angetasteten Menschenwürde. Das saß, bevor es als Finale einen tieferen Einblick in die Spülmaschinen-Philosophie mit Handstandduschern und brutaler Brezn-Kalorien-Realität inklusive bayerischem Techno von Bumillo gab.

Alle Akteure beim letzten Vorhang mit stehenden Ovationen.

Ein mehr als erstklassiger Comedy-Abend, der erreichte, was gutes Kabarett soll: Betretene Selbsterkenntnis, Spiegel für eigene Vorurteile, nachdenkliche Einblicke und vor allem schonungslose Gags. Und Belohnungen für Claudia und die anderen witzigen Bergkamener: Tickets für die nächste LOL-Runde am 23. Februar, dann wieder im Stadtmuseum in Oberaden.