Auf Initiative von Angelika Chur, der Vorsitzenden des Kreissozialausschusses aus Bergkamen, fand bereits im vergangenen Jahr eine Pflegemesse in der Stadthalle Kamen statt. Die Idee dahinter: Pflegeberufe sollen in den Fokus gerückt werden und auf langfristige Sicht potentielle Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammenbringen. Aufgrund der positiven Resonanz fand die Pflegemesse jetzt wieder statt. Rund 400 Besucher informierten sich am Vormittag bei rund 20 Arbeitgebern und Bildungsträgern über Weiterbildun-gen und Karrierechancen.
Bundesweit fehlen gegenwärtig circa 30.000 Fachkräfte in der Pflegebranche. Allein aufgrund der demografischen Entwicklung gehen Arbeitsmarktexperten von einem weiteren massiven Anstieg aus. Martin Wiggermann, Vorsitzender der Trägerversammlung des Jobcenters Kreis Unna und stellvertretender Landrat stellte im gestrigen Gespräch im Rahmen der Veranstaltung klar: „Im Zeitalter der Digitalisierung verändern sich die Berufsbilder und Aufgabenfelder, aber ich bin der Meinung, dass auch zukünftig Menschen von Menschen gepflegt werden sollten.“ Die Durchführung der Messeveranstaltung unterstützte Wiggermann daher mit voller Überzeugung. Martin Wiggermann und Angelika Chur waren sich einig: „Wir werden im Kreis Unna alles Erdenkliche tun, um dem bestehenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“
Derzeit sind in der Kreisregion 322 offene Stellen im Gesundheits- und Pflegebereich gemeldet. „Und die können wir sicherlich nicht alle kurzfristig besetzen“, erklärte Benedikt Kötter, Teamleiter der Agentur für Arbeit Hamm, denn arbeitssuchende Pflegekräfte gäbe es kaum. „Aber wir arbeiten daran, potentielle Arbeitnehmer für diese Berufe zu begeistern und sie entsprechend zu qualifizieren.“ Und das scheint in vielen Fällen zu gelingen: Bis Ende 2020 beenden rund 170 Arbeitssuchende eine Qualifizierungsmaßnahme (davon 139 bereits in 2019), die vom Jobcenter oder der Arbeitsagentur gefördert wird.
„Aber das ist noch lange nicht genug“, ergänzte der Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Ringelsiep im Gespräch und erklärte: „Wir müssen gemeinsam am Ball bleiben und das Thema Pflege immer wieder in den Fokus stellen.“ Die Durchführung von solchen Informationsveranstaltungen sei in diesem Zusammenhang absolut notwendig. Letztendlich ginge es nicht nur darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern auch darum, Perspektiven für Langzeitarbeitslose zu schaffen. „Es
muss nicht immer gleich die dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger sein“, so Ringelsiep. Schon nach einer dreimonatigen Qualifikation könnten Arbeitssuchende, z.B. als Betreuungskraft, einen Einstieg in die Pflegebranche finden.