Geburtshilfe: Ein Monat Aufschub

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In Kamens Krankenhaus steht die Abteilung für Geburtshilfe auf der Kippe. (Foto: Andreas Milk)
In Kamens Krankenhaus steht die Abteilung für Geburtshilfe auf der Kippe. (Foto: Andreas Milk)

Die Geburtshilfe im Krankenhaus steht auf der Kippe. Seit der Sitzung des Kamener Hauptausschusses heute (Dienstag) Abend gibt es zwar eine Art Galgenfrist: Es geht nicht mehr um den 1. Juli als drohenden Schließungstermin, sondern „nur noch“ um den 1. August. Doch ob das reicht, das Problem zu lösen – das ist die Frage.
Das Problem sieht so aus: Das Krankenhaus hat für die Geburtenabteilung nicht genug Belegärzte. Geschäftsführer Andreas Schlüter skizzierte die Lage im Ausschuss so: Drei Ärzte gibt es derzeit noch; eine Medizinerin hat aber zur Jahresmitte gekündigt – bleiben ab Juli also zwei. Es sei denn, es findet sich für die scheidende Ärztin ein Ersatz. Aber eben danach sieht es bislang nicht aus. An den beiden übrig gebliebenen Belegärzten hinge die Verantwortung. Binnen 20 Minuten müsste einer, wenn es denn „brennt“, zur Stelle sein. Und so ganz nebenbei führten die beiden, als niedergelassene Ärzte, noch ihre Praxen. Und wenn einer krank würde? Oder Urlaub machen wollte? Schwierig.

Mediziner geben Körbe

Laut Klinikchef Schlüter wurden 20 Ärzte in der Region angeschrieben und gefragt, ob sie denn als Belegarzt in Kamen wirken wollten. Ergebnis: ein einziger Interessent – und auch der verschwand wieder von der Bildfläche, weil Details nicht passten. „Sie können nicht irgendeinen nehmen“, sagt Schlüter – es müsse schon jemand sein, der Komplikationen beherrsche und einen Kaiserschnitt hinkriege. Und es muss freilich auch einer sein, den Bereitschaftsdienste nicht schrecken.
Quer durch die Fraktionen im Ausschuss wurde deutlich: Keiner will die Geburtshilfe aufgeben. Aber es hat auch keiner ein Patentrezept, wie es denn weitergehen kann. Einen Arzt aus einem der beiden anderen Krankenhäuser im Verbund des Klinikums Westfalen hinzuziehen? Klappt abrechnungstechnisch nicht – es muss zwingend ein „Niedergelassener“ sein. Einen Arzt auf Honorarbasis verpflichten? Auch knifflig – dazu müsste ein niedergelassener in seiner Praxis einen weiteren Mediziner anstellen – und den dann fürs Kamener Krankenhaus abstellen.

Aufsichtsrat entscheidet am 20. Juni

Und wie geht es nun weiter? Die Entscheidung über die Zukunft der Geburtshilfe in Kamen wird der Aufsichtsrat des Krankenhauses am 20. Juni treffen – unter Vorbehalt eines möglichen Beschlusses im Stadtrat drei Wochen später, am 11. Juli. Hintergrund: Im Aufsichtsrat des Krankenhauses sitzen drei Vertreter der Stadt Kamen, und denen könnte der Stadtrat – theoretisch – die Weisung erteilen, gegen die Schließung der Geburtshilfe ein Veto einzulegen. Mögliche Folge: ein Beschluss mit dem Inhalt, die Geburtshilfe im Fall des Falles auch ohne Geburtshelfer aufrecht zu erhalten. Dass das Unfug wäre, liegt auf der Hand.
Stattdessen ist jetzt Luft, bis zum Stichtag 1. August doch noch einen geeigneten Mediziner für die Kamener Geburtenabteilung aufzutreiben. „Unser Herz hängt ja daran“, verdeutlichte Hans-Dieter Heidenreich (SPD), der dafür warb, abseits von Briefen und Formalien Wege zu suchen, einen Nachfolger für die scheidende Ärztin zu finden.