Eine Liebesbeziehung mit viel Liebeskummer und Bananen-Futter

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„Ich wollte Sie mal fragen…“: Hagen Rether als psychotherapeutischer Ideensammler in Sachen globale Vollkatastrophen.

Wieder einmal ist Liebe fällig. Wieder einmal gibt es Liebeskummer satt auf allen Ebenen und eigentlich keine Heilung. Wieder einmal liegen die Bananen bereit wie für die Affen im Zoo. Aber Hagen Rether gibt auch bei der x-ten Variante seines „Liebesprogramms“ im studio theater nicht wirklich auf. Er reißt sie meilenweit auf, die immergleichen Wunden – damit sie wenigstens etwas Luft bekommen und sie vielleicht irgendjemand doch noch sieht. Schließlich ist er hauptberuflich Trauerbegleiter, und die müssen bekanntlich einiges aushalten.

Platz nehmen für die postcoronare Depression mit Bananen-Therapie am Flügel.

Mehr noch. Rether ist der selbsternannte „Peter Lustig für enttäuschte Christen“, Muster-Forscher, Warner, Erntlarver, Frauenversteher und Post-Corona-Psychotherapeut. Reiner äußerlich plaudert er nett am Flügel so über dies und das, über alles und nichts. Er lehnt sich bedrohlich weit zurück in seinem Psychotherapeutenstuhl, krault sich das „Frettchen im Gesicht“ und dann holt er sie erbarmungslos hervor, die Banane. Nicht nur für die zu spät Gekommenen. Brutal reißt er die Schalen herunter und präsentiert sie nackt, wie sie sind – die brutalen Wahrheiten, die eigentlich jeder kennt. Viel schlimmer ist aber der eigene Anteil an jeder einzelnen. Der Anblick tut weh.

Mit den Händen gegen den Wahnsinn anfuchteln.

„Ich wollte Sie mal fragen, ob Sie da eine Idee haben“: Da kann er noch so viel den Stift zücken – auf seine Fragen findet keiner eine Antwort. Schließlich „haben wir es ja alle so gewollt“. Dass der Karren nach unendlich vielen Jahren Kohl und Merkel noch tiefer im Dreck steckt. Dass die Bundeswehr heute genau so aussieht, „als wäre sie von den Grünen übernommen worden“. Dass sich die Armut hochfrisst in die Mittelschicht, die „linken“ Großmachtkonzerne wie die Linke aus der NATO rauswollen und der Obdachlose doch froh sein kann, dass wir noch in der NATO sind – immerhin. Täglich grüßen die Murmeltiere – oder holen uns doch wenigstens an allen Ecken und Enden wieder ein. Mit einst Putin hofierenden heutigen Bundespräsidenten, mit Wohngeld beziehenden Polizisten und einem sozialen Status, der wieder an den Zähnen zu erkennen ist.

Der Stoff, auf dem die Revolutionen sind

Zurücklehnen und durchatmen.

Da kann Hagen Rether auch endlos Herrn Lindner um Erklärungen bitten, warum es billiger ist, die Glühbirne zu halten und das Haus zu drehen. „Das ist der Stoff, aus denen die Revolutionen sind.“ Es ist „längst kurz vor 1“ und alles verpufft. Die arabischen Enthauptungskrummsäbel stehen als Geschenke in den Vitrinen der Energieverhandler, die Leichenberge unter unserem Wohlstand werden immer größer und die Augenhöhe zu den Despoten der Welt immer gleicher. „Es ist Payback-Time in jedem Bereich“, das ist die bittere globale Wahrheit. Und nicht nur die durchdigitalisierten Ukraine-Kinder finden sich bei uns in einem Schwellenland wieder. Die Kongolesen im Kongo können lesen, während wir über den Unterschied zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen philosophieren, die Holländer ihre Wohnwagen für die Flucht vor den Fluten in die Eifel packen und Putin sich rüstet, um wieder Bürgermeister von Ostdeutschland zu werden.

Surrende 70er-Jahre-Lüftung, Licht im Gesicht: Rether hat es in Bergkamen nicht leicht.

„Was machen wir, wenn wir weiter so durchdrehen?“ Auch darauf gibt es selbstverständlich keine Antwort. Die Ökodiktatur ist längst durch das Ahrtal gerauscht, der Jadebusen wird irgendwann Doppel-D, wir schreiben Briefe an den Jet-Stream und suhlen uns nach 20 Jahren Überheblichkeit im kindlichen Trotz. Wir saufen, grillen und fliegen unseren Kindern ihre Zukunft weg, der Opa läuft in seinen SUV hinein und wir kultivieren unsere Partikularinteressen weiter als Vollkatastrophen. Wir sind die Marie Antoinettes – da helfen auch keine kunstfertig dargebotenen Freuden und schönen Götterfunken am Flügel.

Zum Schluss gab es Freude und schöne Götterfunken am Flügel – unter anderem.

Wir freuen uns schon auf den nächsten Liebesbeweis von Hagen Rether. Hoffentlich dauert der nicht wieder 6 Jahre „oder so“. Und hoffentlich erinnert er sich dann auch wieder daran, „etwas früher Schluss zu machen“. Nach gut dreieinhalb Stunden glich die Liebesbeziehung einer Gehirnwäsche mit allzu vielen Wiederholungen. Da waren die meisten froh, dass der Meister seine Bananen verteilt hatte und auf eine Zugabe verzichtete. Denn die Wunden bluten wieder. Heilung ausgeschlossen.