28% aller Mütter in Deutschland haben einen Migrationshintergrund und von diesen ist nur etwa die Hälfte erwerbstätig. Eine Zielgruppe mit enormem Fachkräftepotenzial, das leider nicht genug zum Einsatz kommt. Auf dem Fachforum „Frau. Mutter. Migrationshintergrund: Ein Gewinn für Unternehmen“ des Multikultu-rellen Forums nahmen ExpertInnen, UnternehmerInnen und Mütter dieses Thema in den Fokus. Die Veranstaltung fand am Mittwoch im Rahmen des Projekts „Starke Mütter – Starke Unter-nehmen“ statt, welches im Bundesprogramm „Stark im Beruf“ durch das Bundesfamilienministerium und den Europäischen Sozialfonds gefördert wird.
Vor über 60 Gästen erzählte Raima Safouri aus Syrien im Sportzentrum Kamen-Kaiserau, wie ihr beruflicher Einstieg gelungen ist: „Ich habe, vermittelt durch das Projekt, verschiedene Praktika gemacht. In der Lagerlogistik hat es mir am besten gefallen. Vor Kurzem habe ich erfahren, dass ich dort über eine Qualifizierungsmaßnahme eine Ausbildung machen kann.“ Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern freut sich über diese Chance und hofft auf das Verständnis ihres künftigen Arbeitgebers, sollte die Kinderbetreuung einmal nicht gewährleistet sein. Arbeitgeber für solche Belange zu sensibilisieren, aber sie auch auf das enorme Potenzial von Müttern mit Migrationshintergrund auf-merksam zu machen, ist laut Emine Sancar und Beatrice von Hall, Projektleiterinnen von „Starke Mütter – Starke Unternehmen“, eines der grundlegendsten Ziele ihrer Arbeit.
Für Valerie Holsboer, Vorstand Ressourcen der Bundesagentur für Arbeit, ist ganz klar, dass die Beschäftigung mit dem Thema Erwerbstätigkeit von Müttern mit Migrationshintergrund unaus-weichlich ist. „Angesichts des Fachkräftebedarfes in vielen Branchen können wir auf Frauen und Mütter mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt gar nicht verzichten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt in den Belegschaften der Unternehmen. Arbeit bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, das Intensivieren von sozialen Kontakten und gibt jedem Menschen Selbstvertrauen. Gerade Mütter mit Migrationshintergrund üben eine Vorbildfunktion für ihre eigenen Kinder und die nachfolgenden Generationen aus. Deswegen ist es so wichtig, dass ihnen der Weg in das Arbeitsleben gelingt.“ Sie wünsche sich ein generelles Umdenken und weniger Denkblockaden, so Holsboer. Thomas Helm, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Hamm, kann ihr in diesen Punkten nur beipflichten.
Auch Uwe Ringelsiep, Geschäftsführer des Jobcenters Kreis Unna, welches das Projekt kofinanziert, ist der Überzeugung, „dass wir alle davon profitieren können, Bewerberinnen mit multikulturellen Wurzeln dabei zu unterstützen, ihre Kompetenzen und Fertigkeiten in die Arbeitswelt einfließen zu lassen“, und freut sich „über die positiven Resonanzen regionaler Arbeitgeber.“ Drei regionale Unternehmen berichteten in der Talkrunde von ihren Erfahrungen: Wilhelm Kanne Junior von der Bäckerei Kanne, Erhan Dogan vom Comunita Seniorenhaus Sophia und Gülsen Koç vom Seniorenzentrum Haus an der Landwehr. Sie betonten unisono, dass es individuelle Lösungen brauche sowie Mut, Ver-änderungen aktiv zu gestalten. Man wünsche sich aber auch mehr Unterstützung durch die Politik, u.a. durch den Ausbau von Kinderbetreuungszeiten
„Starke Mütter – Starke Unternehmen“ ist eines von rund 80 Pro-jekten, die im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Stark im Beruf – Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein“ vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds gefördert werden.