„JederBus“: Mobil sein ohne fremde Hilfe

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Wenn Silvia Goerdes Bus fährt, dann helfen ihr die kleinen Hinweisschilder und Anzeigetafeln auf dem Weg zu ihrem Ziel nicht wirklich weiter. Denn Goerdes ist weitestgehend blind, erkennt nur wenige Umrisse und starke farbliche Kontraste. Trotzdem wollen sie und ihr Mann mobil sein und sich im Kreisgebiet bewegen, „wenn möglich ohne Unterstützung von anderen“, wie Michael Goerdes – ebenfalls sehbehindert – sagt.

Damit dies für Menschen mit Behinderungen so einfach wie möglich funktioniert, hat die VKU vor einiger Zeit das Projekt „JederBus“ gestartet. Gemeinsam mit Selbsthilfegruppen, Förderschulen und Behindertenbeiräten soll das Busfahren so gestaltet werden, dass jedermann die Chance hat, wie das Ehepaar Goerdes aus Lünen selbstbestimmt von A nach B zu kommen.

Gelbe Signalstreifen an Bustüren

Die Maßnahmen, die bisher erarbeitet und am Dienstag Nachmittag am Kamener Rathaus vorgestellt wurden, sind vielseitig. So sollen Bustüren mit gelben Signalstreifen besser kenntlich gemacht werden. Auch die Lautstärke der Ansagen in den Bussen wurde vereinheitlicht und an die verschiedenen Bedürfnisse angepasst. „Vorher waren die oft einfach nicht zu verstehen, gerade wenn es drinnen laut war“, erzählt Silvia Goerdes. Das klappe inzwischen sehr viel besser, berichtet sie.

Es muss noch viel passieren. (Landrat Michael Makiolla)

Das Geld für die Maßnahmen kommt vom Kreis Unna. Michael Makiolla war bei der Vorstellung der bisherigen Maßnahmen deswegen auch gleich aus zweierlei Gründen anwesend: Als Landrat und als Aufsichtsratsvorsitzender der VKU. Auch er betonte die Notwendigkeit des Projekts: Barrierefreiheit müsse dabei wortwörtlich und im übertragenen Sinne erreicht werden, so Makiolla.

Vorstellung des Projekts "JederBus". Foto: Jonas Milk
Bessere Mobilität für Menschen mit Behinderungen: Die VKU und der Kreis Unna stellten heute die Veränderungen durch das Projekt „JederBus“ vor, an dem Selbsthilfegruppen und Behindertenbeiräte beteiligt sind. Foto: Jonas Milk

Das Ehepaar Goerdes weiß, was das bedeutet: Schon häufig seien Busfahrer aus Unachtsamkeit nicht da zum Stehen gekommen, wo im Boden die Markierung zur Orientierung eingelassen ist. Da kann es schon einmal passieren, dass die beiden den Bus verpassen, obwohl er eigentlich direkt vor ihnen stehen sollte. Der Inklusions-Katalog der Verkehrsgesellschaft umfasst deswegen auch Mitarbeiterschulungen und Sensibilisierungen.

Mitarbeiterschulungen

Die bisherigen Maßnahmen unter dem Motto „JederBus“ sind ein Schritt in die richtige Richtung, das finden auch Goerdes. Doch richtig ist auch, dass „noch viel passieren“ muss, wie Makiolla es ausdrückte. Man sei auf dem richtigen Weg, aber noch lange nicht fertig. Deswegen ging es nach der Präsentation der Zwischenergebnisse auch gleich weiter in gemeinsame Workshops. Die schon durchgesetzten Veränderungen betreffen übrigens auch Menschen, die im Bus eigentlich nicht auf Hilfestellungen angewiesen sind. Denn auch sie hören im Bus nun zum Beispiel die Stimme von Silvia Goerdes, wenn sie in Lünen unterwegs sind.