„Krieger von Bergkamen“: Umfangreicher Grabungsbericht liegt jetzt zum kostenlosen Download im Internet vor

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In Berlin und auch im Archäologischen Museum des Landschaftsverbands waren sie bereits ausgestellt gewesen: Die reichen Grabbeigaben des „Kriegers aus Bergkamen“, der vor rund 1300 Jahren in einem Gräberfeld auf der Lüner Höhe beigesetzt wurde. Künftig sollen sie auch im Bergkamener Stadtmuseum zu sehen sein. 2017 hat die Stadt bereits eine spezielle Klimaanlage 45.000 Euro bereitgestellt. Die fälligen Honorarkosten übernimmt dann der Förderverein des Stadtmuseums. Doch bis das Geld für diesen Zweck ausgegeben werden kann, wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die umfangreichen Modernisierungsarbeiten im Stadtmuseum abgeschlossen sind.

Immerhin können jetzt alle, die sich für Archäologie im Allgemeinen und für diese besondere Phase der Bergkamener Vergangenheit im Besonderen interessieren, den umfangreichen Grabungsbericht von Eva Cichy und Ulrich Lehmann nachlesen. Dieser Bericht lässt sich mit dem Link https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/afwl/article/view/101890 herunterladen und wer ihn lieber auf Papier lesen möchte, auch ausdrucken.

Die Bergung des Fundes in Bergkamen. Foto: LWL

Entdeckt wurde sein Grab sowie die Gräber einer Frau und eines Kindes 2011 bei Arbeiten im Logistikpark A2. Dabei zeigte sich, dass der „Krieger von Bergkamen“ mit Beigaben auf seine letzte Reise geschickt wurde, die die Fachwelt aufhorchen ließ. Dazu schreibt der LWL: „Nicht nur weist es eine umfangreiche, vergleichsweise reiche Ausstattung auf, es ist auch das bislang einzige gesicherte Grab mit einer Spatha (Schwert) in der Mitte des 7. Jahrhunderts in Westfalen.

So könnte die Schwertaufhängung des Kriegers von Bergkamen ausgesehen haben. Grafik: LWL/Müller

Anhand seiner Beigaben kann der Tote noch weiter charakterisiert werden: Der in einem Kammergrab bestattete Mann war vermutlich ein älterer, berittener Krieger von hohem sozialem Status, der zudem mobil war. Er lernte fremde Sitten und Gebräuche kennen und adaptierte diese. Unter den umfassenden und qualitätvollen Beigaben des Kriegers, der mit einem Spathagurt mit vollständiger Beschlaggarnitur des Typs Civezzano und einem silberplattierten Leibgurt für westfälische Verhältnisse gut ausgestatteten war, zeichnet vor allem die Beigabe von drei Schilden das Grab als überregional einzigartig aus. Vielleicht handelte es sich um eine militärische Führerpersönlichkeit, deren Status durch diese regional untypische Beigabenkombination besondere Betonung finden sollte.

Die Beschläge und Schnallen des Leib- und Spathagurtes des „Kriegers von Bergkamen“.
Foto: LWL/Brentführer

Für das Kindergrab ergab eine 14C-Datierung eine zeitliche Einordnung in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts. Die Datierung des Frauengrabes ist nur grob in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts bis an den Beginn des 8. Jahrhunderts oder sogar noch in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts möglich. Das dritte Grab, die Bestattung des noblen Kriegers, lässt sich recht sicher in das fortgeschrittene 7. Jahrhundert datieren.“

Die LWL-Archäologen gehen davon aus, dass die drei Gräber ein Teil eines Gräberfeldes sind. Und wo sich ein Gräberfeld befindet, muss es in der Nachbarschaft auch eine Siedlung gegeben haben. Entdeckt worden ist allerdings davon noch nichts. Es ist sogar davon auszugehen, dass bei den Erschließungsarbeiten jede Menge Erdmaterial über diese möglichen Fundstellen geschoben wurde, wie der Leiter des Bergkamener Stadtmuseums Marc Schrader in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses berichtet.

Den Archäologen ist das nur recht. Denn Ausgrabungen finden nur noch dort statt, wo die Spuren aus der Vergangenheit auf Dauer zerstört werden können. Sie überlassen die weiteren Untersuchungen lieber späteren Wissenschaftlergenerationen, weil sie dann wahrscheinlich mit neuen Methoden noch bessere Erkenntnisse gewinnen können, als es heute möglich wäre.

Frühmittelalterliches Männergrab des 7. Jahrhunderts (Teil der Ausstattung). Darstellung: LWL