Unter großer Beteiligung lud am 25.09.2025 der Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt im Kreis Unna zu einer Fachveranstaltung zum Thema „Täterarbeit“ in die VHS-Bergkamen ein. Im Fokus stand das geschlechterspezifische Arbeiten mit Jungen und Männern in Prävention, Beratung und Täterarbeit. Die Veranstaltung brachte Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, um sich über wirksame Ansätze und Herausforderungen im Umgang mit (potenziell) gewaltausübenden Männern und Jungen auszutauschen.
Als Referent begrüßte der Runde Tisch zunächst Michael Böhm von der Familienhilfe SPI Unna, dessen Arbeit eng mit Kitas, Schulen und Jugendgerichtshilfe verknüpft ist. Sein Team setzt auf präventive Gruppenangebote für Jungen im Kindes- und Jugendalter sowie auf Trainings für junge gewaltbereite Männer. Das Besondere: In Gruppentrainings wird körperlicher Kampf bewusst als Methode eingesetzt – jedoch stets unter klaren Regeln und mit anschließender Reflexion. Ziel sei es, eigene Grenzen und die der anderen wahrzunehmen und zu respektieren. Diese kontrollierten Auseinandersetzungen dienen nicht nur als Ventil, sondern vor allem als vertrauensbildende Maßnahme, um weiterführende Arbeit zu ermöglichen. „Kämpfen unter veränderten Regeln“ steht hier sinnbildlich für das Erlernen neuer, gewaltfreier Verhaltensmuster. Wenn Gruppentrainings nicht geeignet sind, wird auch Einzelarbeit angeboten. Zum Abschluss der Trainings erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat.
Einen weiteren praxisnahen Einblick lieferte Stephan Moning von der Brücke Dortmund e.V., der das Projekt „MannoG – Mann ohne Gewalt“ vorstellte. Dieses richtet sich an männliche Gewaltausübende in Fällen häuslicher Gewalt. „MannoG“ bietet diesen Männern ein gezieltes Sozialkompetenztraining: Es geht darum, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen, alternative Handlungsstrategien zu entwickeln und einen Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden. Ziel ist es, dauerhaft gewaltfreie Konfliktlösungen zu ermöglichen.
Die Fachveranstaltung machte deutlich, wie wichtig geschlechterspezifische Ansätze in der Gewaltprävention und Täterarbeit sind. Die intensive Auseinandersetzung mit männlichen Rollenbildern, Machtstrukturen und biographischen Prägungen ist ein zentraler Baustein nachhaltiger Gewaltprävention.
Der Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt betont: Täterarbeit ist immer auch Opferarbeit. Denn nur durch wirksame Interventionen bei gewalttätigen Männern kann langfristig auch der Schutz von Frauen und Kindern verbessert werden. Eine enge Vernetzung und Zusammenarbeit aller beteiligten Fachkräfte bleiben dabei unerlässlich.
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