Einzigartiges aus Oberaden für den Gabentisch

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Filz, Wolle, Kuchenteig, Pailletten, Kugeln, Strass, Perlen, Holz, Plastik, Stoff, Papier, Pergament, Pappe, Pappmaché: Die Liste der Materialien, die sich am Wochenende im und am Oberadener Stadtmuseum in regelrechte Kunstwerke verwandelten, ist unendlich. Mancher hatte das ganze Jahr über an den Dingen gebastelt, geklebt, gesägt, geschraubt, gemalt, gehäkelt, gestrickt, gefilzt oder andere Techniken angewandt, um seinen Verkaufsstand auf dem traditionellen Weihnachtsmarkt zu füllen. Das Ergebnis: Ein regelrechtes Meer aus Weihnachtsideen, auch wenn die Ausstellungsfläche im Museum deutlich geschrumpft war. Ideen, die im wahrsten Sinne einmalig sind.

Fast 120 Jahre alt ist die Spekulatius-Maschine, die im Museumskeller 35 Kilo Teig verarbeitet.
Carina Felske bei ihrer Premiere auf dem 21. Oberadener Weihnachtsmarkt.

Eine ägyptische Katze als Kissen mit „Wegwisch“-Effekt glitzert in einer Ecke. Hieroglyphen-Tassen, Skarabäen mit den Weisheiten des Ptahhotep oder Hundehalsbänder mit einem Grabspruch füllen andere Seiten des Verkaufsstands. Einen Großteil des alten Ägypten hat Carina Felske auf ihren Tischen ausgestellt. Alles Eigenproduktionen, die sie in ihrem Online-Shop verkauft. Dahinter steckt weit mehr als Begeisterung für eine versunkene Welt. Es ist echte Leidenschaft. Jedes Jahr taucht Carina Felske in Ägypten leibhaftig in die antiken Welten ein und bereist die Stätten, wo Pharaonen begraben sind und Mumien zum Vorschein kommen.

Fast wie im alten Ägypten, nur viel kälter: Stockbrotbacken.

„Angefangen hat es als Kind mit einem Fantasy-Buch über das alte Ägypten“, erzählt die Kamenerin. „Da habe ich mich rettungslos mit dem Ägypten-Virus infiziert.“ Seitdem verschlingt sie alles, was über die antike Kultur am Nil zu finden ist. 1999 entwickelte sie eine eigene Webseite. Götter, Pharaonen, Hieroglyphen, das Land und seine Geschichte, die Mythen, Mumien, Buchtipps, Reisen und ein eigener Blog: Auf www.selket.de tummeln sich inzwischen regelmäßig rund 80.000 Besucher. Damit ist die Homepage eine der erfolgreichsten deutschsprachigen ihrer Art. Sogar das Fernsehen hat schon über Carina Felske und ihre Passion berichtet. In der „Sendung mit der Maus“ hatte sie eine Hauptrolle. Nun beginnt Teil zwei ihrer Erfolgsgeschichte. 2015 hat die Webdesignerin aus ihren Ideen einen Online-Shop entwickelt, in dem es nahezu alles gibt, was das alte Ägypten an optischen Motiven zu bieten hat.

Kreative Ideen in allen Ecken und Winkeln

Martina Stetskamp mit ihren unbewöhnlichen Lampenkreationen.

Martina Stetskamp ist seit zehn Jahren Stammgast auf dem Weihnachtsmarkt. An ihrem Stand gab es schon Schmuck und mittelalterliche Kleidung zu kaufen. In diesem Jahr sind es Lampen. Nicht irgendwelche. Die Oberadenerin hat wochenlang Pergamentpapier gerollt, zu Sternen und anderen Gebilden formiert und mit unzähligen Birnen erhellt. So entstehen ungewöhnliche Lampen, die viele Bewunderer fanden. Alexandra Lehmann war nicht weniger fleißig in ihrem 5. Weihnachtsmarktjahr. Sie hat alle der unzähligen Filztaschen mit eigenen Händen genäht. Blümchen, Schneemänner, Käfer: Die Motive, Formen und Farben sind ebenfalls eigene Kreationen der Oberadenerin.

Auch die Besucher durften kreativ werden – etwa beim Basteln von Weihnachtsbaumkugeln.

Draußen vor dem Museum ist es inzwischen stockdunkel und das Karussell zieht hell erleuchtet seine Kreise. Auf der Bühne löst ein Frauenchor den Männerchor ab, es duftet nach geschmorten Pilzen, Feuerzangenbowle und Stockbrot in dem kleinen Hüttendorf. Aus dem Keller des Museums ziehen ebenfalls unwiderstehliche Duftschwaden in alle Räume. Zwei Öfen geben alles neben den Bergbauutensilien aus vergangenen Tagen. Einer davon ist ein Umluftherd, den Bäcker Sadlowski eigenhändig in die kleine Küche gewuchtet hat. Denn das, was dort beständig aus der bald 120 Jahre alten Spekulatius-Walze rollt, ist schließlich eine Rarität. Die antike Maschine zu bedienen ist dagegen echte Schwerstarbeit. Die vierköpfige Bäcker-Familie muss sich regelmäßig an der Kurbel abwechseln, um die insgesamt 35 Kilo Teig zu verarbeiten – sonst wird es zu anstrengend.

Postkarten konnte jeder mit nach Hause nehmen, der die Druckerpresse in Gang setzte.

Nach dem ersten Abschnitt des Umbaus präsentiert sich die Ausstellungsräume des Museums im neuen Glanz. Zwischen den neuen Vitrinen ist kein Platz mehr für die Verkaufsstände. Manche der freistehenden Ausstellungsstücke haben schon jetzt Blessuren von Besuchern, die unbedingt die Relikte der Bergkamener Vergangenheit mit eigenen Händen erkunden müssen. Der Umbau geht weiter und die Fläche für den Weihnachtsmarkt wird weiter schrumpfen. Das tut der einzigartigen Stimmung aber keinen Abbruch.