Letztes Hundeschwimmen lockt die Meuten ins Wellenbad

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Vollgas in die Fluten: Grenzenlose Freude beim letzten Hundeschwimmen im Wellenbad.
Lieber mal den Kopf ganz hoch aus dem Wasser recken.

Der eine strampelt, was die Pfoten hergeben – den Kopf hoch emporgereckt. Der andere taucht komplett unter und schlängelt sich geschmeidig durch die Wellen. Mancher beschnüffelt das leicht grünliche Nass misstrauisch. Der Nachbar stürmt blindlings dran vorbei und spritzt alles drumherum klitschnass. Bei den Vierbeinern läuft es im Wellenbad nahezu genauso wie bei den Zweibeinern. Inklusive Rempeleien, Rüpeleien, Missgunst und Liebe auf den ersten Blick.

Echtes Freibadleben eben. Nur dass es am Samstag definitiv das letzte Mal in den 5 Jahrzehnten Wellenbad-Ära war. Traditionell ging die Saison mit dem Hundeschwimmen zu Ende – für immer und ewig. Vielleicht gab es deshalb schon früh fast kein Durchkommen mehr bis zum Wasser. Der Andrang war gewaltig. Und der Abschiedsschmerz auch.

Kennenlernen ist ganz wichtig, bevor es mit den Spielzeugen zur Sache geht.

„Wir kommen jedes Jahr, diesmal mit drei Hunden“, erzählen zwei Frauen, die eigens aus Dortmund und Lünen mit Dalmatiner, Labrador und Jack Russel angereist sind. Ein Bekannter aus Bergkamen erzählte ihnen davon. Jetzt fahren sie zum Ende der Saison alle Freibäder ab, die Hundeschwimmen anbieten. „Man kann die Hunde ja fast nirgendwo noch schwimmen lassen – überall ist es verboten“, sagen sie. „Und hier in Bergkamen ist es besonders schön, weil die Hunde nicht in das Becken springen müssen, sondern hineinlaufen können. Schade, dass es das jetzt nicht mehr geben wird.“

Gleich und gleich gesellt sich gern: Echte Hundefreundschaften entstehen.

Vor rund 12 Jahren gab es im Wellenbad das erste Hundeschwimmen. Damals war es ein Azubi-Projekt, das ein Auszubildender planen und umsetzen musste. „Von Jahr zu Jahr kamen mehr Besucher. Inzwischen sind es 300 bis 400 Hunde, die hier nach Herzenslust in die Fluten springen“, erzählt Badleiter Jens Winiecki. „Diesmal ist ein Hund sogar vom 1-Meter-Brett-gesprungen.“ Die übrigen Sprungtürme sind schon abgebaut, ebenso die Umzäunung, die Umkleidekabinen, sogar die Fahrradständer. Was noch da ist sind satte 24.000 Quadratmeter Grünfläche, auf denen alle Sorten Hunde ausgelassen herumtobten. Ein paar hatten es anfangs auf Streit abgesehen. Ansonsten verstanden sich alle Hunde prima und kamen gut miteinander aus.

Beim Spielzeug hört die Hundefreundschaft auf

Ich hab ihn!

Einzig bei den Spielzeugen gab es die eine oder andere Eifersüchtelei. Mancher hätte lieber den schicken schwimmenden Leuchtturm oder den knallbunten Ball gehabt. Nicht selten wurde der eigene Reifen schnöde im Stich gelassen und Herrchen oder Frauchen mussten in die Fluten steigen, um die Wurfobjekte wieder zu sichern.

 

Zusammen macht es es noch mehr Spaß.

Anstrengend waren für viele auch die Versuche, die angebotenen Bratwürstchen und Waffeln zu verzehren. Es gab immer eine Horde Vierbeiner, die genau das auch gern wollte. Der eine oder andere kleinere Hund wurde sogar mitten im Picknickkorb in flagranti erwischt. Wie Henry, der kleine Terrier. Der geht seit Jahren schon im Wellenbad baden, diesmal aber mit dem Sohn seiner Besitzer samt Kind und Ehefrau. Er gehört zu der vornehmen Sorte, die bedächtig ins Wasser schreitet und erstmal die Lage sondiert.

Nochmal richtig Gas geben, bevor das Wellenbad endgültig schließt.

Badleiter Jens Winiecki hatte die Chlorung schon am Mittwoch eingestellt, damit am Samstag nichts mehr von dem Desinfektionsmittel im Wasser zu finden war. Denn das bekommt den Vierbeinern im Gegensatz zu den Menschen gar nicht gut. Noch eingeschaltet war die Wellenanlage. Die sorgte bei den ganz eingefleischten vierbeinigen Schwimmern für echte Euphorie und Tauchgänge, bei anderen für pures Entsetzen.

Gut, dass direkt neben dem Beckenrand ein Zelt mit Direktvermittlung zum Hundefriseur stand. Mancher der Schwimmer hatte eine neue Frisur anschließend bitter nötig. Gleichzeitig konnten hier Erinnerungsfotos geschossen werden. Und es gab die passende Versicherung, falls sich die Verträglichkeit des Hundes als unzuverlässig herausstellte oder der Krankheitsfall drohte.