Wolken und Regenprognosen: Nichts hält die Bergkamener davon ab, den Picknickkorb zu packen. Auch beim zweiten Kulturpicknick der Saison strömten am Freitag wieder Hunderte in den Römerpark und verwandelten die Arena samt Resten der Lagermauer in eine riesige Picknickfläche. Dabei gab es noch genug Muße, um das komplette Abendprogramm mitzugestalten.
Denn es war wieder Mitmachen angesagt, diesmal auf ganzer Linie. Drop Bert war zwar ein alter Bekannter, kaperte diesmal aber mit der Loop-Station die Bühne und verwandelte alle Annäherungsversuche des Publikums in einen verrückten Hip-Hop-Mix inklusive Jonglage. Da war ganz und gar „Bergkamen in the house“, wenn Gebrabbel mit wenigen echten Worten, Kehlkopflauten, Gesang und Synchron-Jonglage auf die Bühne niederprasselten.
„Das ist echte Arbeit und es sieht nur so aus, als ob alles gleichzeitig stattfindet“, erläutert Drop Bert hinter den Kulissen. „Jeder Schritt wird ganz langsam und allein für sich einstudiert bis alle Elemente so dicht aneinanderrücken, dass es sich fast synchron anhört“, sagt er. Da verwandelt sich auch schon mal „Morgen früh, wenn Gott will“ in einen fetzigen Mitmach-Renner unter dem Motto „I believe I can fly“. Zum Abschied gab es den ganz persönlichen Handschlag fürs Publikum inklusive Tänzchen und Cocktailklau.
Was danach kam, spielte sich auf einer ganz anderen Ebene ab. Die beiden Hauptakteure von „Notenlos“ bewegen sich ganz selbstverständlich gesanglich in allen Sphären und Tonlagen. Handwerklich bringen sie alles mit, um sowohl die Opernsparte als auch den Hard Rock zu bedienen. Dass daraus ein abendfüllender Mix entstehen kann, wenn ganz allein das Publikum das Sagen hat, stellten sie eindrucksvoll unter Beweis. Die Yellow Submarine verwandelt sich dabei so ganz ohne Noten in eine Reggae-Variante, die ganz selbstverständlich in Udo-Jürgens-Manier in „Hänschen klein“ übergeht. Egal ob Ballermann oder Techno: Kevin aus Buxtehude erlebte eine abgefahrene Geschichte – ebenso wie Walter, der Grashüpfer in der Westernhagen-Variante.
Ein Konzept, das von der guten Laune und von der Kreativität des Publikums lebt. So verlor sich der Inhalt irgendwann zunehmend im Absurden und die Gespräche auf dem Gelände übertönten irgendwann fast das Geschehen auf der Bühne. Die muss inzwischen von einer kleinen Absperrung vor Begeisterungsübergriffen insbesondere durch das ganz junge Publikum geschützt werden. Denn die sind so fasziniert von Jonglage und lebenden Beat-Boxen, dass sie schon mal spontan auf der Bühne mitmachen wollen.
Das Kulturpicknick ist jedenfalls inzwischen längst ein Selbstläufer und ein absoluter Publikumsliebling mit stetigen Besucherrekorden. Da hat auch ein fulminantes Olympia-Eröffnungsspektakel in Paris keine Chance.