Auch die Kunst hat Corona gepackt – thematisch, seelisch und organisatorisch. Im letzten Jahr war die Jahresausstellung „Wegmarke“ nur mit farbigen Kärtchen abgezählt erlebbar – in diesem Jahr aufgrund des Museumsumbaus gar nur digital. Die Kunstlese ist hat die Kunstwerkstatt sohle1 dafür ausfallen lassen. Diesmal aber nicht. Jetzt geht es zwar auch nur mit Maximalbesucherzahl, Maske und 3G, dafür aber ohne Kärtchen und ganz und gar kunstvoll zu in der Ökologiestation. Doppelt, sozusagen.
Denn die „Wegmarke“ gibt es von den 22 Künstler zusätzlich auch noch für alle dazu, die an den Ausstellungswänden vorbeischlendern. Alles ist hier im Rhythmus – endlich mal wieder, nach so vielen unrhythmischen Querschlägern in den vergangenen Jahren. Da wird getanzt, musiziert, im Gleichtakt über das Eis geglitten. Da bilden Formen und Farben einen Rhythmus, Bewegungen und Oberflächen. Füße stapfen im Rhythmus über die Stufen, fische fliegen rhythmisch durch das Wasser und die Jahreszeiten geben den Rhythmus vor. Fast möchte man hineingreifen in das Foto, wo der Tropfen einen visuellen Rhythmus auf der Wasseroberfläche ausbreitet.
Besonders ist die Kunstlese auch deshalb, weil die 25. Wegmarken-Ausstellung mit drinsteckt. Sie schickt das 25-jährige Jubiläum des Vereins im kommenden Jahr voraus. Mit Hettstedt ist die sohle1 auch schon seit 5 Jahren engstens befreundet. Diesmal sind 5 Bilder aus der Partnerstadt mitsamt befreundeten Künstlern angereist. Ein Bild wurde schon im Vorfeld digital „weggekauft“. „Wir sind richtig baff, denn wir sind ja eigentlich nur Laienkünstler“, schildern Christina Kraus und Andreas Lieding. Sie haben die Bilder daheim ausgewählt, zur Auswahl eingereicht, schließlich ins Auto gepackt und sind für dieses Wochenende nach Bergkamen gereist.
In der Kunstlese zählen Austausch und Freundschaft
„Unser Ziel ist es nicht, zu verkaufen, sondern uns und unseren Verein in Hettstedt bekannt zu machen – und tolle Gespräche hier in Bergkamen zu führen“, schildern die Beiden. Sie sind restlos begeistert, denn die Unterstützung ist famos. „Viele hatten ernsthafte Selbstzweifel, als sie sich zum Thema Rhythmus an die Arbeit machten. Schließlich sind hier in Bergkamen Profis am Werk“, erzählen sie lachend. Mut wird aber stets belohnt: Die Hettstedter Beiträge werden den neuen Raum in der sohle1 im Stadtmuseum schmücken. Hilfreich sind auch die Gespräche über die Tücken der Vereinsarbeit, die Zusammenarbeit mit der Stadt.
Und die Kunsteindrücke, die sie mit nach Hause nehmen werden. Denn hier in Bergkamen haben die Gäste aus Hettstedt ein volles Programm. Die Eröffnung des temporären Lichtkunstwerks „Virtual Fairground“ gehört ebenso dazu. Sonntag früh geht es schon wieder zurück in die Heimat. Ganz sicher mit viel Rhythmus und tollen Eindrücken im Gepäck.
Die nahmen auch die übrigen Besucher mit nach Hause. Beat-Rhythmen, zum Beispiel. Oder den Gezeitenrhythmus. Oder poetischer Rhythmus als Weg im Gedicht. Wer wollte, konnte auch mit einem Kunst-„Brikett“ ein Andenken mit „Kunst von der Sohle für wenig Kohle“ einpacken. Auch diese Aktion wurde erfolgreich nachgeholt.