Künstler Gunter Demnig verlegt sieben neue Stolpersteine gegen das Vergessen in Rünthe

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Gunter Demnig bei der jüngsten Verlegung von Stolpersteinen in Bergkamen. Foto: Manuel Izdebski

Sieben neue Stolpersteine sollen am 30. Januar in Rünthe verlegt werden, um an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu erinnern. Der „Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine“ möchte in Kooperation mit dem Stadtmuseum die Erinnerungskultur mit einer weiteren Gedenkveranstaltung fortschreiben. Der Künstler Gunter Demnig hat sein Kommen bereits zugesagt und wird die Verlegung der Steine selbst vornehmen. Außerdem wird er abends im Stadtmuseum einen Vortrag über sein Erinnerungsprojekt halten. Zwischenzeitlich hat er über 100.000 Stolpersteine in 21 Ländern verlegt und damit das größte dezentrale Mahnmal weltweit geschaffen.

Mit den Stolpersteinen wird am damaligen Wohnsitz der Opfer an ihr Verfolgungsschicksal erinnert. Die etwa 10 x 10 cm großen Steine sind mit einer Messingtafel versehen, darauf werden von Hand die Lebens- und Verfolgungsdaten der betroffenen Personen eingestanzt. Zwei Stolperstein-Verlegungen haben in Bergkamen bereits stattgefunden, dabei wurden 14 Steine verlegt, die den Bergkamener Juden, politisch Verfolgten oder den Opfern der NS-Euthanasie gewidmet sind.

Die Veranstaltung im Januar findet nun ausschließlich in Rünthe statt. „Wenn wir uns auf einen Stadtteil konzentrieren, dann erleichtert uns das die Planung und Durchführung der Veranstaltung enorm“, erklärt Manuel Izdebski, der Sprecher des Arbeitskreises. „In den nächsten Jahren sollen die anderen Stadtteile folgen.“

Die neuen Stolpersteine sind folgenden Personen gewidmet:

Paul Prinzler, Kanalstr. 11, wurde als Sozialdemokrat verfolgt und im KZ Schönhausen interniert. Nach Krieg und Diktatur wurde er Bürgermeister von Rünthe und Amtsbürgermeister des damaligen Amtes Pelkum.

Wilhelm Lichtenberg, Kanalstr. 13, war als Kommunist im Widerstand. Seine Haftzeit verbrachte er in den Konzentrationslagern Schönhausen und Neusustrum und im Gefängnis in Hamm. Er überlebte seine Verfolgung und saß später für die CDU im Gemeinderat.

Die Eheleute Reinhold und Agnes Knull waren aktive Mitglieder der KPD.  Nach der Machtergreifung wurden sie ohne ein Urteil in Schutzhaft genommen und in den Konzentrationslagern Schönhausen und Brauweiler eingesperrt. Beide überlebten die Haft. Das Haus, das sie damals bewohnten, wurde bei der Stadtteilsanierung in den 1970er Jahren abgerissen. Heute befindet sich dort der Platz von Hettstedt. Dort werden die Steine für die Eheleute verlegt.

Frieda Mehring, Schlägelstr. 13, wurde wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihr Verbrechen bestand darin, dass sie ausgemergelten russischen Kriegsgefangenen am Schacht III etwas Brot gegeben hatte.

Franz Magalowski, Taubenstr. 24, wurde nach einer Denunziation zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er war Vorsitzender der „Freien Elternvereinigung Rünthe“ und machte sich damit bei der örtlichen NSDAP-Stützpunktleitung unbeliebt.

Albert Klinge, Westfalenstr. 48, war nach einem Schlaganfall körperbehindert und wurde so zum Opfer der Euthanasie. Am 7. November 1944 wurde er kurz vor seinem 51. Geburtstag in der Heilanstalt von Hadamar durch Vergasung ermordet.

Zur Finanzierung der Stolpersteine bittet der Arbeitskreis um Spenden, die an den Förderverein des Bergkamener Stadtmuseums überwiesen werden können. Ein Stolperstein kostet 120 Euro.

IBAN: DE 29 4105 1845 0017 0136 40

Sparkasse Bergkamen-Bönen

Verwendungszweck: Stolpersteine

Mehr Infos:

www.stolpersteine-bergkamen.de