LOL sprengt alle Lach- und Publikumsrekorde

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Tosender Applaus für die LOL-Akteure auf der studio bühne.

In das Stadtmuseum wird LOL nie wieder hineinpassen. Am Freitag knackte das Standup-Comedy-Event im studio theater eine Besucher-Rekordmarke mit mindestens 380 verkauften Karten. Auch stimmungsmäßig können andere Kultur-Veranstaltungen inzwischen nicht mehr mithalten. Die Besucher trampelten mit den Füßen, sprangen johlend auf die Sitze, sangen euphorisch den widersinnigsten Quatsch-Song mit und zeigten auch beim Schlussapplaus Rekordqualitäten. Keine Frage: LOL ist aktuell der Publikums-Liebling, quer durch die bunt gemischten Fangruppen. Zu Recht.

Auch Moderator Daniel Helfrich war ein eigenes Comedy-Highlight.

Denn der Spaßfaktor ist rundum gewaltig – und bei allen Veranstaltungen der Comedy-Reihe bisher garantiert. Auch diesmal lieferten nicht nur die Hauptakteure auf der Bühne die Lacher. Die Bergkamener trugen selbst eifrig mit zum Humor-Gehalt des Abends bei. „Wer hat in der Bushaltestelle geparkt? Bitte wegfahren“, hieß es kurz nach dem Start. Gut 15 Menschen sprangen auf, um dem verzweifelten Busfahrer von gut 70 Schülern auf dem Weg in eine Skifreizeit einen Parkplatz zu verschaffen. Denn die Parkmöglichkeiten waren aufgrund des immensen Andrangs, gleichzeitigen Handball-Events und verschlossenen Schulhofs rund um das studio theater nicht mehr zu haben. Die Leute waren trotzdem so gut gelaunt, dass sie in den hinteren Rängen sogar ihre E-Zigaretten qualmen ließen.

Serkac Mutlu heizte als Erster auf der Bühne mit viel Selbstironie ein.

Kinder, Jugendliche, Großeltern, Eltern, junge Erwachsene: Alles strömte herbei. Dabei war das Konzept von LOL auch am Freitag ungewiss. Niemand wusste, wer nach und nach auf die Bühne kam. Moderator Daniel Helfrich sorgte bereits zu Beginn mit einem abgedrehten Kennenlern-Song und Publikumsschwur auf Lobpreisungen für Brüller. Serkac Mutlu aus Köln hatte es als Erster auf der Bühne umso leichter. „Ich will auch Teil der Bergkamen-Sekte sein“, staunte er über die überbordende Begeisterung. Dabei spiegelte ein kleiner Querschnitt seiner Erfahrungen als Deutsch-Türke mit Dönermann-Schwiegervater vom unfreiwilligen Türsteher beim eigenen Auftritt bis zum fehlenden Biss beim Rentnerschwimmen-Ausflug inklusive Slim-Fit-Hemden genug alltäglichen Wahnsinn, um eindringlich genug vor voreiligen Fehleinschätzungen des Äußeren zu warnen.

Trennung mit Rohrverlegung und Wurstschalen-Auslecken

Hinter dem netten Plauderton holte Vera Deckers bissige Wahrheiten hervor.

Mit einem Trennungslied über anderweitig verlegte Rohre und Entfernung mit strg + alt ging es heiter über zu Vera Deckers. Die Kölner Psychologin ist längst durch diverse TV-Präsenzen wie dem Quatsch Comedy Club bekannt. Sie glitt souverän mit wehendem Feenhaar im Plauderton von der verpassten Schauspiel-Karriere zur Selbstoptimierungsapp undOfflinern auf Digital-Botox zu Ohrabtrennungsgelüsten beim online-Flügebuchen. Der Feuerwehrmann-Song von Moderator Daniel leitete schließlich über zu Marvin Spencer, der sich als Halb-Jamaikaner mit Studium der Islamwissenschaften für mehr Aufklärung stark machte und das eigene Grundverhältnis zur Arbeit nicht weniger auf die selbstironische Schippe nahm.

Vollen Einsatz gab Marvin Spencer mit irrwitziger Selbsterfahrung.

Die zweite Hälfte hielt das Spaß-Niveau mühelos, als die sich die Reihenfolge der Auftritte umkehrte. Das eigene Übergewicht stand dabei ebenso im Mittelpunkt wie die abtörnende Wirkung des Ausleckens einer Bratwurst-Mayonnaisen-Schale beim ersten Date mit Marvin Spencer. Vera Deckers trank sich selbst mit grünen Smoothies schön und plädierte für unehrliche Komplimente für Frauen. Danach erlebte Certac Mutlu ein Hochzeits-Desaster mit abstruser Gesäß-Kulturverständigung, Ehering-Suche im Flitterwochen-Sand und Schnabeli beim Rafting.

Ein genialer Abend mit Zwerchfell-Zerrungen und Lach-Heiserkeit. Zum nächsten LOL-Event am 26. April sollten alle besser mit dem Fahrrad kommen, da wird es einen echten Kampf um die Karten und besten Plätze geben.