Der Lippeverband wird in Zukunft wesentlich mehr Investitionen aufwenden, um seine Kläranlagen, Pumpwerke und Deiche fit zu halten. Nicht nur für den Neubau von Anlagen, sondern künftig auch für die Modernisierung und Anpassung bestehender Anlagen soll mehr Geld investiert werden. Parallel dazu steigen die Beiträge des Lippeverbandes 2017 um durchschnittlich 1,5 Prozent. Das gilt aber nicht für Bergkamen. Hier sinkt die Umlage um 2 Prozent.
Jahr für Jahr investiert der Lippeverband einen dreistelligen Millionenbetrag in den Neubau. Doch zum Beispiel Kläranlagen, die in den 1990er Jahren gebaut oder erweitert wurden, um die damals verschärften Reinigungsanforderungen zu erfüllen, sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Oft geht die notwendige Erneuerung der Technik mit einem Sanierungsbedarf für deutlich ältere Betonbauwerke einher. Um die Anlagen auf lange Sicht in Schuss zu halten, erhöht der Lippeverband die so genannte „Re-Investitionsquote“ mittelfristig von 0,4 auf 3 Prozent im Jahr, kündigte der Technische Vorstand, Dr. Emanuel Grün, an.
Damit ist gemeint, dass im Durchschnitt je 100.000 Euro Anlagekapital in Zukunft ca. 3.000 Euro pro Jahr in dessen laufende Modernisierung gesteckt werden. Bereits in diesem Jahr haben sich die Re-Investitionen gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen Jahre verdoppelt. Bis 2021 sollen sie weiter ansteigen und schließlich 75 Mio. Euro jährlich erreichen. Damit ist sichergestellt, dass die Wasserwirtschaft an der Lippe langfristig auf soliden Grundlagen steht.
Auf der Lippeverbandsversammlung in Kamen stellte Dr. Grün außerdem die Planungen für Modernisierung und Ausbau mehrerer Kläranlagen, so in Voerde und Marl, vor. 7,3 Mio. Euro steckt der Lippeverband allein in seine Kläranlage in Voerde am Niederrhein, die zuletzt vor 20 Jahren ausgebaut wurde und jetzt umfassend modernisiert wird. Die Investition umfasst nahezu alle Anlagenteile: Maschinen- und Elektrotechnik von Zulauf-Pumpwerk, Rechen und Sandfang werden erneuert, die Belebungsbecken der biologischen Reinigungsstufe erhalten neue, energieeffiziente Belüfter, das Betriebsgebäude wird z. T. aufgestockt und die beiden Faultürme für die Klärschlammbehandlung werden saniert. Die Arbeiten unter laufendem Betrieb beginnen im nächsten Jahr und sollen 2018 abgeschlossen sein.
In die Kläranlage Marl-West fließen 6,6 Mio. Euro und in die Kläranlage Marl-Ost 4,8 Mio. Euro. So werden in Marl-West zwischen 2017 und 2021 bei laufendem Betrieb die Zulaufpumpen, die Belüfter in den Belebungsbecken, das Prozessleit-system und das Blockheizkraftwerk erneuert. Ein Vorklärbecken wird neu gebaut und die Nachklärung optimiert. Die Faulbehälter für die Klärschlammbehandlung müssen saniert werden. Als Pilotprojekt wird Marl-Lenkerbeck zur „Innovativen Kläranlage“ umgerüstet. Dazu gehö-ren Datennetzwerke in Echtzeit, eine intelligente Bilderkennung und der mobile Zugriff auf die Kläranlage – bei hoher IT-Sicherheit
Darüber hinaus investiert der Lippeverband in seine Abwasserbehandlungsanlagen in Schermbeck, Lüdinghausen, Dülmen, Dortmund-Scharnhorst, Hamm-West und Kamen. Die größte Abwasserbehandlungsanlage des Lippeverbandes, die 1998 in Betrieb genommene Kläranlage Hamm-West, wird mit einem geschätzten Investitionsvolumen von 15 Mio. Euro fit gemacht.
Beim so genannten „Re-Powering“, das 2018 auf den Kläranlagen Dül-men, Dortmund-Scharnhorst und Kamen ansteht, konzentriert man sich bewusst auf eine Erneuerung bzw. Modernisierung der Blockheizkraftwerke, die das bei der Schlammbehandlung in großen Mengen anfallende Klärgas nutzen. Auf den genannten Anlagen soll der Wirkungsgrad der Gasnutzung von unter 20 auf 40 Prozent gesteigert werden, so dass sich die Investitionen innerhalb von nur fünf Jahren bezahlt machen.
Die Beiträge, mit denen die Mitglieder des Lippeverbandes (Kommunen, Unternehmen, Bergbau) Abwasserreinigung, Hochwasserschutz, Gewässerunterhaltung und andere Verbandsaufgaben finanzieren, wurden bereits 2016 nach zehnjähriger Beitragskonstanz um durchschnittlich 1,5 Prozent erhöht. Um den gleichen Prozentsatz wird auch 2017 die Summe der Verbandsbeiträge steigen – auf insgesamt 149,1 Mio. Euro. Das haben die Delegierten zusammen mit dem Wirtschaftsplan 2017 auf der Lippeverbandsversammlung in Kamen beschlossen.