Dass der Weihnachtsmarkt in Methler sogar über den großen Teich schwappt, mag manchen Alteingesessenen nicht überraschen. Schließlich ist das Großereignis seit Jahrzehnten nicht nur für Methleraner so etwas wie ein Stadtteilfest über alle Stadtgrenzen hinaus. Diesmal gruppierten sich die weit mehr als 40 Buden rund um die Kirche St. Marien in Kaiserau. Wieder wurde der Platz unter dem Besucherandrang knapp. Und erneut wartete man sogar in Amerika auf den Startschuss.
„Meine Schwester bekommt jedes Jahr Engel von diesem Stand nach Amerika geschickt“, schildert eine Besucherin, die bei Edeltraud Zielfeld und Brigitte Möller Halt gemacht hat. In diesem Jahr sind die im wahrsten Sinne geflügelten Briefe nicht nötig. Die Schwester war in Methler und hat ihren himmlischen Beistand für dieses Jahr bereits im Gepäck für den Rückflug. Dennoch: Die beiden Methleranerinnen sorgen schon seit 30 Jahren dafür, dass der Weihnachtsschmuck nicht nur der Eingesessenen made in Methler ist. Angefangen haben sie mit Salztellern und Hexen. Irgendwann sind daraus Engel geworden, und die haben längst ihre regionale und internationale Stammkundschaft. Dafür beginnen die Frauen bereits im Sommer mit dem Basteln.
Echte Leidenschaft bewegt auch Inge Marchewitz. Ihre Bauernmalerei ist seit weit mehr als zwei Jahrzehnten jedem Methleraner ein Begriff. Deshalb darf auch ihr Stand auf dem Weihnachtsmarkt nicht fehlen. Diesmal hat sie eine echte Rarität dabei: Der Flötenkessel, den sie liebevoll bemalt hat, stammt aus der ehemaligen DDR. Aufgetrieben hat sie ihn wie auch die Wasserkannen, Einweckkessel, Milchkannen und Tabletts auf Trödelmärkten. Selbst die Baumstämme mit Weihnachtsmanngesichtern sind echte Unikate. Für das freundliche Gesicht hat der Ehemann höchst persönlich Porträt gesessen.
Mit dem Leierkasten Gutes tun
Eine kleine Tradition hat auch Wilfried Ludin auf dem Weihnachtsmarkt eingeführt. Mit seinem Leierkasten und geläufigen Weihnachtsmelodien zieht er inzwischen zum 5. Mal seine musikalischen Runden rund um die Kirche. Diesmal stimmt er wieder für den guten Zweck energisch „Stille Nacht“ an: Das Geld, dass in seiner Sammelbox klimpert, ist für den Elterntreff leukämie- und tumorkranker Kinder e. V. bestimmt. Mehrere Dutzend Bücher hat er schon mit Zeugnissen und Erinnerungen seiner Leierkasten-Einsätze gefüllt, die ausnahmslos gemeinnützigen Organisationen und Vereinen zu Gute kommen.
Während sich auf der Bühne Schulen und Kindertagesstätten die Mikrofone in die Hand gaben, leerten sich die Loseimer für die Tombola rasant. Gleichzeitig flogen im wahrsten Sinne die Späne, wenn Michael Wilms die Motorsäge anwarf und aus Baumstämmen Bären, Eulen oder engelsgleiche Wesen zauberte. Kinder flitzten Trockenrodelbahnen jauchzend hinab, bei den Spielenarren qualmten die Spielsteine. Am Samstagabend verwandelte sich das Kirchen- in ein Konzertgelände für Christmas-Rock mit der Band „ebise“, bevor am Sonntag Schulorchester und Schulchor des Gymnasiums in der Kirche zum Konzert luden. Nikolaus und Knecht Ruprecht vervollständigten die bewährte Weihnachtsmarkt-Tradition ebenso wie die abschließende Andacht.