Es gibt keine Kinderangebote mehr im Oberadener Jugendzentrum

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Im 30. Jahr seines Bestehens hat sich das Jugendzentrum „Yellowstone“ in Oberaden neu aufgestellt: Es gibt dort keine Kinderangebote mehr. Es konzentriert sich seit Anfang dieses Jahres ganz auf sein jugendliches Publikum.

Christian Scharwey, Hartmut Dietrich, David Zolda und Ludger Kortendiek
Christian Scharwey, Hartmut Dietrich, David Zolda und Ludger Kortendiek

Angekündigt hatte sich das spätestens im Herbst vergangenen Jahres, als der zuständige Dezernent Bernd Wenske und Jugendamtsleiter Benno Kriegs ihre Pläne für eine Neuorientierung der offenen Jugendarbeit in Bergkamen vorlegten. Ein Ziel war und ist es, die vorbeugende Arbeit für und mit schwierigen jungen Leuten zu stärken.

Diese Pläne wurden zwar in Vorfeld teilweise kontrovers diskutiert, vollzogen wurden sie allerdings geräuschlos. „Wir haben die Kinderarbeit in Yellowstone aufgegeben und konzentrieren sie ganz auf das Kinderhaus Balu in Weddinghofen“, erklärt Christian Scharwey, der Anfang Dezember 2012 den größten Teil der Aufgaben des ehemaligen Stadtjugendpflegers Udo Preising übernommen hat. Ein wesentlicher Grund: Wegen der großen Dichte an offenen Ganztagsschulen im Stadtteil Oberaden seien die Angebote des Yellowstone für Kinder immer weniger nachgefragt worden.

Geöffnet bleibt das Haus weiterhin für Jugendliche. Weil die erst nach dem Ende des Nachmittagsunterrichts und nach Arbeitsende kommen, füllt sich das Yellowstone erst ab 16.30 Uhr mit Leben. Dies aber erst sehr bedächtig. „Die Jugendlichen wollen erstmal ausspannen“, berichtet Hartmut Dietrich, der seit 22 Jahren das Jugendzentrum leitet. Das bedeutet für ihn selbst einen späteren Arbeitsbeginn. An den Freitagen ist für ihn und seinen Mitarbeitern selbst aber erst um 24 Uhr und manchmal erst um 2 Uhr am frühen Samstagmorgen Feierabend.

Daran ist David Zolda nicht ganz unschuldig. Vor 15 Jahren gründete er das Musik-Label „Horror Business Rekords“. Als er nach Auftrittsmöglichkeiten für die Bands suchte, die bei ihm ihre CDs produzieren, wurde er im Yellowstone fündig. „Zunächst organisierten wir mit den Bands im Yellowstone ein Mal im Jahr ein Festival“, erinnert sich Zolda. Später entwickelte er mit dem Yellowstone-Team den Plan, solche Konzerte ein Mal im Monat zu veranstalten. „Das sollte so lange laufen, wie es funktioniert.“ Inzwischen bietet er im Yellowstone auch Trommelkurse an oder zeigt Jugendlichen, wie Siebdruck funktioniert und wie sie ihre selbst produzierte Musik mit ihrem PC aufnehmen können.

Über Publikumsmangel braucht er sich auch heute nicht zu beklagen. In der Musikszene hat das Yellowstone einen sehr guten Ruf, der weit über die Grenzen Bergkamens hinausgeht. Wenn in der Szene bekannte Bands in Oberaden auftreten, dann reisen Fans auch aus den Tiefen des Ruhrgebiets oder des Münsterlands an.

Dass diese Entwicklung im Yellowstone eine starke jugendpolitische Komponente hat, erkannte Ludger Kortendiek vom Kinder- und Jugendbüro schnell. „Ende der 1990er Jahre gab es in Bergkamen eine starke rechtsradikale Jugendszene“, erklärt er. Dabei zog sie viele Mitglieder nicht etwa wegen der abstrusen Ideologien an, sondern weil sie dort eine subkulturelle Heimat fanden. Ein wichtiges Element ist hier die Musik, die fernab von dem liegt, was normalerweise in den Diskotheken zu hören ist.

Für diese Jugendlichen wurde im Yellowstone mit dem Soundclub und den Punk- und Hardcore-Konzerten ein, wie das Ergebnis zeigt, sehr wirkungsvolles Gegenangebot aufgebaut. Oft ist es laut und schräg, was durch das Yellowstone hallt, doch eine nennenswerte organisierte rechtsradikale Szene gibt es in Bergkamen nicht, auch nicht bei den Erwachsenen.

Das heißt nun nicht, dass es im Yellowstone keine „normale“ Musik zu hören gibt. Im Jugendzentrum steigen auch fröhliche Themenpartys. Sie orientieren sich allerdings am Bedarf. Besucher müssen schon nachfragen. „Wir unterstützen sie natürlich dabei“, betont Hartmut Dietrich. Dazu gehören auch die Werbemaßnahmen. „Wenn es nur bei einer Mund-zu-Mund-Propaganda bleibt, kommt natürlich keiner.“ Auch das hat das Yellowstone-Team in den zurückliegenden 30 Jahren bestens gelernt.